Es ist das letzte große Projekt im Ortskern: Die Leonberger Straße zwischen Moltke- und der Rennerstraße sowie der Rathausvorplatz bekommen ein neues Gesicht. Zwölf Wochen lang dürfen die Autos hier nicht durch.

Rutesheim - Viel Geld gibt die Stadt Rutesheim derzeit aus, um ihr Erscheinungsbild zu modernisieren und damit auch gleichzeitig die Lebensqualität ihrer Bürger zu verbessern. Dabei kommt der Teilort Perouse ebenfalls nicht zu kurz. Das zeigen auch Beschlüsse, die der Technische Ausschuss des Gemeinderates kürzlich einstimmig abgesegnet hat. Dabei wurden Arbeiten für rund zwei Millionen Euro für die Umgestaltung des Rutesheimer Ortskerns und fast eine Million Euro für die Erschließung des neuen Perouser Wohngebietes „Vallon II“ vergeben.

 

Eigentlich hat gar nicht das Gremium diese Arbeiten vergeben, sondern der Bürgermeister Dieter Hofmann. Den hatte der Gemeinderat im Vorfeld damit beauftragt, damit die engen Zeitpläne eingehalten werden können. Besonders in der Rutesheimer Stadtmitte muss alles zügig über die Bühne gehen. Denn am 13. April, nach der großen Autoschau, die die LKZ mitveranstaltet, rücken nämlich die Straßenbauer an, um die Leonberger Straße zwischen der Moltke- und der Rennerstraße sowie den Rathausvorplatz neu zu gestalten. Mit den Kanalisations-, Tief- und Straßenbauarbeiten wurde die Firma Eurovia Teerbau aus Renningen für 1,97 Millionen Euro beauftragt. „Das ist ein gutes Ergebnis, denn es liegt um einiges unter der ursprünglichen Kostenschätzung“, befindet der Rutesheimer Stadtbaumeister Bernhard Dieterle-Bard.

Auf die Leonberger Erfahrungen zurückgegriffen

Doch dieser Bauabschnitt hat es in sich. Aus der Erfahrung des Vorjahres, als die Leonberger Straße zwischen der Rennerstraße und dem Ortsausgang in Richtung Leonberg umgestaltet wurde und sich die Arbeiten fast acht Monate hingezogen haben, wollten Verwaltung und Gemeinderat den Bürgern nicht wieder eine solche lange Straßensperrung zumuten. „Wir haben von Leonberg gelernt und auf die Erfahrung unserer Nachbarn mit der Grabenstraße zurückgegriffen“, so Bürgermeister Dieter Hofmann. Dieses enge Zeitfenster hat dazu geführt, dass sich nur zwei Firmen im Stande sahen, ein Angebot abzugeben

Und so wurde im Vergabegespräch verbindlich festgelegt, dass die Firma Eurovia für die Dauer der Vollsperrung der Leonberger Straße über zwölf Wochen eine tägliche Mindestarbeitszeit von 7 bis 18 Uhr und samstags von 7 bis 13 Uhr leisten wird. Bei Bedarf muss Eurovia auch mehr Personal einsetzen.

Das hat die Arbeiten jedoch nicht günstiger werden lassen. „Doch dem Gemeinderat und der Verwaltung sind es die Mehrkosten wert, denn die Geduld der Bürger und der Händler wollten wir nicht noch ein weiteres Mal so strapazieren“, so Hofmann. Mit Eurovia hat die Stadt bereits Erfahrung gesammelt, die Firma hat bereits vor Jahren die Moltkestraße verschönert.

Noch nicht vergeben ist die Umgestaltung der beiden zentralen Bushaltestellen, die diesen Straßenabschnitt auf beiden Seiten flankieren und auch maßgeblich zum neuen Erscheinungsbild der Ortsmitte beitragen werden. Hier wollte die Verwaltung eine sogenannte „dynamische Fahrgastinformation“ installieren. Die Display-Einheit soll in Echtzeit aktuelle Busabfahrten und auch Betriebsstörungen anzeigen und an die zentrale Datendrehscheibe des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) angeschlossen werden.

Doch dem Technischen Ausschuss war nicht der Kaufpreis von fast 35 000 zu hoch, sondern der Umstand, dass jährlich 3000 Euro an Wartungs- und Servicekosten anfallen. Und so wurde der Beschluss auf die Sitzung vom 20. April vertagt, wenn die gesamten Arbeiten für die beiden Bushaltstellen vergeben werden.

Nicht zum Zuge gekommen ist Eurovia, als die Bauarbeiten für die Erschließung des neuen Perouser Wohngebietes „Vallon II“ ausgeschrieben wurden. Diese Arbeiten sollte Hofmann ebenfalls vergeben, doch dann überließ er es doch dem Ausschuss, weil ein Teilaspekt noch einer rechtlichen Klärung bedurfte. Der Ausschuss hat die Arbeiten für rund 970 000 Euro an die Ditzinger Firma Kohler vergeben, obwohl das Angebot von Eurovia um rund 43 000 Euro darunter lag.

Pauschalangebot in diesem Fall nicht zulässig

Doch dieses Angebot hatte einen Haken: Diese Summe war als ein Pauschalangebot abgegeben worden. Das ist nicht ungewöhnlich und auch zulässig, doch nicht in diesem Fall. Das teilte die Gemeindeprüfungsanstalt der Verwaltung mit. Die beruft sich auf ein Urteil des Oberlandesgerichts Naumburg aus dem Jahr 2012. Darin befanden die Richter, dass große Erdarbeiten, wie sie bei der Erschließung von Wohngebieten anfallen, mit solchen Unwegsamkeiten verbunden sein können, dass ein pauschales Kostenangebot dem nicht gerecht werden könne. Auch die Prüfer im Landratsamt rieten der Stadt, der Gemeindeprüfungsanstalt zu folgen. Dem Ausschuss blieb nichts anderes übrig, als dem selbst ebenfalls zuzustimmen.