Die Akademie-Woche startet mit einem Kracher. Die beiden Musiker von „2Cellos“ bringen mit Klassik, Pop und Rock die Halle zum Beben.

Rutesheim - Der Hallenboden bebt. Eine überdimensionale Discokugel schwebt über der Bühne, buntes Scheinwerferlicht irrt über das tobende Publikum hinweg. Die Zuschauer klatschen, pfeifen und feuern die zwei Musiker auf der Bühne an, als wären sie die Rolling Stones höchstpersönlich. Dabei spielen sie gerade nur deren größten Hit „Satisfaction“. Doch Luka Šulic und Stjepan Hauser sind nicht irgendeine Cover-Band. Die beiden Kroaten sind mittlerweile selbst so etwas wie Popstars. Nur eben Popstars mit Cello.

 

Zum Auftakt der Cello-Akademie haben die Organisatoren um Matthias Trück wirklich ein Kracherkonzert an Land gezogen. 2Cellos füllen weltweit große Konzerthallen, waren mit Elton John auf Tournee und brachten es sogar zu einem Auftritt in der US-Musik-Serie „Glee“. Und nun bringen sie eben Rutesheim zum Beben.

Doch ein Ausflug in die Provinz ist es für die Weitgereisten wahrlich nicht. „Ja, wir waren schon ein wenig nervös“, sagt Luka Šulic nach dem Konzert, angesprochen auf den Auftritt von den Meister-Dozenten der Akademie. Doch es sei einer „sehr cooles Festival, die Leute sind sehr aufgeschlossen“, lobte der 27-Jährige. Denn das Programm der Cellisten liegt nicht jedem Liebhaber klassischer Musik. „Das ist kein klassisches Konzert. Ihr könnt euch entspannen, schreien, tanzen oder mit Stjepan flirten“, ruft Šulic dem Publikum zu.

Ist der Beginn des Konzerts noch recht puristisch, packen die beiden Kroaten später einen Welthit nach dem anderen aus: von Coldplay über Sting, Michael Jackson bis hin zu Guns’n’Roses und natürlich AC/DC. „Wir lieben AC/DC genauso sehr wie Bach“, hat Luka Šulic einmal gesagt. In Jeans und Turnschuhen bespielen sie ihre E-Celli, als wären es E-Gitarren. Dann hält sie nichts mehr auf ihren Sitzen bei „Highway to hell“, „Thunderstruck“ oder „Welcome to the jungle“. Die Haare fliegen, der Schweiß tropft. Dann sind sie wieder ganz zart und romantisch, verzaubern mit Rihannas „We found love“ oder „Fields of gold“ von Sting.

Doch auch zwischen den Liedern unterhalten die beiden glänzend. Stjepan Hauser wirft Küsschen und übertrieben schmachtende Blicke ins Publikum und gibt lachend zu, dass ihn manchmal sein eigenes Talent überrascht. Und Talent haben die beiden. Šulic war mit 15 Jahren der jüngste Schüler, der je an der Musikakademie in Zagreb angenommen wurde. Beide studierten Cello in England, sammelten international Preise. Vielleicht wären sie sogar selbst Schüler der Cello-Akademie, von denen sie viele bereits aus ihrer eigenen musikalischen Ausbildung kennen. Doch dann entdeckten sie vor drei Jahren ein neues Genre für sich.

Was die finnischen Cello-Rocker von Apocalyptica bereits mit Metal vorgemacht hatten, versuchten sie mit bekannten Pop- und Rocknummern. Ihr erster selbst gedrehter Clip zu Michael Jacksons „Smooth Criminal“ wurde innerhalb von zwei Wochen über eine Million Mal auf Youtube angeklickt. Seitdem ging es steil bergauf. Sogar an den unerreichten Jimi Hendrix wagten sie sich heran. „Das Leben ist nicht vorhersehbar. Aber diese Musik hat uns so viele Türen geöffnet“, sagt Luka Šulic.