„Kein leichtfertiger Schritt“: Zum ersten Mal erhöht die Stadt die Preise in der Schulmensa.

Rutesheim - Es ist bislang das günstigste Essen in einer Schulmensa in den 26 Kommunen des Landkreises Böblingen. Gegenwärtig bezahlen die Rutesheimer Schüler im Abonnement 2,50 Euro pro Mahlzeit, ihre Lehrer 3,30 Euro. Nun hat der Gemeinderat zum ersten Mal seit Bestehen der Mensa beschlossen, den Preis zu erhöhen – für die Schüler auf drei und die Lehrkräfte auf vier Euro. Die neuen Preise gelten vom 1. Februar 2019 an.

 

„Es ist klar, dass wir diesen Schritt nicht leichtfertig und gern machen“, sagt die Bürgermeisterin Susanne Widmaier. „Aber auch wir müssen mal die Gebühren anpassen“, ergänzt der Erste Beigeordnete Martin Killinger. Mit dem Preis von drei Euro für ein Essen im Abonnement könne in Zukunft vernünftig geplant werden.

Es gibt nämlich auch Einzelmarken im Tagesverkauf. Für die haben die Schüler bisher 3,50 Euro bezahlt und die Lehrer 4,50 Euro. Künftig liegen hier die Preise bei vier beziehungsweise fünf Euro. Mit diesem Angebot bleibe auch künftig niemand hungrig, aber das Abonnement sei für die Planung natürlich wesentlich geeigneter.

„Die Mensa im Schulzentrum ist ein Erfolgsmodell“, sagt Martin Killinger. Auch deshalb, weil von Anfang an bis heute ehrenamtlich tätige Kocheltern in täglichen Teams hier ein gesundes, abwechslungsreiches und vollständiges Mittagessen zubereiteten. In der Regel besteht es aus einem Hauptgericht sowie Salat und Nachtisch. Dazu steht kostenfrei selbst gesprudeltes Trinkwasser zur Verfügung.

Die Zahl der Hungrigen steigt in Rutesheim stetig an

Mit den steigenden Schülerzahlen im Gymnasium seit 1999 ist auch die Zahl der Hungrigen stetig angewachsen. Im Februar 2007 ist der Neubau der Mensa mit der darüber liegenden Aula an der Robert-Bosch-Straße bezogen worden. Seither wird das Essen auch an die Schüler der anderen Schulen auf dem Campus ausgegeben. Dieses Angebot wird an den vier Tagen, an denen gekocht wird, rege genutzt. Die aktuellen Abo-Zahlen: Montags werden 310 Essen und dienstags 300 Essen ausgegeben, am Mittwoch ist es mit 110 Essen etwas ruhiger, dafür ist der Donnerstag mit 440 Essen der Haupttag.

Mit der Preiserhöhung nähert sich Rutesheim den anderen Kommunen an, etwa Renningen, wo ebenfalls Kocheltern aktiv sind und ein Essen drei Euro kostet. In der Triangel Mensa in Leonberg, wo die Kocheltern täglich bis zu 600 Portionen zubereiten, sind 3,80 Euro fällig. In Weil der Stadt, wo Caterer die Mahlzeiten liefern, kostet ein Essen 4,25 Euro. Das meiste Geld, 4,55 Euro, wird in Magstadt fällig.

„Die Abo-Zahlen belegen, dass das Mittagessen gut schmeckt“, sagt die Bürgermeisterin. Die Kocheltern wählen mit ihrer Kochgruppe den Tag und das Essen, das sie kochen, selbstständig aus. Den gesamten Einkauf, das Organisatorische, die Vorbereitungen, Hygienemaßnahmen, Ersatz bei personellen Ausfällen, die Verwaltung und Abrechnung erledigt die hauswirtschaftliche Betriebsleiterin Elke Wagner sowie ihre beiden Stellvertreterinnen Birgit Fender und Gabriele Schock.

Abendessen für die Kocheltern als Dankeschön der Stadt

Als besonderes Dankeschön der Stadt als Träger der Schulen und der Mensa werden die ehrenamtlichen Kocheltern einmal jährlich zu einem gemeinsamen Abendessen in die Mensa eingeladen. Die Betriebsleiterin nutzt diese Gelegenheit und führt zuvor in der Mensa die jährlich vorgeschriebene Hygieneschulung durch, bevor ein gemütlicher Teil folgt.

„Dass etliche Eltern weiterhin noch kochen, obwohl ihre Kinder die Schule schon längst absolviert haben, ist ein gutes Zeichen“, ist Martin Killinger voll des Lobes. „Regelmäßig werden neue Kocheltern gesucht und zum Glück auch gefunden – ohne sie müsste das Essen von einem Caterer bezogen werden“, erklärt der Beigeordnete.

Trotz der geplanten Preiserhöhung gilt für Schüler aus Familien mit geringem Einkommen (etwa Empfänger von Arbeitslosengeld-II-Leistungen, Wohngeld, Sozialgeld, Grundsicherung) weiterhin, dass sie nur einen Euro bezahlen. Diese Gebühr ist bundesweit für Familien mit Leistungen aus dem „Bildungs- und Teilhabepaket“ so geregelt und sie bleibt unverändert.

Die Erhöhung der Gebühren hat vor dem Hintergrund stattgefunden, dass im Haushalt 2018 den Gesamteinnahmen von 121 000 Euro, davon Einnahmen aus dem Essensverkauf von 100 000 Euro, die Ausgaben für die Aula und Mensa von 299 000 Euro gegenüberstehen. Deshalb wird es wohl auch eine weitere Erhöhung geben. Dieser zweite Schritt soll zum 1. Februar 2020 erfolgen. Über die Höhe wird Ende 2019 beraten und beschlossen.