Die große DKMS-Typisierungsaktion in der Sporthalle ist ein voller Erfolg: 1328 Menschen lassen sich registrieren, 25 000 Euro Spendengelder kommen zusammen. Weit mehr als 100 Ehrenamtliche sind im Einsatz.

Rutesheim - Der sympathische Mann mittleren Alters ist sichtlich enttäuscht. Im Vorgespräch stellt sich heraus, dass er an Diabetes leidet und nicht an der Typisierungsaktion teilnehmen kann. Doch viele andere – Junge und Ältere, muslimische Frauen mit Kopftuch und lässige Youngster mit pinkfarbenen Haarsträhnen – lassen sich an diesem regnerischen Sonntag Blut abnehmen und spenden Geld. Sie alle wollen an Blutkrebs Erkrankten nicht nur Hoffnung geben, sondern auch konkret helfen. Am Ende des Tages haben sich 1328 Menschen in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren lassen. Rund 25 000 Euro sind am dritten Adventssonntag für den Kampf gegen den Blutkrebs zusammengekommen.

 

Die Stimmung ist angenehm entspannt. An vielen Tischen sitzen ehrenamtliche Helfer in weißen Shirts mit Namensschild an rotem Band. „Helden gesucht“, steht da drauf. Schließlich wagt nicht jeder diesen Schritt. Doch Manfred Peter und Tanja Deutsch aus Pforzheim sind dabei. „Meine Schwester ist mit Marleen Küchler befreundet“, sagt die 38-Jährige. „Ich wollte mich schon lang typisieren lassen und habe jetzt diese Gelegenheit genutzt.“ Die Eheleute haben vorher darüber gesprochen, ob sie das wirklich wollen. Denn wenn ihre Gewebemerkmale mit denen eines Kranken übereinstimmen und sie zur Stammzellenspende aufgefordert werden, müssen sie sich dafür Urlaub nehmen, und eventuell wird ihnen sogar unter Vollnarkose Gewebe entnommen. „Wir waren uns einig, dass wir diesen Schritt dann auch gehen, damit das hier Sinn macht“, sagt Manfred Peter, der mit seinen 53 Jahren gerade noch teilnehmen kann, denn die Altersgrenze liegt bei 55 Jahren.

Blut oder Speichel – beides geht

Nach der Informationsrunde geht es zum Piks in die Vene an einer der 28 Blutabnahmestellen, die alle mit medizinischem Fachpersonal besetzt sind. Allein zwölf Ärzte und Pfleger des Leonberger Krankenhauses sind vor Ort – ehrenamtlich, versteht sich. Eine von ihnen ist die Renninger Gemeinderätin Resi Berger-Bäuerle, die sich bereits zum vierten Mal bei einer solchen Aktion engagiert.

Blut oder Speichel – beides geht

Wolfram Müller, Allgemeinarzt aus Rutesheim, ist von Tanja Deutsch begeistert. „Mit solchen tollen Venen sind Sie die ideale Spenderin“, sagt er schmunzelnd. Die Pforzheimerin hat schon öfter Blut gespendet. Für ihren Mann ist es eine Premiere. Er wird von Ute Kompatscher zur Ader gelassen – und übersteht alles gut. Zusammen mit seiner Frau, den Glasröllchen mit dem kostbaren Inhalt und den zuvor ausgefüllten Formularen geht er zur Registrierung.

Yvonne Renz, die Aktionsbetreuerin der DKMS aus Tübingen, steht derweil bei einer Spenderin, die mit Wattestäbchen im Mund hantiert. „Bei ihr ist einfach kein Blut gekommen. Das passiert manchmal“, erklärt sie. „Dann geht es auch mit einem solchen Abstrich.“ Dieser und die Blutproben werden im DKMS-Labor in Dresden auf ihre Gewebemerkmale untersucht. In etwa vier bis sechs Wochen, so Yvonne Renz, werden die Werte in den Suchlauf der Spenderdatei eingespeist. Diese steht weltweit zur Verfügung. Und die Aussichten, dass einer der Rutesheimer Teilnehmer zum Lebensretter wird, sind gut. „Bei jeder Aktion finden wir zwei, drei passende Spender“, so Renz.

Hoffnung für Marleen

Hoffnung für Marleen

Für Marleen Küchler ist dies bereits Wirklichkeit geworden. Die Elfjährige aus Heimsheim wird gerade auf eine Stammzellenspende vorbereitet. „Es war ihr Wunsch, diese Aktion zu machen“, sagt ihr Vater Christian Küchler. Er steht inmitten der vielen Menschen, schüttelt Hände, wird umarmt. „Ich bin überwältigt“, sagt er. „Das funktioniert hervorragend.“ Zum Erfolg dieser Aktion haben viele Menschen beigetragen. Viele Freunde und Bekannte, haben die Aktion in die Hand genommen, damit Marleens Eltern sich um ihre Tochter kümmern können. „Es waren so viele“, sagt der 48-Jährige. Aber ein paar Namen lässt er sich schließlich entlocken: „Christa und Michael Wolters und Kristin Plappert aus Rutesheim oder die Familie Schubert und Tina Kühnle-Häcker aus Heimsheim, um nur einige zu nennen.“ Christian Küchler ist sehr bewegt von der Hilfsbereitschaft so vieler Menschen, die zunächst seiner Tochter gegolten hat, nun aber eine viel größere Dimension angenommen hat. „Wir profitieren selbst von diesem Spender-Pool und möchten nun dazu beitragen, diesen zu erweitern“, sagt er. „Es ist wichtig, dass der Pool möglichst groß ist.“