Die Straßenräumer sehen dem Winter-Intermezzo gelassen entgegen. Sie sind vorbereitet.

Leonberg - Regenschauer, Schneetreiben, Graupelgestöber, dazwischen auch mal Sonnenschein, und das alles mitten in einer farbenfrohen Blütenpracht – der Monat April ist ja bekannt, dass er wettermäßig eine große Palette an Möglichkeiten anbietet und dabei macht, was er will. Doch gegenwärtig schlägt sogar der „Launing“, was seine Kapriolen betrifft, gehörig über die Stränge.

 

„Es sieht nicht gut aus“, sagt Albert Kaspari. Die Bilanz des Vorsitzenden des Obst-, Garten- und Weinbauvereins Eltingen-Leonberg nach einer Stippvisite in den Wengerten und Obstwiesen rund um Leonberg und Eltingen ist ernüchternd. „Wenn sich das Wetter in den nächsten Tagen entwickelt wie vorhergesagt, dann entsteht großer Schaden“, ist Kaspari überzeugt. Vieles stehe in voller Blüte, doch die Temperaturen sind zu niedrig, dass die Bienen ausfliegen, um Pollen zu sammeln und die Blüten zu bestäuben. „Honigbienen brauchen mindestens 15 Grad Celsius, Wildbienen begnügen sich auch mit weniger, aber auch für diese ist es zu kalt“, weiß der Vereinsvorsitzende.

Gefährdet sind Apfel- und Birnenbäume

Fällt die Temperatur in den kommenden Tagen unter Null, werde die Ernte bei vielen Obstbäumen bescheiden ausfallen, prognostiziert Albert Kaspari. Nicht der Schnee oder der Regen seien das Problem, nicht einmal das Eis, das sich bei einem Nachtfrost bilden kann. „Es ist die bereits starke Sonne und wenn die dann auf das Eis scheint und es schnell abtaut, erleiden die Blüten Schaden und werden braun“, erläutert er.

Gefährdet seien je nach Standort die in voller Blüte stehenden Apfel- und Birnenbäume, bei den Kirschen und Mirabellen könnte es von Vorteil gewesen sein, dass sie schon sehr früh geblüht haben und nun verschont bleiben. Kritisch werden könne es auch in den Wengerter. „Viele Reben haben bereits die Gescheide ausgetrieben, den länglichen, rispenartige Blütenstand und die sind sehr frostsensibel“, sagt Vereinsvorsitzender Kaspari. Sein Fazit: „Vom Monat April haben wir schon einiges erlebt, aber solche Wetterkapriolen wie gegenwärtig hat es schon lange nicht mehr gegeben.“

Der Straßenbeobachter fährt 4 Uhr morgens los

Gelassen sieht dagegen Annett Mally die gegenwärtigen Winterzeichen. Die Leiterin des Leonberger Baubetriebshofes weiß, dass man die hierzulande nicht allzu ernst nehmen darf. „Die Bodentemperatur ist hier zu hoch, als dass Schnee lange liegen bleiben kann“, erläutert sie. Trotzdem beobachte man die Wetterkapriolen und verfolge aufmerksam die Wetterberichte.

Auch wenn die Winterbereitschaft der Bauhofmitarbeiter am 1. November beginnt und am 30. März endet, sei man nicht unvorbereitet. „Ist solch extremes Wetter angesagt, dann fährt um vier Uhr ein Straßenbeobachter los“, erklärt Annett Mally. Zudem habe man ja auch die reguläre Bereitschaft in petto, die besteht, um auf Gefahrensituationen zu reagieren. „Hier sind Mitarbeiter dabei, die langjährige Erfahrung im Winterdienst haben und zu reagieren wissen“, sagt Mally.

Ähnlich gelassen bleibt auch die Straßenmeisterei des Böblinger Landratsamts, die für die überörtlichen Straßen verantwortlich ist. „Wir sind flexibel und können schnell reagieren“, sagt Rebecca Kottmann, die Pressesprecherin des Landratsamts. Über ein Wetterinformationssystem würde man sich jeden Morgen und jeden Abend informieren. „Und ist dann ein Unwetter, etwa Sturm oder Schnee, in Sicht, ergreifen wir Maßnahmen und ordnen eine Rufbereitschaft an“, sagt Kottmann.

Die meisten warten mit dem Reifenwechsel

Heiko Geiger, der Chef des Reifenfachmarktes Geiger in Leonberg, hat keine Bedenken bezüglich des kurzen Wintereinbruchs. Solange die Temperaturen im Plusbereich bleiben, müsse man sich auch mit frisch gewechselten Sommerreifen keine Sorgen machen. Die meisten seiner Kunden würden ohnehin noch mit Winterreifen fahren. „Das unbeständige Wetter im April ist ja nichts Neues. Letztes Jahr hatten wir zur gleichen Zeit auch einen kurzen Kälteeinbruch, der aber schnell wieder vorbei ging“, erinnert sich der Fachmann.

Die Frühlingsgefühle der Kunden des Modegeschäfts Only Women in der Leonberger Altstadt sind durch das launenhafte Wetter nicht verschwunden. „Trotz der Kälte kaufen immer mehr aus unserer Frühlings- und Sommerkollektion ein. Die meisten lassen sich vom schlechten Wetter nicht abschrecken, sondern blicken dem Frühling guten Gewissens entgegen“, meint Elisabeth Kleinfelder. Die Geschäftsführerin des Ladens freut sich auf die kommenden Frühlingstage. „Bei schönem Wetter und Sonnenschein shoppt es sich natürlich gleich besser für unsere Kundschaft“, weiß sie aus Erfahrung