Der lange Sommer und fehlender Regen schwächen den Wald. Die Kraxl-Alm muss zwei Bäume fällen.

Rutesheim - Sie heißen Buchdrucker, Kupferstecher oder großer und kleiner Waldgärtner. Sie mögen den Wald, besonders Fichten und Kiefern. Sie haben sie buchstäblich zum Fressen gern. Denn sie sind Borkenkäfer.

 

Die kleinen, wenig possierlichen Tierchen machen seit Jahrhunderten den Waldbewirtschaftern zu schaffen. Doch nicht nur denen. Auch im Klettergarten der Kraxl-Alm haben die Käfer zugeschlagen. „Wir mussten im September Bäume fällen, weshalb bei uns zwei Parcours wegfallen“, bestätigt Heiko Barthelmeß, der auf der Kraxl-Alm für alle Aktivitäten an der frischen Luft zuständig ist. In der Nachsaison habe das jedoch kaum Auswirkungen auf den Betrieb gehabt. „Die Bäume hätten auch noch die restliche Saison getragen. Aber wir haben uns entschlossen, das schnell zu machen, damit sich die Käfer nicht weiter ausbreiten“, berichtet er.

Ersatz soll gepflanzt werden. Aber bis dieser groß genug ist, um ein Stück des Klettergartens zu tragen, „da vergehen noch 30 Jahre“, sagt Barthelmeß. Doch im 3,5 Hektar großen Außenbereich der Kraxl-Alm gibt es 90 Bäume. Mehr als genug, um für das kommende Jahr zwei neue Attraktionen zu schaffen: einen neuen Kletterparcours sowie eine Zip-Line, also ein Seil, an dem sich der Kletterer oben einklinkt und über eine längere Strecke nach unten „fährt“. Die Investitionen sieht Heiko Barthelmeß gelassen: „Das bringen der Wald und die Natur eben mit sich.“

Der Borkenkäfer. Foto: dpa-Zentralbild
Viele Klettergärten hätten diese Probleme. In Österreich, am Dachstein, habe sogar eine Anlage ganz schließen müssen, weil der Borkenkäfer die Bäume befallen hat. Den kleinen Tierchen gefallen besonders die Nadelbäume. Und die waren nach dem stürmischen Winter, dem langen heißen Sommer und dem insgesamt sehr trockenen Jahr eben sehr anfällig.

„So extrem wie dieses Jahr haben wir das noch nicht gehabt“, sagt der Rutesheimer Revierförster Ulrich Neumann. „Wenn man gegen einen Baum trat, dann regnete es jede Menge Nadeln. Da weiß man sofort, dass der Baum vertrocknet ist.“

Er und seine Waldarbeiter seien bis März damit beschäftigt gewesen, die Sturmschäden im Rutesheimer Forst aufzuarbeiten. Danach sei es gleich ins „Käferholz“ gegangen, wie die befallenen Bäume bezeichnet werden. Da gelte es schnell zu handeln. Die Käfer verstecken sich gern direkt hinter der Rinde, daher auch der Name Borkenkäfer. Also werden die gefällten Bäume schnell von jener befreit. „Dann wird das Kronenmaterial gehäckselt. Da überwintern die Käfer gerne“, erklärt Neumann. Beseitige man die Krone, haben die Insekten weniger Nahrungsquellen.

Der Klimawandel wirke sich auch immer mehr auf die Zusammensetzung des Waldes aus. „Die Weißtanne wird immer weniger, sie ist jetzt quasi an der Vegetationsgrenze hier“, erklärt der Förster. Dem Baum werde es schlicht zu warm. Den anderen Nadelbäumen eben zu trocken. „Das Laubholz ist relativ stabil. Wie sich die Trockenheit auswirkt, wird sich aber etwa bei Buchen erst im nächsten oder übernächsten Jahr zeigen“, erklärt Neumann. Einen positiven Effekt hat das heiße, trockene Wetter aber noch gehabt: Der Schimmelbefall, der in der Regel dem Borkenkäfer folgt, ist zumeist ausgeblieben und hat somit für bessere Holzqualität gesorgt.