Mit seinem Entschluss, nicht wieder zu kandidieren, hat der Bürgermeister seine Räte gehörig überrascht.

Rutesheim - Wie reagiert man, wenn der Bürgermeister, der die volle Unterstützung des Gemeinderates hat, völlig überraschend verkündet, dass er nicht zur Wiederwahl antritt? Dieses Problem hatte am Montag der Rutesheimer Gemeinderat. Soll man Beifall spenden, angesichts seiner Leistungen in 16 Jahren Amtszeit, oder klingt das dann so, als ob man sich freue, dass er geht?

 

Und so war denn auch nur ein zaghaftes Händeklatschen zu hören. Was dann auch den Fraktionsvorsitzenden der Bürgerlichen Wählervereinigung (BWV), Wolfgang Diehm, zu der spontanen Wortmeldung veranlasste, in der er unwidersprochen klar stellte, dass sich niemand darüber freue, dass Hoffmann 2018 nicht erneut kandidieren will. „Wir hätten gerne weiter miteinander zusammengearbeitet, aber wir respektieren und akzeptieren diese persönliche Entscheidung“, sagte Diehm.

Auch am Tag danach sind die Gemeinderäte noch daran, die Ankündigung zu verdauen. „Wir waren völlig überrascht, dass der Bürgermeister nicht weiter macht“, meinte gestern der Grünen-Fraktionsvorsitzende Fritz Schlicher. Es sei auch eine kleine Enttäuschung, weil die Verwaltungsspitze und der Gemeinderat ein gut eingespieltes Team seien und er voll damit gerechnet habe, dass Hofmann weiter macht. „Es ist schade, aber vielleicht hätte ich es persönlich auch so gemacht, denn mitten in einer Amtszeit zu gehen, ist nicht gut“, meinte Schlicher.

Doch wer soll den Job machen? „Entscheidend wird die Persönlichkeit sein, die da kommt, und nicht das Parteibuch“, sagte Schlicher. Aber eine wichtige Rolle werden künftig die weichen Faktoren spielen, die für den Standort Rutesheim sprechen und nicht noch mehr Wachsen und Bauen.

Räte hatten Unterstützung zugesagt

„Völlig geplättet“ – so beschreibt der CDU-Sprecher Ulrich Köthe die Verfassung in seiner Gemeinderatsfraktion. Noch im April habe man Dieter Hofmann im Ältestenrat die völlige Unterstützung bei einer weiteren Kandidatur signalisiert. „Wir haben deutlich gemacht, dass wir keinen Gegenkandidaten aufstellen wollen und es schön wäre, wenn der Bürgermeister weiter macht“, sagt Köthe im Rückblick. Allerdings könne er auch die Argumente nachvollziehen, die Dieter Hofmann zum Umdenken veranlasst haben. Zudem sei auch der Rat der Familie starkes Argument. In einer Fraktionssitzung im August und auch im CDU-Stadtverband gelte es zu beraten, wie es weiter geht, sagt Köthe. „Im Moment sehe ich keinen guten Kandidaten oder eine gute Kandidatin in der Landschaft“, meint der Fraktionsvorsitzende. Man werde sich auch bei den Kollegen der anderen Fraktionen im Gemeinrat umhören. „Wir haben schon immer vertrauensvoll kommuniziert“, versichert Köthe.

Nicht minder von der Ankündigung überrascht war auch Harald Schaber, der UBR-Fraktionschef. „Wir hatten das gute Gefühl, dass er noch etwas dranhängen wird.“ Nun heiße es, sich neu aufzustellen und auf gute Bewerbungen zu warten. „Wir haben in Rutesheim immer Glück gehabt mit den Bürgermeistern, ob das Kurt Schaible, Wilfried Reichert oder Dieter Hofmann war – hoffentlich hält das an“, wünscht sich Schaber.

Einfach werde das nicht sein, denn Dieter Hofmann hinterlasse wie seine beiden Vorgänger große Fußstapfen. „Es war immer eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“, sagt Schaber und fügt hinzu: „Dieter Hofmann war kein guter, sondern ein herausragender Bürgermeister.“

Eine gute Bilanz

Dieter Hofmann kann auf eine gute Bilanz zurückblicken. In seinen 16 Jahren sind in Rutesheim rund 167 Millionen Euro in die Entwicklung der Stadt investiert worden und doch liegen noch 20 Millionen als Rücklage auf der hohen Kante. Trotz seiner große Verdienste hat der unsägliche und unerklärliche Vorfall mit den Tankgutscheinen 2012 am Image von Dieter Hofmann gekratzt. Damals hatte er drei Gutscheine für Mitarbeiter im Wert von 150 Euro für sich persönlich verwendet. Das brachte ihm einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft über 10 000 Euro ein. Zudem hatte der Böblinger Landrat Roland Bernhard ein Disziplinarverfahren gegen ihn angestrengt. Daraufhin wurden Hofmann die Amtsbezüge für die Dauer eines Jahres gekürzt, was ihm noch einmal eine Einbuße in gleicher Höhe einbrachte. Der Gemeinderat stand allerdings weiter zu Dieter Hofmann.

Der Bürgermeister hat am Dienstagvormittag auch die Mitarbeiter des Rathauses über seinen Entschluss informiert. Wie geht es nun organisatorisch weiter? „Am 2. Oktober wird der Gemeinderat die Details besprechen und den Fahrplan beschließen“, erläutert der Erste Beigeordnete Martin Killinger. Weil die Amtszeit des Bürgermeisters am 31. März endet, kann frühestens drei Monate davor gewählt werden. „Aber spätestens einen Monat davor muss gewählt sein“, so Killinger.