Die Sanierung des Gebäudes ist aufwändiger als angenommen.

Renningen - Es sollten nur ein neuer Anstrich und ein Anbau für die aus allen Nähten platzende Realschule sein, damit die in die Jahre gekommene Bildungsstätte aus den 70er Jahren auch optisch zum neuen Schulkomplex, den neu gestalteten Schulhöfen und der modernen Mediathek passt. Doch als Michael Kohler, Abteilungsleiter Hoch- und Tiefbau in Renningen, sich ein Bild von der künftigen Baustelle machen wollte, war schnell klar, dass die Sanierungsmaßnahmen ganz anders ausfallen würden als geplant.

 

„Die Fassadenplatten haben sich auf der Außen- und der Innenseite als asbesthaltig herausgestellt“, erklärt Kohler. Die Stadtverwaltung war sofort alarmiert. Zusammen mit dem Asbest-Experten Konrad Zieglowski von der Renninger Firma Zet-Consult wurde der Innenraum der Schule schon am nächsten Tag von Bürgermeister Wolfgang Faißt, Stadtbaumeister Hartmut Marx, Michael Kohler, dem Fachbereichsleiter Bürger und Recht Marcello Lallo und Schulleiter Moeurn Ty in einem zweistündigen Rundgang gründlich inspiziert, um etwaige Schäden festzustellen.

„Wir haben sofort gehandelt“

Dabei wurden mehrere beschädigte Stellen entdeckt, vor allem am Eingangsbereich fanden sich Platten mit Löchern oder Brüchen, aus denen Asbestfäden entweichen konnten. „Da haben wir sofort gehandelt“, erklärt Faißt. Die Firma Holzbau Lauffer, die für die Sanierung von Gebäuden mit asbesthaltigen Baustoffen zertifiziert ist, wurde stante pede mit den Sofortmaßnahmen betreut. „Wir haben Glück, dass wir sowohl mit Zet-Consult als auch mit Lauffer Spezialisten am Ort haben, die sich auch sofort um diese Problematik kümmern konnten“, unterstreicht der Schultheiß. Mit Hochdruck wurde vier Tage an den Innenverkleidungen gearbeitet, um die geschädigten Stellen gegenüber den Innenräumen abzuschirmen, so dass keine Fasern in den Aufenthaltsbereich der Nutzer gelangen können. Zudem wurden die Werte der Luftkonzentration gemessen, bei denen der ermittelte Faserkonzentrationswert statistisch zwischen 100-300 Fasern pro Kubikmeter Raumluft liegt. „Damit“, so Experte Zieglowski, „gilt der festgestellte Wert als unkritisch. Auch in der uns umgebenden Natur können diese Werte festgestellt werden.“ Abschließend betont er, dass eine akute Gefährdung durch Asbestfasern zur Zeit nicht gegeben sei, da alle akuten Stellen sofort bearbeitet wurden, um einen umfassenden Schutz zu gewährleisten.

Nichts überstürzen, sondern grünlich planen

Glücklicherweise kann mit diesem Ergebnis zwar aufgeatmet werden, aber nur, um tief Luft für die jetzt anstehenden Planungen zur Sanierung und der dazu nötigen Finanzierung der Realschule zu holen. Die nächsten Schritte werden unverzüglich in Angriff genommen, allerdings unter einer Maxime: „Hier darf nichts überstürzt werden, das wird solide, sauber und gründlich geplant“, so Faißt, darin sind sich Stadtverwaltung, Schulleitung und Experten einig. Vier bis sechs Jahre wird die Sanierung voraussichtlich dauern, sie wird in mehrere Bauabschnitte unterteilt werden. Ob die Schüler für die Sanierung einzelner Räume ausquartiert werden müssen, ist noch unklar.

„Das Wichtigste für mich ist“, so Schulleiter Ty nach dem ersten Schrecken, „dass die Gefährdung von Schülern, Lehrern und aller Menschen, die in der Schule zu tun haben, ausgeschlossen werden konnte.“ Er ist froh, dass die Stadtverwaltung so schnell gehandelt hat, und hat die Eltern mit einem offenen Brief von den Entwicklungen unterrichtet. Eltern, die Fragen haben, können sich an Michael Kohler oder Hartmut Marx wenden. Der Schulbetrieb wird bis auf Weiteres wie gewohnt weitergehen, denn die eigentlichen Arbeiten werden erst in 2019 beginnen: „Den Jahresbeginn anzuvisieren, halte ich für sehr sportlich“, sagt Zieglowski. „Nicht nur die Planung braucht Zeit, auch die Ausschreibungen und die Beantragung von Zuschüssen dauern.“ Mitte 2019 hält er für realistischer. Stadtbaumeister Marx versucht, im Schlechten wenigstens noch etwas Gutes zu sehen: „Die Schule sollte sowieso erweitert werden“, erklärt er. „Jetzt werden wir uns natürlich anschauen, welche planmäßigen Modernisierungen wir in diese Sanierung gleich integrieren können.“