Jetzt ermitteln Experten, wo in der Innenstadt noch Potenziale sind. Dafür gibt es Fördergeld.

Renningen - Leerstände füllen, Baulücken schließen und alle Flächen sinnvoll nutzen – das sind die wesentlichen Ziele der Nachverdichtung, bei der es darum geht, Wohnraum nicht nur mit Neubaugebieten zu schaffen, sondern indem offene Potenziale im Ort genutzt werden. Dieses Ziel verfolgen fast alle Städte und Gemeinden. Renningen will dafür jetzt professionelle Unterstützung ins Boot holen und beauftragt das Institut für Stadt- und Regionalentwicklung (IfSR) Nürtingen, damit es die Rankbachstadt beim Vorantreiben der Innenentwicklung unterstützt. Außerdem nimmt Renningen am Förderprogramm „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ in Kooperation mit dem Landratsamt Böblingen teil. Beides hat der Rat Renningen einstimmig bei zwei Enthaltungen beschlossen.

 

Innenentwicklung ist ein sehr sensibles Thema, weiß Bürgermeister Wolfgang Faißt. Denn sobald etwas an, auf oder um ein bestehendes Grundstück herum geschieht, „haben wir ein Gemengelage an unterschiedlichen Interessen“. Betroffen seien nie nur Grundstückseigentümer, sondern ebenso die Nachbarn.

Es geht nicht um Zwang, sondern um Beratung

Und auch die Hausbesitzer selbst werden gerne mal misstrauisch, sobald es um Nachverdichtung geht. Sie fürchten um ihre Grundstücke, ihren Garten, ihren Ausblick. „Hier soll es aber nicht um Zwang gehen“, betonte Alfred Ruther-Mehlis vom IfSR ausdrücklich. „Sondern um Beratung.“ Entsprechend ist das Konzept seines Instituts aufgebaut. Natürlich besteht ein wesentlicher Bestandteil darin, zu sondieren: Wo besteht Potenzial, wo kann sich etwas entwickeln, wo werden Flächen zu wenig genutzt, aber auch: wie lassen sich zentrale Plätze aufwerten? Der zweite Schwerpunkt liegt auf der Öffentlichkeitsarbeit und der persönlichen Ansprache und Beratung der Bürger. Welche Chancen sie haben, welche Möglichkeiten sich bieten. „Oft entsteht bei den Menschen ein falsches Bild“, sagte Ruther-Mehlis. Es liege an den Beratern, aber auch den Räten, dass die Bürger erkennen, „dass Innenentwicklung nicht bedeutet, dass plötzlich jeder Garten zugebaut werden soll“.

Insgesamt besitzen Renningen und Malmsheim einer Untersuchung zufolge 3,5 Hektar Baulücken, leer stehende oder untergenutzte Gebäude. Der Fokus des Projekts Innenentwicklung soll zunächst auf einem eingegrenzten Bereich rings um die Bahnhofstraße liegen. „Wir fangen hier nicht bei Null an“, stellte Ruther-Mehlis fest. Im Zuge der Ortskernsanierung sei bereits einiges geschehen. Trotzdem sah er einiges an Entwicklungspotenzial. Ein Problem zum Beispiel seien zu große Abstände zwischen Ladenzeilen. Hier wäre eine bessere Vernetzung sinnvoll. „Als Ortsfremder ist man unterwegs und fragt sich irgendwann: Geht es hier noch weiter, lohnt es sich überhaupt, weiterzugehen?“

Maximale Fördersumme: 44 000 Euro

Das Institut verlangt für seinen Einsatz knapp 70 000 Euro. Die Fördersumme vom Landratsamt liegt bei maximal 44 000 Euro, dieser Betrag wird auf die teilnehmenden Städte verteilt. Bislang ist Renningen allerdings die einzige Interessentin, berichtete die Verwaltung. Das ließ die Ratsleute aufhorchen. Als Erklärung gab es unterschiedliche Theorien. Zum einen sei es schlicht ein schwieriges Thema, gestand Wolfgang Faißt zu. „Man muss einen langen Atem haben“, und nicht immer seien die Bemühungen der Gemeinden von Erfolg gekrönt.

Größere Städte mit oft großen zusammenhängenden Leerstandsflächen seien auf so individuell angelegte Konzepte natürlich auch nicht angewiesen, ergänzte Hartmut Marx, Leiter des Fachbereichs Planen-Technik-Bauen im Rathaus. „Andere Gemeinden, wie Weil der Stadt, haben eine sehr viel weitläufigere Struktur als wir, mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen.“

Im Rat jedenfalls stieß das Thema auf großen Zuspruch – durch alle Fraktionen hinweg. Auch unter dem Aspekt, „dass es dabei nicht nur darum geht, alles zu verdichten und Blöcke zu schaffen, sondern auch darum, Attraktivität zu erhalten“, fand Marcus Schautt (Freie Wähler).