Das Erscheinungsbild des Uhlenspiegel muss mehr Pfiff bekommen.“ Das forderte Bernd Thieliant vom Bauamt der Stadt Rutesheim in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses und erfuhr dabei rege Zustimmung.

Rutesheim - Das Erscheinungsbild des Uhlenspiegel muss mehr Pfiff bekommen.“ Das forderte Bernd Thieliant vom Bauamt der Stadt Rutesheim in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses und erfuhr dabei rege Zustimmung. Dafür nimmt die Stadt nun rund 56 000 Euro in die Hand.

 

Gemeinderäte und zahlreiche Gäste der Musikgasstätte sind mit der Anregung an die Stadtverwaltung herangetreten, vor allem die nördliche Betonfassade des Hauses gestalterisch aufzuwerten. Hinzu kamen die Pächter mit der Bitte, auch dem Biergarten im Süden ein attraktiveres Erscheinungsbild zu geben, denn der grenzt an eine Gewerbehalle. „Wir wollten das Gebäude farbig bemalen, doch dann haben uns Fachleute abgeraten“, sagte der Bürgermeister Dieter Hofmann. Auf der Betonfassade aus Fertigteilen bleichen die Farben schnell aus, zudem gebe es sehr große Fugen. Nun hat Thieliant vorgeschlagen, textile Banner zu verwenden. Die sind sonnenlichtbeständig und halten etwa zehn Jahre.

Biergarten wird vergrößert – optisch

Auf der Nordseite soll ein Banner angebracht werden, das eine Live-Musikveranstaltung darstellt. Zudem soll hier über dem Eingang ein etwa acht Meter langes Glasvordach als Regenschutz montiert werden. Im Biergarten wird die Metallverkleidung der Halle mit einem Banner bespannt, das optisch den Biergarten vergrößert. Auf Anregung von UBR-Stadträtin Inge Burst wird nun auch die Nordfassade der Nebengebäude begrünt.

Kritisch sieht die CDU-Gemeinderätin Christina Almert diese Investition. Die Musikgaststätte sei zwar Eigentum der Stadt, doch ein solcher Aufwand sei gegenüber den anderen Gastonomen im Ort unfair. „So mancher würde auch gern sein Lokal an die Stadt verkaufen und als Pächter weitermachen“, so Almert und enthielt sich beim Votum im Ausschuss ihrer Stimme.

Der Uhlenspiegel gehört seit dem 1. Januar 2013 der Stadt Rutesheim. Damals hat die Stadt die Musikgaststätte im Bonholz gekauft. Die früheren Besitzer Manfred und Monika Uhle führen seither als Pächter die Gaststätte weiter und organisieren die Musikveranstaltungen. Zudem erhielt die Stadt ein mietfreies Belegungsrecht für zehn eigene Veranstaltungen im Jahr.

Die Location hat Kult-Charakter

Mitte der 70er Jahre hatte sich Manfred Uhle mit einer Kneipe in Leonberg selbstständig gemacht. 1979 baute er eine einstige Gerberei in der Maybachstraße um – der Uhlenspiegel – im Volksmund „Bräu“ – erhielt schnell Kult-Charakter. Dann erwarb die Kaufland-Gruppe 2006 das Areal samt Kneipe mit dem benachbarten einstigen Tüv-Gelände. Manfred Uhle bekam nur kurze Pachtverträge.

Intensiv umworben von der Stadt Rutesheim, entschied sich die Familie 2010 für einen Neuanfang in der jungen Stadt Rutesheim. Nach nur vier Monaten wurde der neue Uhlenspiegel im Gewerbegebiet Bonholz eröffnet. Die Unterstützung der Stadt ging so weit, dass sie den Uhles das Grundstück für den Neubau in Erbpacht zur Verfügung stellte. Auch eine Bürgschaft wurde von der Kommune übernommen.

Doch der Neuanfang gestaltete sich schwieriger als gedacht. Die Familie Uhle hatte noch aus den Anfängen 2010 finanzielle Altlasten. Während der Gastronomie-Betrieb boomte, wurde deutlich, dass im Bereich der kulturellen Veranstaltungen Hilfe notwendig ist. Der Rutesheimer Stadtkämmerer und Wirtschaftsförderer Joachim Sinn nahm Verhandlungen mit der Familie Uhle und den Banken auf.

Daraufhin löste die Stadt alle Darlehen ab. Damit hatte die Familie Uhle keine Verbindlichkeiten mehr. Alle Beteiligten hätten damals auf Geld verzichtet, bestätigte damals Bürgermeister Hofmann. Beim Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Begründet wurde diese gemeinsame Entscheidung der Verwaltung und des Gemeinderates damit, dass der Uhlenspiegel keine normale Gaststätte sei. Neben den kulturellen Höhepunkten, die hier geboten werden, sei sie ein Aushängeschild für Rutesheim, das weit über die Grenzen der Region hinaus wirke, sagte Hofmann.