Rund 470 Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes arbeiten über die Feiertage. Am Heilig Abend ist es relativ ruhig – aber der Dienst fordert trotzdem mehr ab.

Renningen - Für Michael Steindorfner war es „ein ausgesprochen schöner“ Einsatz: Am Sonntag, 24. Dezember, hat der Präsident des Kreisverbandes Böblingen des Deutschen Roten Kreuzes Geschenke verteilt. Mit Kaffee, Stollen und Süßigkeiten zeigte er den Mitarbeitern seine Wertschätzung, die an Heilig Abend und über die Feiertage arbeiten. Rund 470 Männer und Frauen haben über Weihnachten rund um die Uhr in der Rettungsleitstelle auf dem Flugfeld von Böblingen und Sindelfingen, in den vier Rettungswachen, am Notarzt-Standort im Klinikum Sindelfingen und in den elf DRK-Pflegeheimen den Betrieb aufrecht erhalten.

 

Wertschätzung für den Feiertagsdienst

Mit seinem Besuch wollte Michael Steindorfner seine Wertschätzung ausdrücken. „Erst recht an so einem Tag, an dem andere Menschen feiern, stehen sie bereit“, sagte er. Da der Heilige Abend auf einen Sonntag gefallen ist, war es in den Rettungswachen verhältnismäßig ruhig. Dafür sei die psychische Belastung in den Pflegeheimen größer. „Der Dienst fordert mehr ab“, erklärte Michael Steindorfner.

„Wenn Sie im Schichtdienst arbeiten, merken sie überhaupt kaum, ob gerade ein Sonn-, Feier- oder normaler Tag ist“, sagte Andreas Häbe, der Rettungswache von Renningen-Malmsheim seinen Dienst absolviert. Er und seine Kollegen sind nicht nur vom DRK-Präsident beschenkt worden. Vor der Tür haben sie auch ein paar Kekse und eine Karte gefunden. Und kürzlich sei ein Mann vorbeigekommen – einfach, um Danke zu sagen. Ein kleiner Trost ist das für die Arbeit, die immer schwerer wird. Der Rettungsdienst leidet unter Fachkräftemangel, am Heiligen Abend sind sie auch nur zu zweit in Malmsheim und nicht zu viert, wie es der Dienstplan vorsieht. Gleichzeitig steigen die Einsatzzahlen: 73 000-mal sind die Retter im Kreis Böblingen in diesem Jahr ausgerückt, vor wenigen Jahren waren es halb so viele Einsätze.

Bei zu viel Fett zwickt der Bauch

Das liege am dichten Verkehr in der Region, erklärt der DRK-Präsident Michael Steindorfner, an vermehrten Einsätzen in Flüchtlingsheimen, und: „Viele rufen den Rettungswagen auch nur, um sich die Wartezeit beim Arzt zu ersparen.“ Vor allem dieses Problem nehme immer mehr zu. Andreas Häbe nickt da. „Ja, das haben wir fast täglich, dass etwa jemand bei der Leitstelle anruft und sagt, der Finger sei halb ab.“ Wenn die Retter dann eintreffen, sehen sie einen leicht blutenden Finger. „Wir weisen dann schon freundlich darauf hin, dass man uns deswegen nicht hätte rufen brauchen“, erzählt Häbe.

Und an Weihnachten? Prinzipiell seien die Einsätze ähnlich wie an anderen Tagen. „Aber es kommt auch vor, dass ältere alleinstehende Menschen nicht mehr zurecht kommen“, berichtet der Rettungssanitäter Martin Mach. Dann müsse in eine psychiatrische Landesklinik fahren. „Oder wenn jemand zu viel fettes gesessen hat und der Bauch zwickt“, sagt Mach.

Die traditionelle Weihnachtstour teilt sich Michael Steindorfner mit Kollegen auf. In Sindelfingen hat beispielsweise Bernd Vöhringer die Präsenttüten überbracht und ein Schwätzchen mit den Mitarbeitern beim Häuslichen Pflegedienst und Pflegeheimen in Aidlingen, Jettingen sowie Herrenberg gehalten. Von 9.30 bis 12 Uhr waren die DRK-Vertreter im Kreis Böblingen unterwegs. „Alleine kann man das gar nicht schaffen“, zog Michael Steindorfner Resonanz: „Es ist eine kleine Geste, aber sie öffnet das Herz.“