Der neugestaltete Partnerschaftskreisel an der südlichen Ortseinfahrt von Renningen gibt eine gute Visitenkarte ab. Aus dem einstigen Erdhaufen ist ein echter Hingucker geworden.

Renningen - Wenn Wolfgang Steudle über den Partnerschaftskreisel an der südlichen Ortseinfahrt Renningens spricht, dann würde man diesen am liebsten gleich mit einem Liegestuhl samt des obligatorischen Handtuchs erstürmen. „Der Schotter außenrum könnte als Wasser durchgehen“, sagt der humorvolle Renninger mit einem breiten Grinsen, „und oben haben wir dann die dünenhafte Landschaft einer einsamen Insel, das ist optimal für eine Beach-Party!“

 

Dass der Renninger dermaßen ins Schwärmen gerät, liegt an der neugestalteten Verkehrsinsel am Kindelberg, an der sich vorbeifahrende Autofahrer seit Juli erfreuen können. Diese trägt die Schriftzüge der drei Partnerstädte auf den jeweiligen Nationalfarben. Zum einen das italienische Occhiobello, zum anderen das französische Mennecy. „Und weil Renningen die Partnerstadt der beiden ist, hat es natürlich auch seinen Platz“, erklärt der Chef des Steinmetzbetriebs, der gemeinsam mit dem Landschaftsgärtner Markus Marohn das Bauvorhaben verantwortete. Beim Besteigen der bis zu drei Meter hohen und begrünten Erdhügel weist der 42-Jährige schließlich dann auf die technische Besonderheit auf der Hügelspitze hin. „Als spielerisches Element dient ein Wegweiser, der nicht nur in die jeweiligen Richtungen der Partnerstädte zeigt, sondern auch die entsprechenden Entfernungen angibt.“

Fünf Wochen lang waren die beiden ortsansässigen Firmen Steudle Natursteine und Marohn & Binder an der 600 Quadratmeter großen Fläche zugange, um aus dem einstigen Erdhaufen einen echten Hingucker zu machen. 190 Kubikmeter Erde wurden auf der Mittelinsel mit einem Durchmesser von 26 Metern aufgeschüttet, dazu kamen noch 100 Tonnen Muschelkalkschotter sowie zehn Kubikmeter Beton.

Die Landschaftsgärtner um Markus Marohn übernahmen die Erdmodellierung, sie begrünten die Hügel und installierten auch ein entsprechendes Bewässerungssystem. „Dabei haben wir darauf geachtet, dass die Verkehrsinsel hinterher pflegeleicht ist und auch die Folgekosten möglichst gering bleiben“, erklärt Marohn. Für die Steinmetze ging es anschließend an die Feinarbeit. „Unsere Aufgaben waren die Beschriftung und die Gestaltung der Fliesen“, erklärt Steudle, dem vor allem die mehr als 1000 in die Wappen eingesetzten farbigen Mosaiksteinchen ordentlich zu schaffen machten. „Das war eine Wahnsinnsarbeit, wir haben teilweise nur einen Quadratmeter pro Tag verlegt.“

Mit dem Auftrag einer Neugestaltung des Partnerschafts- und Willkommenskreisels an der südlichen Ortseinfahrt wandte sich die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr an insgesamt zehn Künstler und Firmen. Den überzeugendsten Entwurf für den Partnerschaftskreisel präsentierte am Ende das Duo Steudle/Marohn. Doch die Neugestaltung entpuppte sich für die beiden schnell als ein schwieriges Unterfangen. „Vor dem Hintergrund zahlreicher Unfälle an Kreisverkehren mussten wir uns eng an die Sicherheitsrichtlinien des Landes halten“, berichtet Steudle, der damit enorm in seiner künstlerischen Freiheit beschnitten wurde. So war beispielsweise das Aufstellen von Skulpturen nicht erlaubt. „Alles, das höher als 30 Zentimeter war, durften wir nicht einbauen“, so Steudle. Eine der Vorgaben, die indes unbedingt erfüllt werden musste, war es, mit der aufgeschütteten Erde mindestens eine Höhe von 1,50 Meter zu erreichen. „Bei außerstädtischen Kreiseln wird auf diese Weise gewährleistet, dass die Sichtachse blockiert ist, damit die Autofahrer erst einmal anhalten müssen“, erklärt Marohn. Und auch in Sachen Wegweiser hielten sich die Macher an die strengen Vorschriften des Landratsamtes Böblingen, das nicht nur auf die Verwendung von gewöhnlichen Verkehrsschildern bestand. Der verankerte Pfosten musste exakt 7,8 Zentimeter breit sein.

Dass die beiden stolz auf ihr Werk sind, daraus machen sie keinen Hehl. „Der Kreisel ist schon etwas Einmaliges, nicht nur für uns als Beauftragte, sondern auch in der Umgebung“, sagt Steudle, der in dem Kreisel auch eine Visitenkarte der Stadt sieht. „Damit präsentieren wir uns nach Außen und bringen gleichzeitig zum Ausdruck, dass wir zu unseren Partnerschaftsstädten stehen.“

Wie gut der Kreisel, dessen Neugestaltung knapp 50 000 Euro verschlang, in der Bevölkerung ankommt, das bekräftigt der Steinmetz- und Bildhauermeister mit einer Begegnung auf dem Renninger Mittelaltermarkt, als ihm eine Reisegruppe aus Occhiobello über den Weg lief. „Die sind am Kreisel aus dem Bus ausgestiegen und haben mit dem Fotografieren gar nicht mehr aufgehört“, sagt Steudle und freut sich.