Der Gemeinderat legt die Ziele für die Bewirtschaftung des Stadtforstes fest. Der Trend zu mehr Laubwald geht weiter, doch die Tanne bleibt ein wichtiger Holzlieferant. Auch die Erholungsfunktion und der Naturschutz sollen nicht zu kurz kommen.

Rutesheim - Die Eckdaten für die Bewirtschaftung des Stadtwaldes in den nächsten zehn Jahren hat der Gemeinderat in seiner Sitzung bei der Tannenwaldhütte des Forstbetriebes gebilligt. Dafür wurde die Forsteinrichtung, auch periodische Betriebsplanung genannt, einstimmig beschlossen. Diese sieht vor, dass auf die Jahre 2017 bis 2026 verteilt insgesamt 39 142 Festmeter Holz geerntet werden.

 

Die Forsteinrichtung ist im Staats- und Kommunalwald alle zehn Jahre Thema. Hierzu wird in einem ersten Schritt eine Inventur über den Zustand des Waldes gemacht, in einem zweiten Schritt wird die vergangene Forsteinrichtungsperiode durchleuchtet. Dies bildet dann zusammen mit den Zielen, die der Eigentümer sich für seinen Wald setzt, die Grundlage für die Planung der kommenden zehn Jahre.

Der Forst ist 535 Hektar groß

Im Stadtwald sollen stabile Mischbestände erhalten und gefördert werden, wobei der Naturverjüngung von Buche und Tanne eine wichtige Rolle zukommt. In den von Fichten dominierten Beständen soll die Buche gefördert werden. „In Buchenverjüngungen können zur Erhöhung der Artenvielfalt auf Lücken Tanne, Fichte und vor dem Hintergrund des Klimawandels Douglasie als Mischbaumarten eingebracht werden“, erläuterte Axel Winking bei einem Waldrundgang mit dem Gemeinderat. Er hat als Forsteinrichter beim zuständigen Regierungspräsidium Tübingen das Verfahren begleitet.

Der Forst in Rutesheim ist 535 Hektar groß, davon dominieren mit 60 Prozent die Laubbäume. Mit einem Anteil von 46 Prozent (drei Prozent mehr als vor zehn Jahren) ist die Buche die dominierende Baumart im Betrieb, gefolgt von Fichte mit 25 Prozent (zwei Prozent weniger). Flächenmäßig gibt es vorwiegend jüngere und ältere Bestände, mittelalte Bestände zwischen 60 und 100 Jahren nehmen einen geringeren Flächenanteil ein.

Der derzeitige Holzvorrat liegt im Stadtwald bei 382 Festmetern je Hektar, ein Anstieg gegenüber 2007. Dies sei durch jüngere zuwachsstarke Bestände zu erklären, sagte Winking. Verjüngung findet auf rund 152 Hektar statt und wird von der Buche dominiert (87 Prozent Flächenanteil). Neben der Buche sind Tanne (sechs Prozent) und Fichte (vier Prozent) die häufigsten Baumarten in der Verjüngung.

Zwölf Hektar Wald werden verjüngt

„Doch der Wald ist mehr als nur Holzlieferant“, erläuterte Winking bei dem Rundgang. Wasser- und Quellenschutzgebiete seien von besonderer Bedeutung, ebenso die Erholungsfunktion des Waldes. 204 Hektar der Waldfläche des Betriebes liegen im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Das sind spezielle europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, die dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Habitaten (Lebensraumtypen) dienen. Neun Hektar sind als Waldbiotope ausgewiesen. Mit einem „Alt- und Totholzkonzept“ hat die Stadt auf 11,6 Hektar als Refugium, also Rückzugsfläche für unterschiedliche Waldbewohner, ausgewiesen.

Der Plan für die kommenden zehn Jahre sieht vor, dass pro Jahr etwas mehr als 3900 Festmeter Holz gefällt werden. Davon kommen 40 Prozent aus Durchforstungsbeständen, in welchen ein bis zwei Pflegeeingriffe im Jahrzehnt geplant sind, um den Bestand zu lichten. 60 Prozent des Einschlages sind in Vorratspflege- und in Verjüngungsbeständen vorgesehen. Der geplante durchschnittliche Hiebesatz von 7,7 Festmeter im Jahr pro Hektar, sei weniger als nachwächst, erläuterte Winking.

Rund zwölf Hektar Wald wird in den kommenden zehn Jahren verjüngt, davon 53 Prozent auf natürliche Art, vorwiegend Buchen. Pflanzen muss man hingegen die Douglasien (1,9 Hektar) und die Eichen (2,8 Hektar). Die Ausgleichspflanzungen für die im Bau befindliche Umfahrung von Perouse sind noch nicht in die Planung aufgenommen. Die Jungbestandspflege, um wertvolle Baumarten zu sichern und die gewünschte Baumartenmischungen zu erhalten, ist auf 27,5 Hektar vorgesehen.