Bevor sie das Fest startet, hat die Feuerwehr viel Arbeit.

Rutesheim - Da steht sie, die Gulaschkanone - so wird der Feldkochherd oder die Feldküche umgangssprachlich genannt. Die Gulaschkanone also, ein Anhänger in den ein oder mehrere Kessel und eine Feuerstelle integriert sind.

 

Ursprünglich waren diese sperrigen Geräte zur Essenszubereitung als Feldküche im eigentlichen Sinne, oder als Teil davon gedacht. So spielt der Feldkochherd eine große Rolle im Militär, aber auch im Katastrophenschutz. Bis heute wird er in vielen Armeen in großen Stückzahlen zur Versorgung eingesetzt. Doch es muss nicht nur militärisch zugehen, um die Vorzüge der Feldküche zu schätzen. So ist sie beispielsweise ein wichtiger Bestandteil der Sauerkraut-Hocketse in Perouse.

Rot und schwer steht sie auf dem Hof der Feuerwache des Rutesheimer Teilorts. Leise dampft sie vor sich hin. Rauchschwaden ziehen über das Abzugsrohr hinaus über die Dächer von Perouse. Es ist Sauerkraut-Zeit und dazu noch Hocketse-Zeit.

100 Kilo Sauerkraut

Tage vor dem Fest gehen sie los, die Vorbereitungen. „In den Anfangszeiten der Sauerkraut-Hocketse haben wir das Kraut von unserem örtlichen Metzger kochen lassen. Als er aufgehört hat, mussten wir überlegen, wie es weiter- gehen soll“, erzählt Helmfried Siegel von der Feuerwehr. Zwei Jahre lang haben sich die Perouser von den Kameraden in Schöckingen eine Gulaschkanone ausgeliehen, dann haben sie sich selbst eine besorgt.

Seit 14 Jahren kochen sie ihr Kraut nun selbst. Doch wie funktioniert das eigentlich, in diesen Dimensionen und Mengen ein wohlschmeckendes Kraut anbieten zu können?

Stolze 100 Kilo Kraut fasst die Gulaschkanone. „Zum Kraut kommen noch knapp zehn Kilo Äpfel, fünf Kilo Zwiebeln, Salz, Pfeffer, Piment, Paprika, Lorbeer und Senfkörner“, verrät Helmfried Siegel. Oben drauf legt der Kraut-Experte gern noch frische und gerauchte Bäuche. Aber auch Portionen ohne Fleisch bereitet er vor. Diese werden dann mit Gemüsebrühe verfeinert.

Sie werden gesondert gekennzeichnet und sind für Vegetarier und Veganer geeignet. So finden sie ihren Weg in die geliehenen Wärmeboxen des Roten Kreuzes. Von hieraus gehts dann in den Verkauf.

Ein Kraut-Durchgang dauert gut drei Stunden

Zehnmal steht Helmfried Siegel vor dem Fest an der Gulaschkanone. 100 Kilo kocht er auf diese immer gleiche Weise. Für einen Kraut-Durchgang benötigt er zwischen drei und dreieinhalb Stunden. Das kommt ganz auf die Beschaffenheit und Dicke der Krautköpfe an.

„Ich mag Sauerkraut. Es ist gesund und schmeckt gut. Vor allem mit Schäufele oder Bauch“, sagt er lächelnd. „Die Sauerkrautrezepte habe ich von meiner Mutter und meiner Oma. Manche geben ins Sauerkraut auch Kartoffeln, damit es sämiger wird“. Doch Siegel verzichtet auf die gesunde Knolle und kocht stattdessen das Kraut zweimal auf.

Ein schlechtes Sauerkrautjahr

Bevor es jedoch aufgekocht werden kann, muss es für die Gulaschkanone vorbereitet werden. Rolf Schüle ist hier der Mann der Stunde. Am 11. September hat er begonnen, das Kraut zu schneiden. Ein paar Tage zuvor hat er die Krautköpfe vom Feld geholt. Sie wurden geputzt und von den äußeren Blättern befreit. „Das liegt nicht lange rum. Im August und September war das Wetter noch warm“, erläutert er.

Doch ist dieses Jahr kein gutes für Rolf Schüle, dessen Haupterwerb das Geschäft mit dem Kohl ist. „Es ist das schlechteste Sauerkrautjahr das ich je erlebt habe“, klagt er. „Sogar schlechter als 2003. Da war es zwar noch heißer, dafür hat es aber doch auch ein paarmal geregnet. Dieses Jahr war einfach zu heiß und zu trocken“.

Der schwerste Mann muss stampfen

Nachdem die ganzen Kohlköpfe geerntet sind, wird der Strunk durch eine Bohrmaschine entfernt. Daraufhin kommt der Kohl in eine Maschine. Dort wird das Gemüse geraspelt. Über ein Förderband gelangen die Sauerkrautraspel in einen Behälter. In weiteren großen Behältern, 15 an der Zahl, wird das Sauerkraut dann eingesalzen und gestampft.

„Gestampft wird das Sauerkraut vom schwersten Mann“, sagt Rolf Schüle lachend. Und tatsächlich wird das Kraut mit lebensmittelkonformen Schuhen bearbeitet. „Früher durften dies die Kinder für den Verzehr in der eigenen Familie machen“, erinnert sich Schüle. Je mehr gestampft wird, desto mehr Wasser zieht das Kraut. Und umso schmackhafter ist es. Beim Krautfest am Wochenende wussten das die zahlreiche Gäste wohl zu schätzen.