Der Dekan Wolfgang Vögele führt Angelika Rühle in der voll besetzten Johanneskirche in ihr Amt ein. Für ihre erste Predigt von der Kanzel in der Johanneskirche hat sie Matthäus 15 gewählt.

Rutesheim - Die Rutesheimer Johanneskirche ist bereits um zehn vor 10 Uhr bis auf den letzten Platz besetzt. Eilig werden zusätzliche Stühle hereingebracht. „So voll ist es höchstens an Silvester“, stellt eine Besucherin fest. Doch die Rutesheimer Kirche ist auch sonst recht gut besucht, wenn auch vielleicht nicht bis zur letzten Reihe.

 

Am Sonntag feierte die neue evangelische Pfarrerin Angelika Rühle vor einer mit Gläubigen und Freunden voll besetzten Johanneskirche ihre Investitur. Die Neugier und die Freude darüber, dass die evangelische Kirchengemeinde wieder einen Pfarrer beziehungsweise dieses Mal eine Pfarrerin hat, ist bei der Amtseinsetzung und auch beim anschließenden Kirchplatzfest spürbar.

In ihr Amt eingeführt wird Rühle von Dekan Wolfgang Vögele. Für ihn ist die 1961 geborene Angelika Rühle eine alte Bekannte. 1985, nach seinem Vikariat, trat Vögele seine erste Stelle in Stuttgart-Freiberg an. Dort traf er auf die junge Jugendreferentin Angelika Frank, heutige Rühle. Aufgewachsen ist sie in ländlicher Umgebung mit zwei Brüdern in der Nähe von Blaubeuren. Nach dem theologischen Seminar in Aidlingen verbrachte sie ihre ersten Dienstjahre in Stuttgart-Freiberg. Hier befasste sie sich mit dem Aufbau der Kinder- und Jugendarbeit. Es war auch in privater Hinsicht eine wichtige Station für sie, denn hier traf sie ihren späteren Mann, damals Theologiestudent.

Gemeinsam mit ihrem Mann begannen nun „Wanderjahre“ als Pfarrersfrau durch die Landeskirche. Die Familie hat drei Kinder, ihre beiden Töchter studieren mittlerweile, ihr Sohn jedoch hat sich vor gut einem Jahr das Leben genommen. Rühle geht vor ihrer neuen Gemeinde offen mit dem Thema um. Etwa neun Umzüge mit Stationen in Tübingen, Stuttgart und Köngen hat die Familie hinter sich und ist nun vor ein paar Wochen von Gerhausen aus in Rutesheim angekommen. Lange Zeit hat Angelika Rühle wenige Stunden hauptamtlich gearbeitet – „und noch viel mehr Zeit ehrenamtlich in den Gemeinden“. Sie lacht. Man merkt ihr an, dass die Arbeit ihr Spaß macht.

2010 wurde sie in den Pfarrdienst berufen. Das bedeutete eine dreijährige Ausbildungszeit mit berufsbegleitenden Kursen und abschließender Prüfung. Als erste Kirchengemeinde wurde ihr Gerhausen zugewiesen. Seit vergangenem Jahr war sie dann „bewerbungsfähig“ wie sie sagt. Sie konnte sich nun eine ständige Pfarrstelle suchen. Rühle wünscht sich ein gutes Miteinander in der Gemeinde und ist bereits in den ersten Tagen sehr gut empfangen worden, wie sie sagt.

Für ihre erste Predigt von der Kanzel in der Johanneskirche hat sie Matthäus 15 gewählt. Eine Frau bittet in dieser Geschichte Jesus unverschämt um die Heilung ihrer Tochter. Sie gibt nicht auf, obwohl ihr Jesus zuerst nicht antwortet und sie dann sogar abweist. Sie geht ihm regelrecht auf die Nerven. „Jesus will, dass auch wir so beten“, sagt Angelika Rühle. „Es ist die Unverschämtheit des Glaubens, die Gott ins Herz dringt. Im Namen Jesu dürfen wir Gott auf die Nerven gehen“, lautet die Botschaft von Angelika Rühle an ihre neue Gemeinde.