Mehrere Tausend Menschen werden bald in im Renninger Neubaugebiet Schnallenäcker II beim Bosch-Zentrum wohnen. Weitere Abschnitte sind geplant. Ein Rundgang durch eines der größten Neubaugebiete der Region und ein Gespräch mit Neubürgern

Renningen - Noch vor zwei Jahren war hier zwischen Renningen und Malmsheim nichts als Ackerfläche. Im März 2014 haben Stefanie und Detlev Martin dort ein solches Ackerstück gekauft. Jetzt steht dort ihre schmucke Doppelhaushälfte – und das drei Monate alte Töchterchen Finja träumt im Kinderwagen vom Eigenheim. Die Martins sind drei von gut 1100 Menschen, die in diesem Neubaugebiet Schnallenäcker II wohnen und die Rankbachstadt verändern werden.

 

„Wir haben die Anzeige gesehen und uns beworben“, erzählt Detlev Martin (39), der bei den Stuttgarter Straßenbahnen arbeitet und bislang mit seiner 34-jährigen Frau im Stuttgarter Westen in einer Drei-Zimmer-Wohnung lebt. „Die Großstadt wird uns schon fehlen“, räumt er ein, „aber in Stuttgart ist ein Haus unbezahlbar.“ Dass sie als Auswärtige hier zum Zug kamen, war ein Glücksfall.

Nun sind die Außenwände verputzt, gerade ist der Fliesenleger zur ersten Aufnahme da. Das Paar hat Hefezopf und Kaffee für die Handwerker bereitgestellt. Der Großvater passt auf das Baby auf, während Detlev Martin mit dem Handwerker die Details bespricht. Gut 150 Quadratmeter auf zwei Etagen plus Dachboden, dazu Carport und Gartenstück. „Für Finja ist es ein Traum, hier aufzuwachsen“, sagen die beiden. Die Nähe zu S- und Autobahn hat sie überzeugt. Stefanie Martin arbeitet in Böblingen als Förderschullehrerin, so können beide öffentlich zur Arbeit fahren.

Der schwäbische Traum vom Eigenheim, hier wird er Realität – obwohl die Martins keine Schwaben sind. Sie stammt aus Düsseldorf, er aus dem Raum Mannheim. Ein neues Stück Renningen entsteht, junge Familien mit Kindern siedeln sich an, viele arbeiten bei Bosch. Nirgends wird der Wandel der Kommune so deutlich wie hier. Neue Einwohner, zum Teil aus der Großstadt, verändern auch das kulturelle Leben der Kleinstadtgesellschaft.

Schon im März wird der Gemeinderat den nächsten Schritt gehen. „Wir werden den dritten Abschnitt des Schnallenäcker-Gebiets erschließen“, erklärt der Bürgermeister Wolfgang Faißt. Das wären dann weitere fünf bis sechs Hektar. Dass so große Flächen in Bauland umgewandelt werden, hat in der Region inzwischen Seltenheitswert. Das bestätigt Martin Riedißer von der Landesbank-Tochterfirma Kommunalentwicklung. Das Unternehmen hat für die Stadt das Gelände erschlossen. „Wir beschäftigen uns sonst eher mit kleinen Gebieten von einem oder zwei Hektar“, sagt Riedißer, der auch in Rutesheim, Ehningen und im ganzen Ländle tätig ist.

Die Infrastruktur des Gebietes steht weitgehend. „Es fehlen noch Freianlagen und Grünflächen oder Spielplätze“, sagt Riedißer. Einige Straßenlaternen wurden schon aufgestellt – von den schweren Baufahrzeugen aber oft wieder umgefahren.

Wenn Stefanie und Detlev Martin sich in ihrer Nachbarschaft umblicken, sehen sie den Bauboom hautnah von ihrem neuen Heim aus. Manche Häuser sind schon fast fertig, andere noch im Rohbau. Teils sind erst die Baugruben ausgehoben. Viele Baufirmen aus dem Altkreis haben hier Aufträge, Kräne schwingen umher, es herrscht rege Geschäftigkeit.

„Wir haben schon Kontakt mit einigen neuen Nachbarn aufgenommen“, sagt Detlev Martin schmunzelnd. Und bereits einige potenzielle Spielkameraden für die Tochter Finja gefunden. Im Mai wollen sie ihr neues Heim beziehen, andere lassen schon im März die Umzugswagen anrollen.

Noch sind die Wege mit klangvollen Namen wie Anna-Rauh-Straße oder Süßkind-Schwendi-Straße voller Baufahrzeuge. Schon in wenigen Monaten werden hier Hunde ausgeführt und Kinder spielen Ball. Und das Gebiet wächst ständig weiter. Eine Bauträgerfirma wirbt für Stadtvillen oder Zwei- und Vier-Zimmer-Wohnungen und hat dafür einen Info-Pavillon aufgestellt.

Auch der gut 1,6 Hektar große Stadtteilpark nimmt langsam Gestalt an. Bis Herbst soll eine große, zusammenhängende Grünfläche entstehen, wie der Bürgermeister Wolfgang Faißt erklärt. Spielhütten und hochragende Holzstangen sind jetzt schon zu sehen, an der S-Bahn im Süden sind Bäumchen gepflanzt.

Dass hier in knapp drei Jahren auch die Hermann-Hesse-Bahn vorbeirollt, stört den Neubürger Detlev Martin nicht: „Zwei Mal in der Stunde ein Dieselwaggon – das ist doch nichts im Vergleich zu den Lastern, die permanent vorbeifahren.“ Vielleicht ändern die Neubürger auch das politische Klima in der Stadt – wer weiß. Die Martins freuen sich auf Renningen, haben die Kommune erkundet. Den Mühlenladen und das Café Auszeit haben sie schon entdeckt. Ihr Eindruck: „Das hat schon Charme hier.“