In einem hohen Gang niedertourig dahingleiten, wenig bremsen und vorausschauend über die Straßen rollen – so geht Umweltschonung im Auto. Beim Energiespartraining kann das jeder lernen. Ein Selbstversuch.

Renningen - Ja, ich kann gut Auto fahren. Ich fahre viel und gerne und gerne auch mal ziemlich flott. Dennoch bemühe ich mich, dabei auf die Umwelt zu achten. In einem Fahrtraining zum Spritsparen will ich das beweisen. Und ich will von einem Profi lernen, wie ich bei meiner Fahrweise noch sparsamer mit Energie umgehen und damit die Umwelt und auch meinen Geldbeutel künftig entlasten kann.

 

Treffpunkt ist in der Martin-Luther-Straße. Die Carsharer vom Verein Ökostadt Renningen haben zu dem Fahrtraining eingeladen. Die meisten Teilnehmer sind Vereinsmitglieder. Für sie lohnt sich das Training gleich doppelt. „Sie lernen nicht nur, wie sie Energie einsparen können“, erklärt der Vereinsvorsitzende Jochen Breutner. Die Fahrer bekommen künftig auch jeden gefahrenen Kilometer einen Cent billiger. Es ist bereits das vierte Training, das die Carsharer anbieten. Mit Erfolg: „Es sind im Schnitt 15 Prozent, die sich damit einsparen lassen“, sagt Breutner.

Die Aufgabe ist schnell erklärt: Die Teilnehmer fahren nacheinander dieselbe Strecke. Die ist sieben Kilometer lang und setzt sich aus Stadtverkehr, Überlandfahrt und 30er-Zonen zusammen. Ulrich Pfeiffer überwacht das Ganze. Er ist der Geschäftsführer von Eco-Consult, einer Firma aus Schwetzingen, die sich auf Energiesparfahr- und Sicherheitstrainings spezialisiert hat. Nach der ersten Runde nimmt Pfeiffer den Verbrauch und das durchschnittliche Tempo der Teilnehmer auf.

Dann fährt der Trainer die Strecke selbst ab und erklärt den Teilnehmern, die mit im Auto sitzen, wie sie durch vorausschauendes Fahren Sprit sparen können und dennoch zügig und sicher unterwegs sind. Es folgt eine zweite Runde. Am Ende werden die Werte erneut überprüft.

Ich bin als erste dran. Angeschnallt, Spiegel eingestellt und los geht’s. Im zweiten Gang rolle ich langsam die Martin-Luther-Straße entlang. Dann biege ich links auf die Rutesheimer Straße ab. Weil ich die Strecke nicht gut kenne und überall rechts vor links ist, mache ich lieber etwas langsamer, schalte an den Vorfahrtsstraßen in den zweiten Gang. Auf Höhe des Maislabyrinths gebe ich Gas und fahre zügig bis zur Nordrandstraße. Mit 70 Sachen geht es weiter zum Gelände der Malmsheimer Segelflieger.

Kurz vor den beiden Kreisverkehren bremse ich ziemlich stark und fahre im zweiten Ganz durch die Kreisel. Dann geht es flott über die Nord-Süd-Straße und gemächlich durch die Gottfried-Bauer-Straße- hier ist größtenteils nur Tempo 30 erlaubt – wieder zurück zum Start. Als ich mit Ulrich Pfeiffer den Bordcomputer auslese, muss ich zweimal hinschauen. Ich habe im Schnitt 6,4 Liter verbraucht, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 34 Stundenkilometern. Das deprimiert mich. „Mit meinem Auto brauche ich nur 5,4 Liter und fahre schneller“, sage ich zerknirscht und hoffe darauf, dass Ulrich Pfeiffer mir zeigt, wie es besser geht.

Er kennt sich schließlich aus. Seit 1997 haben Pfeiffer und seine Mitarbeiter mehr als 80 000 Fahrer in ganz Deutschland geschult. Das Ziel ihrer Trainings ist es, die Umwelt zu entlasten und die Fahrzeugkosten dadurch zu reduzieren, dass sie den Autofahrern eine wirtschaftliche und umweltbewusste Fahrweise vermitteln. „Es geht um eine moderne Fahrweise für moderne Autos“, erklärt Pfeiffer.

Seinen eigenen Fahrstil wolle er den Kursteilnehmern dabei aber nicht aufdrücken. Es gehe vielmehr darum, Anstöße zur Verhaltensänderung zu geben und langjährige Gewohnheiten abzulegen. „Wir holen die Menschen da ab, wo sie stehen und versuchen, dort etwas zu verbessern“, erklärt der Fahrtrainer. Niedertourig fahren, früh hoch- und spät zurückschalten, vorausschauend fahren und wenig bremsen – all diese Tipps seien zwar richtig und wichtig, erklärt Ulrich Pfeiffer. Immerhin lassen sich dadurch zehn bis 15 Prozent Energie einsparen. Doch letztlich liege es an den Teilnehmern selbst. „Die Leute müssen es wollen und an sich arbeiten“, sagt er.

Runde zwei. Ich fahre los, schalte schnell hoch und rolle im dritten Gang bis zur Rutesheimer Straße. Zügig fahre ich, die Tipps vom Fachmann im Hinterkopf, weiter zur Nordrandstraße. „Nehmen Sie zwischendurch den Fuß vom Gas“, rät Ulrich Pfeiffer. „Nutzen Sie den Schwung und rollen Sie an den Kreisel heran und dann zügig durch.“ Gesagt, getan. Immer wieder nutze ich auf den sieben Kilometern Strecke meinen Schwung, bremse selten und schalte spät.

Am Ziel angekommen, erfreuliche Nachrichten. 5,1 Liter habe ich im Schnitt verbraucht. Und das bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern. Für meine „bestandene Prüfung“ bekomme ich eine Urkunde und einen Rat vom Experten. „Bleiben Sie dran“, sagt er. Denn: „Die nächsten acht Tage entscheiden darüber, wie Sie die nächsten 40 Jahre fahren.“