Fast überall in der Stadt gibt es Zonen, in denen die zulässige Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer reduziert ist. Eine Begrenzung auf der Autobahn lehnt das Regierungspräsidium ab – trotz der Nähe zur Wohnbebauung.

Rutesheim - Mit den Ergebnissen aus dem Lärmaktionsplan können wir im Großen und Ganzen zufrieden sein“, sagt der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann. Das Regierungspräsidium Stuttgart hat jüngst das beantragte Tempo-Limit für den westlichen Abschnitt der Pforzheimer Straße bis zur Ortstafel von 30 Stundenkilometern während der Nacht von 22 bis 6 Uhr genehmigt. Das ist auch vom zuständigen Landratsamt Böblingen so angeordnet worden.

 

„Für den südlichen Abschnitt der Renninger Straße wurde dieses ebenso vom Gemeinderat beschlossene und beantragte Tempolimit allerdings abgelehnt“, bedauert der Erste Beigeordnete Martin Killinger. „Begründet wird es von der Behörde damit, dass hier die Lärmwerte unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen.“

Als im April 2015 der Gemeinderat den Lärmaktionsplan beschlossen hat, umfasste der mehrere Forderungen, die zu einer Lärmreduzierung im Ort führen sollten. So wurde beim zuständigen Regierungspräsidium Stuttgart für die noch am stärksten belasteten Bereiche in der Renninger Straße zwischen der Ortstafel und dem Gebäude mit der Hausnummer 12 sowie in der Pforzheimer Straße zwischen der Ortstafel und Gebäude-Nummer 37 eine Verringerung der Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer beantragt. Auch der Landkreis Böblingen wurde ins Boot geholt mit der Forderung, dass er zeitnah sogenannten Flüsterasphalt in den Fahrbahnbelag der Straßen einbauen solle.

Was sowohl den Bürgern als auch den Gemeinderäten und der Verwaltung ganz besonders am Herzen lag, war der erneute Antrag beim Regierungspräsidium, die Geschwindigkeit auf der A 8 zwischen Leonberg-West und dem Parkplatz Höllberg auf Gemarkung Perouse in beiden Fahrtrichtungen, zumindest während der Nachtzeit, auf 120 Stundenkilometer zu begrenzen.

Trotz Nähe zur Wohnbebauung kein Erfolg beim RP

„Da beißen wir auf Granit“, sagt der Bürgermeister. „Unverständlich ist, dass es das Regierungspräsidium unverändert, wie schon bei zwei weiteren Rutesheimer Anträgen, ablehnt, eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf der A 8 einzuführen, trotz der Nähe zu großen Wohnbebauungen“, so Dieter Hofmann. „Vor allem, wenn man sieht, wo überall und auf welch großen Strecken sogar Tempo 100 im Ballungsraum gilt“, gibt sich der Rathauschef unzufrieden.

Andererseits werden immer mal wieder in kurzen Abschnitten wegen Fahrbahnschäden ganz unterschiedliche Geschwindigkeitsbeschränkungen aufgestellt, mal 100, dann 120 Stundenkilometer, dann wieder gar keine. „Die Gutachter für den Lärmaktionsplan vom Büro BS Ingenieure haben immer wieder bestätigt, dass 120 Stundenkilometer vor allem nachts tatsächlich viel bringen würde“, bläst der Beigeordnete Killinger in das gleiche Horn.

Wie wichtig die Einhaltung der Lärmobergrenzen in dem Bereich sind und wie kompliziert es ist, sie einzuhalten, zeigt die Tatsache, dass in dem Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums Stuttgart vom April 1987 der „Flüsterasphalt“ auf der A 8 in diesem Abschnitt zwingend im Abstand von acht Jahren vollständig erneuert werden muss. Nur so kann er seine große Lärmminderung von vier Dezibel gewährleisten. Das ist die einzige Möglichkeit, die an der A 8 vorgeschriebenen gesetzlichen Grenzwerte auch einzuhalten.

Im September 2008 ist der sechsspurige Ausbau der A 8 fertig gestellt worden. Somit steht für dieses Jahr die vollständige Erneuerung des Belags aus Flüsterasphalt an. „Hoffentlich wird rechtzeitig mit den Vorarbeiten begonnen und der neue Belag ist standfester als der alte, der schon nach wenigen Jahren Mängel aufgewiesen hat“, so der Beigeordnete Martin Killinger.

Das Regierungspräsidium Stuttgart hat nun auf Nachfrage mitgeteilt, dass der neue „Flüsterasphalt“ auf der gesamten rund zehn Kilometer langen Neubaustrecke zwischen Leonberg-West und dem Anschluss Heimsheim vom 9. Mai an bis zum 13. September aufgetragen wird.

Asphaltarbeiten bei fließendem Verkehr

Die Arbeiten werden bei fließendem Verkehr über die Bühne gehen, sodass mit Behinderungen zu rechnen ist. Besonders haarig wird es in den letzten sieben Wochen der Baustelle, wenn der ausgediente offenporige Asphalt auf den zehn Kilometern der sechspurigen A 8 von Leonberg bis nach Heimsheim ausgetauscht wird.

Das Problem sind die Eigenschaften des Flüsterasphalts. Der hat viele Hohlräume, die Schall schlucken und das Regenwasser durchlassen. Das Wasser fließt dann über eine darunterliegende Schicht ab.

Deshalb kann die oberste Schicht nur in einem Stück über die gesamte Fahrbahnbreite aufgetragen werden. Darum muss der Verkehr auf die Nebenfahrbahn und auf eine Spur der Gegenfahrbahn umgeleitet werden.

Vor diesem Hintergrund werden die zehn Kilometer auch in vier Abschnitte eingeteilt. Würde man die Arbeiten an einen Stück ausführen, müsste sowohl der Westanschluss Leonberg als auch der Anschluss Rutesheim gesperrt werden. Dann wäre das Chaos wohl perfekt.