Die Schule feiert ihren 50. Geburtstag. Zur Feier des Tages führen die Schüler ein Musical auf. Nach den nächsten Sommerferien wird die Realschule zur offenen Ganztagsschule.

Rutesheim - Das Jahr 1964 war nicht nur der geburtenstärkste Jahrgang in der Geschichte Deutschlands, nein, auch ganze Schulen hat dieser Jahrgang hervorgebracht. Die Realschule in Rutesheim ist eine davon. „Seit 50 Jahren bieten wir hier eine bewährte, solide Schulausbildung“, sagt darum Jörg Fuchs. Er ist der kommissarische Schulleiter der Realschule und begrüßt die Gäste zum Jubiläumsfestakt am Samstagnachmittag: „Seit einem halben Jahrhundert schaffen wir hier an der Schule den Spagat zwischen Wissensvermittlung und Persönlichkeitsbildung.“

 

Jörg Fuchs steht auf der Bühne der Aula des Schulzentrums und damit noch inmitten der Kulissen des Musicals „2 Tage im Hinterhof“. Das haben die Lehrer Yvonne Finkbeiner und Andreas Serr mit etwa 60 Schülern einstudiert und in der vergangenen Woche aufgeführt – und damit den Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten geliefert. „Wenn ich so eine Aufführung sehe, weiß ich wieder, warum ich Lehrer geworden bin“, schwärmt der Schulleiter Fuchs.

Helmut Kuppinger stimmt da zu. Er denkt zurück an 50 Jahre Realschule Rutesheim, von denen er die Hälfte aktiv mitgestaltet hat, nachdem er 1964 zum ersten Realschulrektor ernannt worden war. „Damals hatten wir noch gar kein Schulgebäude. Deshalb waren wir zunächst im Feuerwehrhaus untergebracht“, erinnert er sich. Und auch die Probleme kommen ihm wieder in den Sinn: „Die Gemeinde hatte sich Sorgen um den Parkettboden im Feuerwehrhaus gemacht und deshalb Filzpantoffeln für jeden Schüler finanziert.“

Helmut Kuppinger lauscht den Jubiläumsreden beim Festakt. Da geht es auch um die Probleme, mit denen die Mittelschule heute zu kämpfen hat. Der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann etwa erntet Beifall, als er in seinem Grußwort die Landesregierung für die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung kritisiert. „Das weckt bei vielen Schülern und Eltern falsche Hoffnungen und dann viel Frust“, sagt Hofmann. Folge sei ein Schülerrückgang. Nur noch 42 Fünftklässler lernen in diesem Schuljahr an der Realschule und nicht mehr bis zu 75, wie zu den Hochzeiten

Diese Kritik geht wohl auch an Bernd Murschel, der grüne Landtagsabgeordnete, der darum in seinem Grußwort feststellt: „Die Realschule lebt hier wirklich.“ Deshalb werde diese Schulform in Baden-Württemberg immer Bestand haben, verspricht Murschel. Sabine Kurtz, seine CDU-Kollegin, ist sich da nicht so sicher, wenn sie auf die grün-rote Landregierung blickt. „Pädagogen wissen, dass man in der Schule keine Lieblingskinder haben darf. Deshalb ist es falsch, dass im Augenblick so manch andere Schulart im Fokus der Öffentlichkeit steht“, sagt sie.

Die Lebendigkeit und Kreativität, die die Festredner dabei loben, gibt es am Samstag aber auch ganz praktisch zu erleben, beim Tag der offenen Tür in der Realschule. Ein richtiger, kleiner Vulkan blubbert da zum Beispiel im naturwissenschaftlichen Trakt der Schule. „Dafür haben wir das Granulat von Wunderkerzen abgekratzt“, erklärt Yannic. „Das ist ein Teil unserer Abschlussprüfung“, sagt der Zehntklässler. Lehrerin Brigitte Dammert-Mayer ist begeistert von der Kreativität ihrer Schüler. „Diese drei Vulkan-Jungs können schon mit einer sehr, sehr guten Note rechnen“, lässt sie durchblicken.

Der Blick beim fünfzigjährigen Realschuljubiläum geht nicht nur zurück. Rektor Jörg Fuchs blickt vor allem in die Zukunft. „Im nächsten Schuljahr werden wir zu einer offenen Ganztagsschule“, sagt er. Das heißt, dass Eltern ihre Kinder freiwillig an vier Tagen in der Woche auch nachmittags betreuen lassen können. „Dafür haben wir Kooperationen mit außerschulischen Partnern abgeschlossen“, erklärt Fuchs. Dann trainiert etwa der Handballverein mit den Schülern, oder das evangelische Jugendwerk bietet Bastelkurse an. Aber auch die Hausaufgabenbetreuung werde ausgebaut. „Damit versuchen wir, uns auf die sich verändernde Schülerschaft einzustellen“, sagt der Schulleiter.