Helmut Epple tritt am Sonntag, 9. Oktober, bei der Wahl zum Bürgermeister an. Er will die Bürgerbeteiligung zur Chefsache machen.

Renningen - In seiner Heimatgemeinde Weissach ist Helmut Epple (59) bekannt als jemand, der gerne und viel mitmischt und die Konfrontation sucht. Er bezeichnet sich selbst als „Macher“ und „Kontrolleur“, ist ein Sprecher der Bürgerinitiative Ettlesberg, die 2007 erfolgreich einen Bürgerentscheid einleitete, und ist nicht nur Politikern diverse Male auf die Füße getreten. Auch mit manchen Mitbürgern ist er schon in Konflikt geraten. Nachdem der Mediziner 2014 in Weissach kandidiert hatte, hat er sich nun um das Renninger Bürgermeisteramt beworben. Aus unterschiedlichen Gründen, so sagt er gegenüber unserer Zeitung, sei es Zeit für einen Wechsel im dortigen Rathaus. Im Interview hat er einige dieser Gründe etwas genauer erläutert.

 
Herr Epple, was hat Sie als Weissacher dazu bewogen, Bürgermeister von Renningen werden zu wollen?
Da ich seit circa 25 Jahren im Altkreis bekannt bin als erfolgreicher Bürgerinteressen-„Macher“ bei den Themen Verkehr, Sicherheit, Naturschutz und anderen, als einer, der Klartext redet, mit Netzwerk in Politik, Verwaltungen und Rechtswesen, wurde ich jetzt von Renninger Bürgern, die unzufrieden sind mit dem jetzigen Amtsinhaber, angefragt wegen einer Bürgermeister-Kandidatur.
Sie sagen, es ist Zeit für einen Wechsel, „weil wir alle eine gute Wirtschaft und solide Finanzen brauchen“. Wo hapert es in diesem Punkt Ihrer Meinung nach in Renningen?
Wirtschaft braucht Bushaltestellen mit elektronischen Anzeigetafeln, Wartehäuser mit Sitzbänken für Senioren, den B 295-B 464-Lückenschluss. Keine Hesse-Bahn! Keine Behinderung der S 6 und S 60! Zu den Finanzen: das Land muss dringend der Stadt alle Kosten für kostenlose Kindergärten – wie in Rheinland-Pfalz – und für die Flüchtlings-Anschlussunterbringung ersetzen, so das Gesetz. Also Geld oder Klage.
Sie wollen sich einsetzen für die Feuerwehr (Stichwort: „sichere Autos“) und gute Schulen. Gerade wird das Feuerwehrhaus in Renningen erweitert, die Erweiterung des Schulzentrums ist abgeschlossen. Wo gibt es aus Ihrer Sicht trotzdem Handlungsbedarf?
Ein Hubrettungsfahrzeug, Modelljahr 2016, kann fünf Personen oder einen Rollstuhl-Patienten sicher zum Boden bringen, die 24 Jahre alte Drehleiter nicht. Malmsheim braucht dringend einen neuen Mannschaftstransportwagen. Bei den Schulen muss dringend wieder das neunjährige Gymnasium Standard werden, das ist der Renner bei Schülern und Eltern. Das Land muss für Flüchtlings-Extra-Klassen 100 Prozent der Kosten übernehmen. Hochbegabten-Extra-Förderung ist von Eltern einklagbar, also Pflicht.
Sie fordern „mehr Sicherheit zuhause und unterwegs“ . Worauf genau beziehen Sie sich damit, und wie wollen Sie etwas ändern?
Neubaugebiete müssen schneller an die Straßenbeleuchtung angeschlossen werden, gegen Einbrüche, Raubüberfälle, Gewalt- und Sexualstraftaten. Gewalt auf dem Schulweg muss besser bekämpft werden. Renningen braucht zwei Vollzugs-Angestellte mit zwei Diensthunden. Belästigungen im Freibad erfordern gegebenenfalls zusätzliches Security-Personal. Es ist eine Frauen- und Kinderschutz-Beauftragten-(Teilzeit-)Stelle zu schaffen.
Sie möchten mehr Bürgernähe und Bürgerbefragungen. Wie könnte die Umsetzung von beidem konkret aussehen?
Das Beschwerde- und Verbesserungs-System muss absolute Chef-Sache werden. Ich möchte ein „Gelbe-Karten-System“ einführen wie in Stuttgart, mit Telefon-Hotline, Gelben Postkarten, E-Mail-Adresse, Internet-Formular, Facebook-Mitteilungen, zum Beispiel von Schlaglöchern oder Schotter auf Radwegen mit Unfallgefahr. Außerdem mit jährlichen Preisen für die zehn engagiertesten Mitteiler. Zusätzlich zweijährliche Bürgerbefragung mit Noten-Vergabe vom Bürger.