In der Malmsheimer Martinuskirche wird erstmals ein italienischer Gottesdienst abgehalten.

Renningen - Padre nostro“ statt Vaterunser, „Astro del Ciel“ statt Stille Nacht und ganz viel „Temperamento“: Bei der Renninger Krippe wird erstmals eine Heilige Messe komplett in italienischer Sprache gehalten. Sicher ist nur noch das Amen in der Martinuskirche.

 

Folglich verwundert es nicht, dass der Pfarrer vom Dienst Franz Pitzal, obwohl mit einem umfangreichen Sammelsurium an spannenden Anekdoten aus aller Welt gesegnet, mit seinem Latein, scusi Italienisch, schnell am Ende ist. „Ich kann höchstens Castello, dann ist aber schon Schluss“, witzelt Franz Pitzal beim diesjährigen Krippen-Motto „Ein feste Burg ist unser Gott“. Dann überlässt er seinem Glaubenskollegen den Vortritt, der übrigens gar nicht aus Bella Italia stammt.

Jean Bonane Bakindika heißt der Mann und er kommt aus dem Kongo. Gläubigen Italienern in Leonberg ist er bestens bekannt, leitet er doch sonntags für die „Comunita Cattolica Italiana SS. Cuori di Gesu e di Maria“ den Gottesdienst im Edith-Stein-Haus. Er habe Theologie an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom studiert, erzählt der Priester, der in fließendem Italienisch die Begegnung Gottes mit den Menschen in den Mittelpunkt seiner Predigt stellt. „Die Krippe passt wunderbar zum Thema“, wird er später sagen.

Die hölzernen Bänke in der Martinuskirche sind etwa zur Hälfte besetzt. Italienische Katholiken aus Renningen, aber auch aus den Nachbarorten sind zu der „Santa Messa“ gekommen. „Ein Gottesdienst in italienischer Sprache ist doch etwas anderes“, befindet Maria Grazia Calza, die in der italienischen Community in Renningen aktiv ist – dort treffen sich die Landsleute seit zwei Jahren regelmäßig im Bonifatiushaus, um über Gott und die Welt zu plaudern.

Gänsehaut in der Renninger Krippe

Zumindest auf Letzteres müssen die Kirchenbesucher an diesem Abend verzichten. Denn die Messe, eingerahmt vom glänzenden Sternenhimmel und von der imposanten Krippe, die ganz im Zeichen Martin Luthers steht, läuft recht förmlich ab. Da, wo Pfarrer Pitzal üblicherweise zum herzlichen Grußwort an die Gemeinde ansetzt, hat sich sein italienischer Kollege schon drei Mal bekreuzigt. Ansonsten gibt es im liturgischen Ablauf keine Unterschiede zum hiesigen Gottesdienst, ist doch dieser in der katholischen Kirche ohnehin weitestgehend einheitlich geregelt.

Aber: das italienische Temperament schimmert nicht erst am Ende der Predigt hervor, als Pfarrer Pitzal für das Aufspüren der einzigen italienischen Figur unter den mehr als 500 eine Belohnung auslobt und die Besucher fluchtartig in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen. So kommt man nicht um eine leichte Gänsehaut herum, wenn die Gläubigen zum Liedblatt greifen und dabei vom eingespielten Chor der italienischen Kirchengemeinde aus Leonberg auf der Empore musikalisch begleitet werden. Alleluia!

Und weil Italienisch gemeinhin als die schönste Gesangssprache der Welt gilt, vermag man sich spätestens bei dem wohl bekanntesten italienischen Weihnachtslied „Tu scendi dalle stelle“ nicht dem kollektiven Schwung zu entziehen. Da spielt es keine Rolle ob waschechter Italiener oder interessierter Renninger, der mit nach oben gezogenen Mundwinkeln im Rhythmus der Melodie zumindest mitsummt.

Italienischer Gottesdienst kommt gut an

Die Anregung zur „Santa Messa“ kam von den italienischen Familien. Der Gemeindereferent Felix Lipp griff die Idee begeistert auf. „Die Muttersprache und der Glaube, den man von Zuhause mitbekommt, korrespondieren ganz eng miteinander“, weiß er aus Erfahrung. Daher sei es wichtig, dass die Menschen in der Religion ihre Muttersprache wiederfänden. „Da geht es nicht nur um die Sprache, sondern auch um die Kultur und die Art zu glauben“, betont Lipp.

Deswegen soll der italienische Gottesdienst in Renningen keine einmalige Sache bleiben und künftig regelmäßig stattfinden – das ist zumindest der Wunsch der Besucher. Dagegen dürfte auch Pfarrer Pitzal nichts haben, spart er doch am Ende nicht mit Lob. „Man merkt schon, dass die Italiener begeisterungsfähiger sind als wir Deutschen“, sagt er, schiebt dann aber grinsend hinterher: „Wobei, in Renningen ist das natürlich ganz anders!“

Termine Am Samstagabend treten die Hymnus Chorknaben Stuttgart beim Abendlob auf. Beginn ist um 18 Uhr. Am Sonntag, 5. Februar, ist um 10.45 Uhr Gottesdienst mit dem Handharmonika Spielring Malmsheim. Die Schlussfeier mit dem Singkreis Malmsheim und dem Musikverein Magstadt beginnt um 18 Uhr.