Modellbau mal anders: Die Gruppe „1zu32land“ hat sich übers Internet vernetzt und teilt eine besondere Leidenschaft: Einfache Modelle von Land- und Baumaschinen werden funktionsfähig gemacht und per Fernsteuerung bedient.

Rutesheim - Das Internet hat ja schon so mancher Kuriosität zu Berühmtheit verholfen. Besonders schön ist es, wenn sich Anhänger desselben ausgefallenen Hobbys im Internet finden und zusammenschließen können. So geschehen bei der Gruppe, die sich „1zu32land“ nennt. Hier treffen sich Bastler und Modellbaufans, vereint durch ein Ziel: kleine Modelle von Land- und Baumaschinen funktionsfähig zu machen, vom stehenden Kinderspielzeug zum ferngesteuerten Modell für Erwachsene.

 

„Eigentlich sind wir international“, sagt Engelbert Kraffert aus Rutesheim, der seit zehn Jahren dabei ist. „Hier in der Region gibt es etwa zehn solcher Modellbauer, aber wir kennen auch Bastler aus Freiburg, Ulm, Hamburg, der Schweiz und von der dänischen Grenze.“ Der Reiz an diesem Hobby liegt dabei auch an der Anerkennung in der Gruppe. „Wir sind sehr gut vernetzt und posten Bilder und Videos der umgebauten Modelle in unserer WhatsApp-Gruppe, in Facebook und auf Youtube. Wenn da dann viele Daumen hochgehen, das macht einen schon stolz“, erzählt der Rentner Kraffert. Privat hätte er sich nie bei Facebook angemeldet.

Fingerspitzengefühl und technisches Know-how

Die Spielzeuge umzubauen, ist dabei gar nicht so einfach. „Das erfordert auf jeden Fall ein gewisses mechanisches und elektronisches Verständnis“, betont Mark Waschka, Student und seit einem halben Jahr bei „1zu32land“ aktiv. Zunächst werden die Modelle von Herstellern wie Siku, Wiking oder Schuco gekauft und zerlegt. Dann muss Platz für Motor, Lenkung und weitere Elektronik geschaffen werden. Die winzigen Bauteile werden teilweise aus China oder den USA bestellt. Je nach Modell müssen auch noch zahlreiche kleine Lampen sowie die Front- und Heckhydraulik eingebaut werden – es soll schließlich alles so funktionieren wie beim großen Original. Lkw-Modelle werden teilweise auch mit Autolack in den Farben der zugehörigen Spedition lackiert und beklebt.

Und was passiert mit den umgebauten Modellen? „Wir werden sehr gerne von Landmaschinenhändlern oder anderen Firmen zu Messen und Gewerbeschauen eingeladen“, erzählt Engelbert Kraffert. Auf einer speziellen Diorama-Platte mit Wiesen, Scheune und kleinem Acker aus Kaffeepulver führen die Modellbauer dort ihre Fahrzeuge vor. „Es gibt auch Käufer für die eigenhändig umgebauten Modelle“, sagt der Rutesheimer.

„Meine Frau liest – und ich baggere“

Aber auch privat treffen sie sich ab und zu, zuletzt in Gebersheim mit etwa 30 Leuten, um gemeinsam zu fahren und sich bei Problemen zu helfen. „Manchmal spiele ich auch für mich alleine auf dem Balkon“, verrät der Rentner, „meine Frau liest etwas und ich sitze daneben und baggere“.

Durchweg positiv seien die Reaktionen auf ihr ungewöhnliches Hobby, versichern die Modellbauer. Mark Waschka hat mit seiner Leidenschaft schon seine Familie angesteckt, die Mutter räumte ein Zimmer für den neuen Hobbyraum. Jonas, mit 13 Jahren der jüngste Modellbauer der Gruppe, wird regelmäßig von seinen Eltern zu den Treffen gefahren. Auch Engelbert Krafferts Frau hatte stets Verständnis, wenn ihr Mann die Küche belegte. „Nur als sie dann Frässpäne in der Kaffeemaschine fand, hat sie mich gefragt, ob wir vielleicht in eine größere Wohnung ziehen könnten“, gibt er schmunzelnd zu.