Seit nunmehr 25 Jahren verbringen junge Leute ihre Freizeit im Jugendtreff am Schulzentrum. Fast genauso lang schaut die Sozialpädagogin Edith Niederle in der städtischen Einrichtung nach dem Rechten.

Rutesheim - Früher, da hätten schon mal Punker und andere Krawallmacher den Rutesheimer Jugendtreff in Verruf gebracht. „Nicht selten gab es auch Schlägereien zwischen den Jugendhäusern“, erinnert sich Edith Niederle, die aber sogleich klar stellt: „Inzwischen ist das alles sanftmütig geworden.“ Die Sozialpädagogin zählt quasi zum Inventar der städtischen Einrichtung. Seit über 20 Jahren gestaltet sie als Teilzeitkraft das Freizeitprogramm für Kinder und Jugendliche und steht damit fast genauso lange im Dienst, wie es den Jugendtreff am Schulzentrum gibt – dieser feiert nun sein 25-jähriges Bestehen.

 

Während früher der Fokus auf der Arbeit mit Jugendlichen lag, gibt es längst auch entsprechende Angebote für Kinder. „Damit erreichen wir sie bereits früh, und da lässt sich viel bewegen“, befindet die 52-Jährige. Dass die Kinder in der Mittagspause oder nach dem Unterricht kommen, ist fast schon selbstverständlich. Das liegt Edith Niederle zufolge nicht zuletzt auch an der Stadtranderholung in den Ferien und an der engen Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit sowie dem Stadtjugendreferat, die 2010 installiert wurden. Mit Letzterem organisiert der Jugendtreff die Erlebniswoche in den Pfingstferien.

Viel Geld investiert

Die Erfolgsgeschichte begann Anfang der 1990er Jahre mit dem Umzug aus der Baracke im Mieminger Weg in die Robert-Bosch-Straße. „Der damalige Bürgermeister Reichert und die Stadträte nahmen eine Menge Geld in die Hand, um es in die Jugendarbeit zu investieren“, weiß die 52-Jährige, die schon während ihres Studiums Praxisluft in der Einrichtung schnupperte. Schnell entwickelte sich das Jugendhaus zu einem Vorzeigeprojekt.

Doch wie andere Jugendeinrichtungen musste auch der Rutesheimer Treff lange Zeit gegen hartnäckige Vorurteile aus der Bevölkerung ankämpfen. „Es gab immer wieder Gerüchte, dass bei uns mit Drogen gehandelt oder Alkohol ausgeschenkt wird“, berichtet Niederle. Dabei habe man aber ausnahmslos das Jugendschutzgesetz eingehalten. „Und wer uns verdächtig vorkam, dem haben wir gleich ein Hausverbot erteilt.“ Vor allem mithilfe des Stadtjugendreferats und durch die vielen Kooperationen mit örtlichen Vereinen konnte der zu Unrecht angekratzte Ruf wieder aufpoliert werden. Eine Zusammenarbeit brachte die Kids sogar ins Fernsehen. „Letztes Jahr hatten wir gemeinsam mit den Landfrauen die Rutesheimer Spezialität Rohstrudel in einer Sendung des SWR gebacken“, berichtet Niederle stolz. Das vor zwei Jahren ins Leben gerufene Mütterforum, das gemeinsam mit dem Internationalen Frauentreff und der Sprachhilfe angeboten wird, tat sein Übriges.

Auch Bands dürfen hier proben

Nach einer Modernisierung der Räume vor zwei Jahren bietet das Haus heute den vornehmlich zehn- bis 20-jährigen Besuchern alles für einen kurzweiligen Aufenthalt. Es gibt ein Internetcafé, einen Kreativraum, einen Proberaum mit Instrumenten für Bands und eine großzügige Tanzfläche. Die Mädchen hängen im „Girls’ Room“ ab und auch die Jungen haben ein eigenes Domizil. Nicht fehlen dürfen der obligatorische Tischkicker sowie ein Billardtisch. Draußen gibt es eine Grillstelle mit Sitzgelegenheiten sowie eine Skaterrampe.

Die Lage direkt am Schulzentrum ist optimal. „Dadurch gibt es auch viele Kooperationen mit den Schulen“, erklärt Niederle, die mit der Hausleiterin Bettina Schmid die pädagogische Arbeit verantwortet. Das Duo wird unterstützt von zwei Studenten, zwei Bundesfreiwilligen sowie vielen Ehrenamtlichen und Praktikanten. Der Jugendtreff hat 24 Stunden in der Woche geöffnet, dazu kommen noch rund zehn Stunden für Gruppenangebote.

Neben einem getrennten Programm für Mädchen und Jungen gibt es auch ein Breakdance-Training und einen Hip-Hop-Kurs. Und standen früher vor allem handwerkliche Angebote bei den Kids hoch im Kurs, kommen sie nach einer längeren Abstinenz langsam wieder in Mode. „Ein Discofox-Kurs wurde trotz mancher Kritik schließlich auch gut angenommen“, berichtet sie.