Der Entertainer Marc Marshall zaubert Weihnachtsstimmung in die Martinuskirche.

Renningen - Es gibt wohl kaum eine passendere Kulisse für ein Weihnachtskonzert als die imposante Renninger Krippe mit ihren detailverliebten Figuren und pittoresken Szenen. Und Marc Marshall greift zu Beginn seines Konzerts in der voll besetzten Martinuskirche auch das diesjährige Motto der Krippe auf: „Dein ist die Zeit!“ Uhrzeiten der Metropolen aller Kontinente und ein übervoller Terminkalender an den Wänden der Kirche zeigen, wie gehetzt der moderne Mensch durch sein kurzes Leben hastet.

 

Mit seinem sehr leisen, anrührenden Lied „Nimm dir Zeit“ will der Entertainer seine Zuhörer anregen, über unseren oft achtlosen Umgang mit der Zeit nachzudenken: „Sie ist das Wertvollste, was wir haben!“ Ein Potpourri mit klassischen Weihnachtsliedern folgt: „In dulci jubilo“, „Es ist ein Ros’ entsprungen“, „Kling, Glöckchen“ und „Kommet, ihr Hirten“. Marshall singt ganz pur ohne klebrigen Zuckerguss, und die gebannte Stille im Publikum zeigt, wie der Sänger festliche Stimmung in die Kirche zaubert und die Herzen der Zuhörer öffnet – bei „O Tannenbaum“ dürfen alle auch mitsingen.

Anekdoten aus dem Leben

Aber Marc Marshall singt nicht nur: Er erzählt Anekdoten aus seinem Leben, rezitiert Texte, plaudert aus dem Nähkästchen über Dreharbeiten – und er hat eine Botschaft: Er hält viel von den Werten, die an Weihnachten im Fokus stehen, aber er zweifelt an deren Haltbarkeit über den Jahreswechsel hinaus. Liebe, Wärme, Verständnis und Hilfsbereitschaft sollten für ihn eigentlich das ganze Jahr über menschliches Verhalten prägen. „Wann fängt Weihnachten an?“ fragt er. „Wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt!“

So erzählt er von drei Jägern, die in einer Höhle auf einen Einsiedler treffen, der vor Glück strahlt. Auf ihre Frage, was das Geheimnis seines Glücks sei, weist er auf ein Loch. Verdutzt sehen die Jäger nur Zweige - und ein kleines Stück Himmel, und eben dieses Stückchen Himmel ist der Grund für des Einsiedlers Glück.

Aus seinem aktuellen Album „Herzschlag“ präsentiert er sehr poetisch zarte Lieder: „Wie mein Herzschlag gehörst du zu mir“ („You are always on my mind“) und „Sag’ mir, was ist Liebe, zeig’ mir, wie das geht!“ Aber er ist nicht nur ein Hexenmeister der leisen Töne („Petit Papa Noël“), er kann auch rhythmisch grooven und jazzig swingen: „You never walk alone!“ Begleitet wird der Sänger von René Krömer am Klavier, der für seine virtuosen Solo-Partien Extra-Applaus bekommt.

Erinnerungen werden wach, Emotionen spürbar

Kurz vor den Festtagen erlebt das Publikum in der Renninger Krippe Herzschlagmomente: Erinnerungen werden wach, Emotionen spürbar – sodass bisweilen der Beifall schon kommt, ehe das Lied zu Ende ist, was Marshall aber mit Humor nimmt. Er greift auch mal zur Gitarre, und der Pianist präsentiert eine zarte Begleitung auf dem Akkordeon oder auch mal hauchfein auf einem Glockenspiel.

John Lennons berühmtes Lied „Imagine“, das die Utopie einer besseren Welt träumt, inszeniert der Sänger, der übrigens ausgebildeter Bariton ist, sehr dramatisch und mit einem eigenen Fingerabdruck. Stark und ausdrucksvoll auch seine Version von „What a wonderful world“ - erst klassisch, dann rhythmisiert und „gentleman-like“ tanzend, das Publikum klatscht gerne mit.

Als Abschluss ein gesungenes „Vaterunser“, das vermutlich Pfarrer Franz Pitzal besonders gefällt, mit dem Marshall seit Langem eine enge Freundschaft verbindet. Mit großem Applaus dankt das berührte Publikum, und als Zugabe gibt es klassische Wiegenlieder, die den Bogen zur Krippe schließen: „Weißt du, wie viel Sternlein stehen?“ und „Schlafe, mein Kindchen“.

Peppige amerikanische Weihnachtshits – „Santa Claus is coming to town“ und „Jingle Bells“ mit einem atemberaubend rasanten accelerando – sind schließlich das charmante Highlight des Abends: die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.