Mario K. hat die Lust am Sprechgesang auch mit 45 Jahren noch lange nicht verloren – im Gegenteil. Der Stuttgarter, der seit zwölf Jahren in der Stadt lebt, will mit dieser Musikrichtung aus seiner Jugend noch einmal richtig durchstarten.

Rutesheim - Für die einen sind Hip-Hop und Rap eine reine Modeerscheinung, kommerziell, gewaltverherrlichend, eine Musik, die negative Botschaften in die Welt trägt. Ein Unterschichtsvergnügen für Schmuddelkinder, als sogenannter Gangsta-Rap allemal, auch wenn sich dessen Protagonisten häufig wohl nur in ihrem Image vom bösen Mann sonnen. Andere sehen im Hip-Hop ein Zeichen wachsenden Ausdrucksbedarfs, ein Lebensgefühl, eine getanzte Körpersprache – und ein Milliardengeschäft sowieso. Oder gar das ideale, weil kraftvolle Predigt-Werkzeug für das Christentum oder den Islam.

 

Den deutschen Rap haben in den 80ern die Fantastischen Vier massenkompatibel gemacht. Zu deren Fans gehört auch Mario Köhler. Er ist mit der Musik der Fantastischen Vier, der Massiven Töne, aber auch der Toten Hosen aufgewachsen, die eher zum Punkrock zählen. Der 45-Jährige mit dem Künstlernamen Mario K. kommt aus Stuttgart, lebt aber seit zwölf Jahren in Rutesheim. Als Teenager, etwa mit 13 Jahren, kam er in Kontakt mit Breakdance, Rap und Co.. Wie so viele seiner Generation wurde er Breakdancer, lernte Bass spielen und trat mit einer Breakdance-Gruppe und später mit verschiedenen Bands auf. Auch die ersten Songtexte entstanden schon früh. Der gelernte Malermeister arbeitet seit zwölf Jahren als Außendienstler im Vertrieb. „Und irgendwann kam wieder die Lust, Musik zu machen“, erzählt er. 2008 kaufte er sich die Gerätschaften fürs eigene kleine Heimstudio und produziert hier die eigenen Songs mit Sprechgesang.

Freunde haben ihn animiert, öffentlich zu rappen

„Ich bin dann ein paar Mal im Freundeskreis mit meinen Songs aufgetreten“, sagt er, „und die haben mich animiert, doch auch mal öffentlich zu singen.“ „Ich mach die Augen auf, der Tag fängt an./Ab ins Bad und dann in den Anzug rein./Unterlagen eingepackt, paar Rhymes im Sack,/auf die Autobahn zum Kunden, ich fahr im Takt!/. . . Bin 44, doch seh viel jünger aus,/Youtube, Facebook, ich kenn mich aus!/ Bin gut drauf, verkaufe Klebebänder, / alter Mann, ich bin der Rapper-Rentner . . .“ rappt er im Song „Der Traum lebt“.

„Ich versuche, für Menschen in meinem Alter Musik zu machen, nicht für Teenies oder Twens“, erklärt Mario Köhler, zumal er in seinen Texten viel über sich, sein Leben und seine Gedanken erzähle. So lässt er im Lied „Schwarze Herzen“ seiner Wut über Banker-Abzocker, Umweltzerstörer, fehlenden Tierschutz oder Schönheitswahn freien Lauf, wenn er singt „Hier kommt Ü-40-Rap mit einem wahren Bericht/ also Ohren auf wenn Mario K. spricht/Börsencrash, Staatenpleite, USA ohne Cash/Norwegen – Massenmord/ Ölpest – schwarzes Gold/Regenwald abgeholzt, all das Übel nicht gewollt . . .“

Der Text entwickelt sich nach und nach

Die Melodie sei meistens zuerst da, die falle ihm leichter, sagt der Rapper, der mit seinen Songs andere berühren will und seine Melodielinien am Keyboard oder beim Samplen findet. Erst nach und nach entwickelt sich dann der Text dazu. Manchmal liegt beides tage- oder wochenlang und wird dann bearbeitet. Kürzlich hatte er in Freiburg einen Auftritt bei einem Stadtteilfest. Seine Musik kommt dann aus der Konserve – das Pforzheimer Tonstudio „Focusonsound“ und ein befreundeter Keyboarder unterstützen ihn beim Einspielen – und er singt dazu. Den Leonbergern vorstellen will sich Mario K. bei einem der nächsten „Open-Microphone“-Abende im Domizil. Und die Rutesheimer können Mario K. spätestens am 28. November um 20 Uhr beim Adventsmarkt rappen sehen und hören. Sicher auch seinen neuen Song „#Feiermodus“, der schon jetzt auf Youtube in einem Videoclip zu sehen ist.