In Hildrizhausen hat die nächste Stufe zur Ausrottung des Asiatischen Laubholzbocks begonnen. Bäume werden bis in die Wipfel untersucht.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Hildrizhausen - Kollegen trifft Dino Hiepler vorwiegend auf Bäumen – oder unter ihnen. Einem Mann mit dem gleichen Beruf in der Freizeit zu begegnen ist zumindest ausgesprochen unwahrscheinlich, dazu ist sein Job zu selten. Hieplers Arbeit ist, auf Bäume zu klettern – an diesem Tag und in den nächsten Wochen in Hildrizhausen, und in diesem Fall als Subunternehmer. In der Gemeinde hat die nächste Stufe bei der Suche nach möglichen weiteren Bäumen begonnen, die vom Asiatischen Laubholzbock befallen sind.

 

Im Umkreis von 200 Metern um die bisherigen Fundorte werden die Bäume bis in die Wipfel abgesucht, eben von Helfern wie Hiepler. Vor fast genau einem Jahr ist der erste Schädling in Hildrizhausen entdeckt worden. Seitdem arbeitet das Landratsamt ein Bekämpfungsprogramm ab, das die Europäische Union vorschreibt. Der drastischste Schritt war das Roden aller Gehölze, die der Käfer bevorzugt befällt, im Umkreis von 100 Metern um die Fundorte.

An diesem Tag erschwerden Fotografen die Arbeit der Baumkletterer

In diesem Moment wird die Arbeit der Baumkletterer von Fotografen erschwert, die Menschen und Hunde um einen abgesägten Ast dirigieren. Das Landratsamt hat die Presse eingeladen, auf eine Wiese mit einer Gartenhütte in ihrer Mitte, um zu demonstrieren, was in den nächsten Wochen geschieht. Die Kletterer haben den Ast aus einer Baumkrone gesägt. Ebendies tun sie, wenn sie Spuren eines Befalls entdecken, Verletzungen an der Borke, die von dem exotischen Schädling stammen könnten. Am Boden schnüffeln dann Hunde am Gehölz, die auf den Geruch des Käfers abgerichtet sind. Die Hündin Rika hat unübersehbar keine Lust, für die Bilder immer wieder das Stück Holz zu beschnuppern, an dem nichts Verdächtiges zu riechen ist.

Die nachgestellten Szenen werden noch jahrelang zum Hildrizhausener Alltag gehören. „Wir wiederholen das zweimal jährlich“, sagt Stephan Albrecht, der die Arbeiten koordiniert. Auch dies fordert die EU. Erst wenn vier Jahre lang keine Spuren des Schädlings mehr entdeckt wurden, gilt er als ausgerottet. Bis dahin steht Hildrizhausen unter Quarantäne, was im Wesentlichen heißt, dass kein Holz die Markung verlassen darf. In der Vergangenheit hatten Forstleute mit Ferngläsern vom Boden aus die Gehölze abgesucht – und nichts gefunden. „Wir hoffen natürlich, dass es dabei bleibt“, sagt Albrecht. Sonst beginnt die gesamte Prozedur wieder von vorn.

Die Spürhunde werden in einer Schule nahe Wien ausgebildet

Die Spürhunde sind alle in einer Hundeschule nahe Wien ausgebildet worden. „Dort ist die einzige Ausbildungsstätte in ganz Europa“, sagt Albrecht. Ihre Nasen sind empfindlich genug, um einen Befall zu riechen, selbst wenn die Käfer einen Baum schon vor Jahren verlassen haben. Die Aufgabe der Ausbilder ist, die Tiere so zu dressieren, dass sie anschlagen, wenn sie den Geruch wahrnehmen.

Dino Hieplers Weg zum Käferjäger begann gewöhnlicher. „Ich habe Forstwirtschaft studiert“, sagt er. Inzwischen darf er sich Fachagrarwirt Baumpflege nennen. Dazu war ein einwöchiger Kletterkurs nötig, 300 Stunden Klettererfahrung, eine Reihe von Prüfungen, bis hin zu der für den europäischen Tree-Technician, die europaweit höchste Qualifikation für Baumpfleger. Schulungen, um die Schäden des Asiatischen Laubholzbocks von anderen unterscheiden zu können, vor allem von denen heimischer Käfer, kamen hinzu. In einigen Wochen werden die Kletterer nach Altdorf weiterziehen. Dort ist ein Käfer gesichtet, aber kein befallener Baum entdeckt worden. Gleichzeitig wird die Suche ausgedehnt. Im Umkreis von zwei Kilometern müssen alle verdächtigen Gehölze gesichtet werden. In dieser Zone reicht der EU allerdings die Suche vom Boden aus.