Die Kirche und die Räume für die Begegnung rücken zusammen. Rund 100 Interessierte kommen in der Petruskirche zum Infoabend. Es gibt durchaus auch kritische Fragen. Ein Neubau wird nicht von allen befürwortet.

Renningen - Was lange währt, braucht dennoch etwas Zeit. Seit vielen Jahren wird in Renningen über ein neues Domizil für die evangelische Gemeindearbeit diskutiert. „Als ich vor elf Jahren hier mein Amt antrat, haben wir mit den Planungen für ein neues Gemeindehaus begonnen“, berichtete Pfarrer Martin-Elias Götz zum Auftakt der Präsentation, bei der das neue Gebäude vorgestellt wurde.

 

„Der Architekt Schlichtig hat uns mit bewundernswerter Geduld auf unserem Weg begleitet“, sagt der Seelsorger. Den Neubau eines Gemeindehauses bezeichnete Karin Volz, die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, als eines der emotionalsten Themen, mit denen sich die Gemeinde zu befassen habe. Die jahrelange Suche nach einem geeigneten Standort für einen Neubau sei schwierig gewesen.

Zu Überlegungen der Kirchengemeinde, das neue Haus auf der Nordseite Richtung Kirchplatz zu bauen, sagte die Stadt Renningen Nein – zu eng wäre es sonst geworden, lautete die Begründung. So blieb schließlich nur noch der Bereich südlich der Petruskirche, denn diese Fläche gehört bereits der Kirche. Wolfgang Wiedeck wies darauf hin, dass die Landeskirche angesichts schwindender Mitgliederzahlen eine Verringerung der Immobilien forderte.

Noch steckt man in der Planung

Das Kirchhäusle, in dem heute beispielsweise die Kinderkirche stattfindet, könne anderweitig genutzt werden, so der Kirchengemeinderat. Man schätze, aus dem Verkauf des bisherigen Gemeindehauses an der Martin-Luther-Straße etwa 400 000 Euro zu erzielen sowie weitere 370 000 Euro für das Kirchhäusle.

Im Moment sei man noch in der so genannten „Entwicklungsplanung“, sagte der Architekt Holger Schlichtig aus Sindelfingen. Viele Interessen müssten unter einen Hut gebracht werden, wie etwa die Proben des Chores und des Posaunenchores oder Feste der Gemeinde. Das zeigte sich auch in der anschließenden Diskussion.

Gibt es genügend Fahrradabstellplätze? Ist eine Videoübertragung des Gottesdienstes ins Gemeindehaus möglich? All das und noch viel mehr wollten Gemeindemitglieder wissen. Können die Jungschar-Kinder in einem Windfang warten, wie steht es um die Belüftung und Ausrichtung des großen Saals? So kam Frage und Frage an die Architekten. Der Pfarrer Matthias Bauschert wollte wissen, ob es noch zu Überraschungen komme könne, was die Kirche und den Neubaustandort betreffe. Darauf antwortete der Architekt: „Kein Bau ist frei von Überraschungen.“

Bautechnisch mache er sich keine Sorgen, sondern eher, dass es womöglich noch zu anderen als den derzeitigen Ansichten etwa in Sachen Denkmalschutz kommen könne. Schließlich stehen sowohl die Petruskirche als auch das benachbarte Rathaus unter Schutz.

Nicht jeder möchte ein neues Gemeindehaus

Auch kritische Stimmen meldeten sich zum geplanten Vorhaben. So sagte Werner Schautt, dass ihm der Standort nicht gefällt: „Ich glaube, dass viele der älteren Renninger so denken. Ich befürchte, dass das Bild der wunderschönen Kirche dann nicht mehr so ist wie früher“, sagte Schautt. Eine Alternative sehe er aber nicht.

Ein anderer Zuhörer lehnte das Neubauprojekt ab und forderte gar eine Abstimmung darüber, ähnlich wie bei Stuttgart 21. Hier machte aber der Moderator des Abends, der frühere Pfarrer von Rutesheim, Joachim Stricker, klar, dass ausschließlich der Kirchengemeinderat über das Vorhaben entscheide.

Es bleibt also noch viel zu diskutieren. Immerhin geht es voran, viele Jahre lang wurde im Verborgenen gebrütet. Im Oktober des vergangenen Jahres wurden dann die Pläne für die 4300 Seelen große Kirchengemeinde präsentiert. Der Abriss und Neubau kommt in etwa gleich teuer wie eine Sanierung des alten Gebäudes, wenn das Kirchhäusle genügend Erlös abwirft.