Stadträte radeln nach Perosa, um die Partnerschaft zu unterzeichnen.

Rutesheim - Fünf, vier, drei, zwei, eins – los.“ Helmut Budil gibt den Start und dann schwingen sich Wolfgang Diehm, Alexander Vetter und er auf dem Rathausvorplatz auf ihre Fahrräder und strampeln los. Ab geht es nach Perouse, denn ohne eine Ehrenrunde auf dem neuen Perosa-Argentina-Platz zu drehen, wollen sie sich nicht auf den Weg machen. Ulrich Binder lädt noch einen Kasten mit Rutesheimer 1250-Jahr-Wein in das Wohnmobil ein und fährt dann langsam den Radlern noch.

 

Doch wohin sind die vier Rutesheimer Gemeinderäte unterwegs? Ihr Ziel liegt in etwa 830 Kilometer Entfernung in den Piemonter Bergen und heißt Perosa Argentina. Am 21. Oktober vergangenen Jahres ist in Rutesheim der Partnerschaftsvertrag zwischen Perosa Argentina und der Stadt mit ihrem Ortsteil Perouse unterzeichnet worden. Nun steht die Gegenzeichnung des Vertrags in Italien am 28. April an. Anlass für die vier, sich am Freitagmorgen mit Rad auf den Weg nach Italien zu machen.

Die Partnerschaft entspringt aus der historischen Tatsache, dass die ersten Siedler des Waldenserortes Perouse aus ihrer Heimat Perosa Argentina im Jahre 1698 vertrieben wurden und den Weg in die neue Heimat Perouse zu Fuß angetreten waren. Mittlerweile wurde der komplette Weg, der sogenannte Hugenotten- und Waldenserweg, markiert und beschildert.

Im Herbst kam die Idee

„Die Idee einer gemeinsamen Radfahrt entlang der durch vier Länder führenden Fluchtroute entstand auf der herbstlichen Klausurtagung des Gemeinderats“, sagt Alexander Vetter. Nun soll die Strecke von ihm, Wolfgang Diehm und Helmut Budil auf dem Rad und Ulrich Binder im Begleitfahrzeug zurückgelegt werden. „Wir freuen uns einfach auf die Partnerschaft“, begründet CDU-Stadtrat Alexander Vetter, warum er mitmacht. „Ich bin ein leidenschaftlicher Radler und in der Jugend beim RV Schwalbe in Leonberg-Eltingen gefahren“, verrät Helmut Budil (BWV). „Mit der Radtour setzen wir ein Zeichen der Freundschaft und Verständigung “, sagt Wolfgang Diehm (BWV). Er hat bereits Erfahrungen mit Radtouren in Partnerstädte: 2009 ist er mit Ratskollege Fritz Schlicher (Galb) ins österreichische Scheibbs geradelt und 1991 war er einer der sieben Leonberger Polizisten, die nach Belfort geradelt sind. „Jemand muss doch auf die drei aufpassen,“ sagt Ulrich Binder (BWV). „Am liebsten würde ich mitradeln“, gesteht Bürgermeisterin Susanne Widmaier, als sie die vier verabschiedet. „Das ist gelebte Partnerschaft in ihrer schönsten Art“, freut sie sich.

Das erste Etappenziel ist Villingen-Schwenningen. Weitere werden bei Zürich, Neuchâtel, Genf in der Schweiz sein, bevor es über die Pässe nach Frankreich und Italien zur finalen Herausforderung übergeht. Durch das Wohnmobil ist die Gruppe nicht so sehr an die geplanten Etappenziele gebunden. So kann auf die Witterung und die Leistungsfähigkeit am jeweiligen Tag spontan reagiert werden. Finales Ziel ist, dass die Radler spätestens gemeinsam mit den nachreisenden Teilnehmern zur Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags in Perosa Argentina eintreffen.

Auf den Spuren der Geschichte

Die offizielle Delegation der Stadt, das Partnerschaftskomitee und die Gäste aus Rutesheim und Perouse, die an der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde teilnehmen, machen sich am Donnerstag, 26. April, mit dem Bus auf den Weg nach Perosa Argentina.

Am Freitag sind die Gäste auf den Spuren der Waldenser unterwegs. Besucht wird das Denkmal Sibaud, wo die Waldenser 1689 geschworen haben, geeint zu bleiben. Danach geht es ins Angrogna-Tal. Dort wird in Serre das Denkmal Chanforan besucht, wo 1532 das Waldenserbekenntnis stattfand, sowie die kleine Beckwithschule und die Höhlenkirche. Besucht werden auch die Felsenkirche und die Gebäude der „Barbenschule“ in Pra del Torno.

Am 28. April ist die offizielle Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags anberaumt. Weil der Sitzungssaal im Rathaus zu klein ist, wird der Festakt bei schönem Wetter vor dem Rathaus erfolgen. Bei Regen im Teatro Piemont. Nach der Einweihung des Platzes „Piazza di Perouse“ wird eine Brücke besichtigt, die nach einem Unwetter auch mit Spendengeldern aus Rutesheim repariert wurde. Am Sonntag ist die Rückfahrt geplant.