Die Ortsmitte bekommt für elf Millionen Euro ein neues Gesicht: In der Schillerstraße entstehen 28 betreute Wohnungen. Mit der offenen Tagespflege wird das Angebot erweitert, im Neubau ist auch Platz für Arztpraxen. Doch wer darf einziehen?

Rutesheim - Dieses Gebäude wird das Erscheinungsbild der Rutesheimer Ortsmitte neu prägen. Bis 2017 wird anstelle der Gebäude Schillerstraße 8 und 8/2 ein Neubau errichtet, der neben 28 betreutem Seniorenwohnungen auch Platz bietet für Tagespflege, zwei Arztpraxen sowie Räume für ein Akustik- Fachgeschäft.

 

Das Vorhaben ist eine Kooperation der Stadt Rutesheim mit dem Stuttgarter Siedlungswerk. Die Immobilie ist mit rund elf Millionen Euro Baukosten seit vielen Jahren das größte Hochbauprojekt in der Stadtmitte. Daran beteiligt sich die Stadt Rutesheim mit rund 3,7 Millionen Euro.

Drei Bauträger waren an dem Projekt interessiert. Den Zuschlag hat noch der alte Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien dem Stuttgarter Siedlungswerk gegeben. In dem kommunalen Teil baut die Stadt eine selbstständige Tagespflege mit Aufenthaltsraum, Zimmern für die örtliche Sozialstation, eine Hausmeisterwohnung, zwei Arztpraxen und ein Ladengeschäft.

„Diese zentral gelegene neue Einrichtung ergänzt zum einen die Seniorenwohnanlage Widdumhof und stellt mit der offenen Tagespflege eine neues Angebot für die Betreuung unserer Senioren bereit“, sagte der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann.

Jetzt schon 85 Vormerkungen

Wenn im September 2015 die Wohnungen verkauft und die Mieter ausgewählt werden, wird das voraussichtlich ganz schnell über die Bühne gehen. Bereits jetzt gibt es schon 85 Vormerkungen. Vorgesehen ist, dass die Käufer älter als 60 und nicht mehr erwerbstätig sind, aber ihr Leben und ihren Haushalt, gegebenenfalls mit Hilfestellung, noch selbstständig und eigenverantwortlich führen können.

Die 28 betreuten Wohnungen werden vom Siedlungswerk gebaut, finanziert und vermarktet. Von diesen Wohnungen sind 21 als Eigentumswohnungen vorgesehen, sieben öffentlich geförderte Wohnungen werden vermietet. „Für die Eigentumswohnungen erhält die Stadt das Vorschlagsrecht, für die Mietwohnungen dürfen wir die Mieter benennen, wie es bisher in der Seniorenwohnanlage Widdumhof praktiziert wird“, erläuterte der Stadtkämmerer Joachim Sinn dem Gemeindeart in der jüngsten Sitzung. Sowohl das Siedlungswerk als auch die Stadt seien daran interessiert, dass die Wohnungen von den Eigentümern genutzt werden und nicht als Kapitalanlage herhalten.

Doch bevor es mit dem Neubau losgeht, muss noch für den Verbleib der Mieter der Gebäude Schillerstraße 8 und 8/2 gesorgt werden. Für sie hat die Stadt in der Blumenstraße 2 für rund zwei Millionen Euro ein neues Mehrfamilienhaus mit neun Wohnungen gebaut. Eine davon gehört dem Bauträger, der örtlichen Firma Wurtz. Im Vorfeld wurde das mit den Mietern abgesprochen. Doch nun sind nur noch vier der acht Mieter gewillt, in die Blumenstraße einzuziehen. Die anderen vier haben private Mietwohnungen gefunden oder sich selbst eine gekauft.

Keine Sozialwohnungen

„Die anderen Wohnungen, die wie geplant zum 31. März bezugsfertig sind, werden wir über die Kämmerei vermieten“, sagte Sinn. Das seien keine Sozialwohnungen, sondern heutigen Standards entsprechende Mietwohnungen, erläuterte er nach einer Anfrage aus dem Gemeinderat.

In den Altbauten an der Schillerstraße sind aber noch zwei Arztpraxen und ein Akustik-Fachgeschäft untergebracht. Der Hals-, Nasen- und Ohrenarzt Igor Lissakowitsch und Lindacher-Akustik haben sich dazu bereit erklärt, während der Bauzeit in Container umzuziehen. Die werden von April bis Februar 2017 auf dem Besucherparkplatz des Rathauses stehen. Zahnarzt Joachim Kraus zieht in die Pforzheimer Straße um, und will auch dort bleiben. „In der zweiten Arztpraxis wollen wir einen weiteren Facharzt oder auch einen Allgemeinmediziner ansiedeln“, so Sinn.

Fertig gestellt werden soll der Neubau so, dass auch der Außenbereich und der angrenzende Parkplatz Stadtmitte bis im Sommer 2017 gestaltet werden können. Denn im Juli 2017 feiert die Stadt Rutesheim ihr 1250-jährriges Bestehen. Und will dann schmuck dastehen und keine Baustelle in der Stadtmitte haben.