LKZ-Serie „Newcomer“: Die Qualität der eigenen Songs steht bei „Nuits Blanches“ im Mittelpunkt. Sie texten auf Französisch und widmen sich eher dem kleinen Publikum.

Rutesheim - Dass man sich als Musiker nicht unbedingt der englischen Sprache bedienen muss, zeigt nicht nur die in Deutschland erfolgreiche Sängerin Zaz aus Frankreich. Auch die Rutesheimer Band „Nuits Blanches“ findet mit ihren französischen Texten ein Publikum. Der Bandname heißt übersetzt weiße Nächte. Weil in diesen Nächten die Sonne nur für kurze Zeit untergeht, bezeichnet man sie auch gerne als schlaflose Nächte, in denen jedoch bei Künstlern meist ein kreativer Schaffensprozess stattfindet.

 

Die drei Musiker im Alter von 28 bis 33 Jahren haben sich 2011 aus eigentlich eher unglücklichen Umständen zusammengeschlossen. Bassist Fabian Henkel und Gitarrist Jens Dettweiler haben zuvor schon gemeinsam in einer Band gespielt. „Als unsere Sängerin dann gegangen ist, lag es nahe, Chanel zu nehmen, weil sie ja quasi schon da war“, erzählt Dettweiler.“„Nur deshalb!“, bestätigt Chanel Volkmar, die seit zehn Jahren mit Henkel liiert ist, und lacht. Sie war es, die ihrer Liebe zum Nachbarland Ausdruck verleihen wollte. „Die französische Sprache ist mir näher und fällt mir leichter als die englische“, sagt Volkmar, die Französisch mit dem Schwerpunkt auf Literatur studiert hat. Ihre Texte, die vom Leben und den Menschen handeln, haben literarischen Bezug auf die Werke französischer Schriftsteller. Deutsch sei eine schwierige Sprache, um poetische Texte zu schreiben, meint Volkmar. Auch ihre Bandkollegen waren schnell begeistert. Jens Dettweiler erzählt: „Ich fand es direkt charmant. Ich war mir im Klaren, dass es ein Alleinstellungsmerkmal ist.“ Fabian Henkel ergänzt: „Auf der anderen Seite kann es polarisieren, die einen mögen die Sprache, die anderen nicht.“ Das sei aber auch in Ordnung, nicht jedem müsse die Musik gefallen.

Doch wo treten die drei mit ihrer Musik auf? „Wir sind für Veranstaltungen, die kunstorientiert sind, interessant, für Ausstellungen, Vernissagen oder Feste mit einem bunt gemischten Angebot“, erklärt Jens Dettweiler. Im vergangenen Jahr hat die Band die Bücherlesung einer französischen Schriftstellerin begleitet. „Wir spielen lieber für 50 Leute, die uns gerne zuhören, als vor 200 Biertischleuten, die das gar nicht interessiert“, meint er. Eine Partycoverband zu werden, kam für sie daher nie in Frage. „Ein eigenes Lied zu entwickeln, macht viel mehr Spaß“, sagt Volkmar.

25 eigene Songs hat die Band bisher geschrieben. „Die besten Lieder entstehen, wenn wir während der Probe einfach drauflos spielen“, erzählt Henkel. So schaffen sie es manchmal, ein Lied an nur einem Probeabend zu schreiben. „Wir haben aber auch schon einen Titel zehn Wochen bearbeitet und danach wieder gekickt“, ergänzt seine Freundin. Das Texteschreiben ist der Frontfrau ganz allein überlassen. Für ihre Kollegen hat sie das gesamte Repertoire ins Deutsche übersetzt. „Ich hatte Latein in der Schule“, meint Fabian Henkel grinsend. In Henkels kleinem Heimstudio haben sie bisher sechs Songs in Eigenregie aufgenommen. „Das ist am entspanntesten, jeder kann sich so viel Zeit nehmen, wie er will. Außerdem ist es viel günstiger, als ein Studio zu mieten“, so Henkel. Im August 2012 haben sie eine CD mit drei Songs veröffentlicht, die man sich im Internet anhören und kaufen kann. Eine Tour durch Frankreich hat sich für die Band noch nicht ergeben. „Das hat neben dem Zeitfaktor damit zu tun, dass wir noch nicht die musikalische Ausdauer hatten, einen ganzen Abend zu gestalten“, sagt Henkel.

Heute haben sie eine ganz genaue Vorstellung, wie sich ihre Songs anhören sollen. Um ihren Sound nicht existenziell verändern zu müssen, sucht die Band momentan einen Ersatz für ihren Schlagzeuger, der seit ein paar Monaten in Brasilien lebt. Dettweiler betont: „Wir suchen nicht nur ein Musiker, wir suchen einen potenziellen Freund.“ „Nicht das wir es nötig hätten“, fügt er unter dem Gelächter seiner Kollegen hinzu, „das eine bedingt das andere.“ Der Spaß sollte schließlich auch für ambitionierte Musiker immer im Fokus stehen.

Das sind Nuits Blanches

Stil:
Französischer Pop-Rock

Gegründet: 2011

Band: Chanel Volkmar (Gesang), Fabian Henkel (Bass), Jens Dettweiler (Gitarre)

Schlagzeuger gesucht: Wer der französischen Sprache nicht abgeneigt, bestenfalls zwischen 25 und 35 Jahren alt ist und sich für akustische Auftritte auch mal mit einer Cajon anfreunden könnte, kann sich im Internet melden unter www.nuits-blanches.de.

Nächstes Konzert: Sonntag, 31. August, von 14 Uhr an, im Seehaus in Pforzheim.