Die Malmsheimer Hesse-Bahn-Kritiker mobilisieren, die beiden Bürgermeister schalten ein Anwaltsbüro ein.

Renningen/Weil der Stadt - Die Fronten in der Frage verhärten sich, ob die künftige Hermann-Hesse-Bahn von Calw nur bis Weil der Stadt oder bis nach Renningen fahren soll. Die Malmsheimer Anlieger der Bahnstrecke haben sich zu einer „Bürgerbewegung“ zusammengeschlossen. Auf der politischen Ebene sind die Gespräche mit dem Calwer Landrat Helmut Riegger (CDU) ohne Einigung verlaufen – die Bürgermeister Thilo Schreiber und Wolfgang Faißt haben nun das Stuttgarter Anwaltsbüro EWB eingeschaltet, das eine Reihe von kritischen Fragen nach Calw geschickt hat.

 

Binnen weniger Tage hat sich der Calwer Kreischef mit seinen beiden schärfsten Kritikern getroffen. Erst mit Wolfgang Faißt, dann mit Thilo Schreiber. Atmosphärisch soll es freundlich zugegangen sein, aber inhaltlich gab es keine Annäherung. „Es war schon schwierig“, räumt der Weiler Rathauschef ein, der zur Verstärkung seine beiden Stellvertreter mitgenommen hat. Sein Renninger Amtskollege meint: „Wir sind inhaltlich nicht weitergekommen.“

Nun wollen die beiden Kommunen die rechtliche Lage prüfen. Eberhard Wahle, einer der Partner der Stuttgarter Kanzlei EWB, hat mehrere Briefe ans Calwer Landratsamt versandt. Einmal hinterfragt er das Verfahren: Kann die Bahnstrecke einfach reaktiviert werden? Oder braucht es ein Planfeststellungsverfahren, was deutlich länger dauern und mehr Beteiligung der Anlieger benötigen würde? Die Calwer wollen bislang nur für den Hacksberg-Tunnel und den Anschluss an den Renninger Bahnhof ein solches Verfahren. „Wir wollen es mindestens für die Bereiche, in denen Anlieger betroffen sind“, erklärt etwa der Renninger Wolfgang Faißt.

Viele Fragen der Anwälte

Weitere Fragen der Juristen: wer soll außer dem Kreis Calw Träger der neuen Bahn sein? Sind die technischen Voraussetzungen gegeben und mit der Bahn-Netzsparte abgeklärt? Wann soll die Zugverbindung fertig sein? Wie werden die betroffenen Kommunen und Bürger eingebunden? Wird die Bürgerbeteiligung gewahrt? Eine ganze Latte an Fragen also. „Wir sammeln noch“, sagt Thilo Schreiber dazu. Das Schreiben ging übrigens auch an das Eisenbahnbundesamt, ans Verkehrsministerium und den Regionalverband.

Ob am Ende eine Klage steht, ist derzeit noch offen. Auch im Verkehrsausschuss des Böblinger Kreistages war die Hesse-Bahn Thema, Schreiber und Faißt hatten zudem noch ein Gespräch mit dem Landrat Roland Bernhard. Dieser stellt klar, dass der Kreis Böblingen nicht wie bisher bei der Planung 20 Prozent der Kosten tragen will, sondern nur die Strecke von Weil der Stadt nach Calw. Selbst dafür gebe es noch keine Zusage, zudem sei nur ein Elektro-Bahnbetrieb denkbar.

Bernhard mahnt auch eine bessere Informationspolitik von seinem Calwer Kollgen Helmut Riegger an: „Ich erwarte, dass die Bürgermeister unmittelbar und umfassend eingebunden werden.“

Auch von unten soll Druck aufgebaut werden. Unabhängig von den politischen Aktivitäten hat sich eine Gruppe von Anliegern aus Malmsheim, die direkt an der Bahnstrecke wohnen und den Dieselbetrieb fürchten, zusammengetan.

Die Malmsheimer machen Druck

Sie haben unter der Federführung von Norman Polensky ein Positionspapier erstellt. Darin zweifeln sie die These an, dass täglich 1000 Calwer nach Böblingen pendeln würden und eine direkte Verbindung nach Renningen bräuchten. „Es sind lediglich 400, was eine Halbierung gegenüber früheren Annahmen ist“, schreibt Polensky. Die Bürgerinitiative zweifelt auch die Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit stark an.