Der evangelisch-methodistische Kirchenbezirk blickt auf seine Anfänge vor 150 Jahren zurück.

Rutesheim - Sein 150-jähriges Bestehen feiert der evangelisch-methodistische Kirchenbezirk Rutesheim am Wochenende. Der von der bischöflichen Methodistenkirche Bremen nach Pforzheim geschickte Prediger Heinrich Mann hielt im Herbst des Jahres 1867 im Haus der Familie Steinle in Heimsheim seine erste Predigt.

 

Die Versammlungen erleben großen Zulauf. Es folgen weitere in Leonberg, Eltingen, Perouse, Rutesheim, Flacht, Weissach, Magstadt, Sindelfingen. „Morgens ging man brav in den evangelischen Gottesdienst, nachmittags traf man sich zur Stund’, wie die Versammlungen genannt wurden“, schildert der Rutesheimer Pastor Matthias Walter. Der heutige Bezirk als solcher ist ein Verbund einzelner Gemeinden, aber historisch hat sich die Rutesheimer zu der Hauptgemeinde entwickelt.

In den USA wurde die Bewegung stark

Die evangelisch-methodistische Kirche ist als evangelische Freikirche aus einer Erweckungsbewegung in England im 18. Jahrhundert hervorgegangen. Erstarkt ist sie aber in den USA. Führende Persönlichkeiten am Anfang der Bewegung waren die Brüder John und Charles Wesley, die sie in Ablehnung des kirchlich-dogmatischen Christentums ins Leben riefen. In der Gruppe studierten sie täglich drei Stunden das Neue Testament, fasteten zweimal wöchentlich, besuchten Gefangene, Kranke und Arme und spendeten alles Geld, das sie nicht unbedingt zum Lebensunterhalt brauchten. Die Gruppe wurde wegen ihres methodisch geführten Gemeinschaftslebens spöttisch „Methodisten“ genannt.

Christsein war für John Wesley weder eine bloße innere Herzensangelegenheit noch eine formale Sache, sondern Form, Dienst, Verantwortung und Organisation. Sozial-diakonische Tätigkeit war ihm wichtig. Er kämpfte für die Abschaffung der Sklaverei. Er richtete Bibliotheken ein, sammelte Geld für Schulen und er kümmerte sich um die Volksgesundheit.

Im örtlichen Bezirk gibt es etwa 720 Mitglieder

Durch Rückwanderer aus England und den USA fasste die EmK im 19. Jahrhundert auch in Deutschland Fuß. Bundesweit zählt sie gegenwärtig über 52 000 Kirchenglieder und Kirchenangehörige in rund 500 Gemeinden. Im örtlichen Kirchenbezirk sind es etwa 720. Die EmK unterscheidet zwischen Kirchengliedern und Kirchenangehörigen. Kirchenglieder sind Getaufte, die anlässlich ihrer Taufe oder eines Aufnahmegottesdienstes ihren Glauben vor der Gemeinde bekannt und ihren Zugehörigkeitswillen ausgesprochen haben. Kirchenangehörige sind alle, die in der Gemeinde getauft wurden, hauptsächlich Kinder von Kirchengliedern.

„Wir erkennen aber auch die Taufe anderer Kirchen an“, sagt der Leonberger Pastor Thomas Schmückle. Er steht der 1968 aus Leonberg und Eltingen vereinigten Gemeinde vor. Bevor die Pauluskirche gebaut wurde, hat man 1965 die Kapelle an der Bergstraße verkauft und 1966 das Anwesen an der Seestraße. Letzteres kaufte Ernst Mosch, der Gründer und musikalische Leiter der Egerländer Musikanten, der lange in Leonberg gelebt hat. Doch er wollte keine Kirche abreißen, so mussten es die Gemeindeglieder selbst machen. Die Rutesheimer Markuskirche war bereits 1963 anstelle der alten Kapelle gebaut worden. Die Christuskirche in Heimsheim wurde im Jahr 1980 errichtet.

Der demografische Wandel geht auch an der EmK nicht vorbei, die Mitglieder werden älter und weniger. Vor diesem Hintergrund hat die alle vier Jahre stattfindende Zentralkonferenz der EmK in Deutschland auf ihrer jüngsten Tagung eine neue Grundform des Gottesdienstes beschlossen. Mit den vier Teilen – Ankommen, Hören, Teilen und Weitergehen – sollen Gemeinden ermutigt werden, den Gottesdienst bewusster zu feiern. Neu ist die Abfolge des Mittelteils, in dem mit „Hören“ zunächst Schriftlesungen und Predigt im Mittelpunkt stehen. Im mit „Teilen“ überschriebenen Teil steht die Gemeinschaft der Gottesdienst Feiernden im Fokus. Dort ist auch das Abendmahl verortet, das damit noch bewusster als Gemeinschaft stiftendes Sakrament erlebbar werden soll.

Das Jubiläumswochenende

Den Auftakt des Jubiläumswochenendes gestaltet die High’n Mighty Big Band aus Korntal-Münchingen, die Samstag, 13. Mai, von 19 Uhr in der Markuskirche Rutesheim gastiert. 18 Musiker unter der Leitung von Ralf Reichert haben sich dem Big Band Jazz verschrieben. Beim Konzert zusammen mit der Sängerin Daniela Epple wird die Band mit handverlesenen Lieblingsstücken der Bandmitglieder aufwarten. Die Auswahl spannt einen Bogen von Count Basie über John Coltrane zu Thad Johns und Freddie Hubbard.

Am Sonntag, 14. Mai, findet um 10 Uhr in der Rutesheimer Markuskirche (Leonberger Straße 12) der Festgottesdienst zum 150-Jahr-Jubiläum mit Superintendent Siegfried Reissing (Stuttgart) statt.

In der Tradition der alten Spielleute präsentiert das Duo „Windwood & Co“ die Geschichte der Methodisten: „Sie nannten uns Methodisten“ am Sonntag, 23. Juli, um 19.30 Uhr in Heimsheim in Christuskirche (Mönsheimer Straße 37).

Ein Straßenfest zum Jubiläum findet in Leonberg am Samstag, 23. September, von 15 Uhr an vor der Pauluskirche ( Robert-Koch-Straße 3) statt.