Wolfgang Faißt möchte eine dritte Amtszeit wagen und kandidiert am 9. Oktober als Bürgermeister. Heute gibt er ein wenig Einblick in seine private Seite.

Renningen - So kennen ihn vermutlich die meisten: von seinen öffentlichen Auftritten, mit Anzug und Krawatte, immer ganz korrekt. „Wenn ich die Stadt repräsentiere, trage ich natürlich einen Anzug“, sagt Wolfgang Faißt, der seit 16 Jahren der Bürgermeister von Renningen ist und es auch für die nächsten acht Jahre bleiben möchte. „Nach Feierabend fliegt die Krawatte aber in den Kleiderschrank.“ Auch für den gemeinsamen Ausflug mit der LKZ, auf dem der private Wolfgang Faißt einmal in den Fokus rücken soll, hat er die Krawatte im Büro gelassen. Als Ziel hat er sich den Weg zum Schwarzwaldblick bei Malmsheim ausgesucht – einen Weg, den er selbst nach Feierabend manchmal geht, um den Blick in die Natur zu genießen. „Das ist eines unserer schönsten Naherholungsgebiete“, findet er – und ist stolz, dass dieses Projekt an der ehemaligen Erddeponie in seiner Amtszeit verwirklicht wurde.

 

In der Familie hat er „doch viele Dinge verpasst“

Auf den Feierabend muss er allerdings immer eine Weile warten. Los geht es für ihn meist zwischen 8 und 8.30 Uhr. Wenn er Glück habe, gehe es zwischen 18 und 19 Uhr nach Hause. „Meistens wird es aber eher 19 bis 23 Uhr, gerade wenn wir Sitzungen haben.“ Nur im Sommer und zu Pfingsten, „da merkt man, dass das Private wieder mehr zum Zug kommt“, erzählt er. „Auch an den Wochenenden ist in dieser Zeit weniger los, das nutzen wir als Familie dann aus – auch wenn mein Großer jetzt schon 22 ist und die Zwillinge bald 18 werden.“ Dass seine zwei Jüngsten nun fast erwachsen sind, habe ihm noch einmal deutlich vor Augen geführt, „dass man doch viele Dinge verpasst hat. Die Familie ist ein wichtiger Rückzugsort. Aber für einen Bürgermeister muss eben die Stadt im Mittelpunkt stehen, die Familie steht da oft zurück.“ Seine Frau sei somit quasi alleinerziehend gewesen. „Sie sagt gerne: ,Im Rathaus bist du der Chef, zu Hause bin ich’s’“, ergänzt er schmunzelnd.

Bereut habe er es trotzdem nie, diesen Weg gegangen zu sein. Und er möchte ihn noch weitere acht Jahre gehen. Mit 54 Jahren schon in den Ruhestand oder in einen ruhigeren Job – das sei für ihn keine Option gewesen. „Ich bin ein Volldampfmensch. Um 9 Uhr zur Arbeit und dann um 5 den Stift weglegen – das könnte ich gar nicht.“

Sport und Fotografieren in der knappen Freizeit

Die wenige Freizeit, die er hat, verbringt er gerne mit Sport oder mit seinem großen Hobby, dem Fotografieren. „Morgens vor der Arbeit fahre ich erst mal 16 Kilometer auf dem Heimtrainer und mache Sit-ups“, erzählt er. Aber zieht er das auch nach einem langen Sitzungsabend durch? „Ich gebe zu, es gibt auch Zeitpunkte, da bleibe ich dann doch lieber eine halbe Stunde länger liegen. Aber das darf man nicht einreißen lassen.“ Große Freude bereitet ihm außerdem das Fotografieren. „Wenn man mich laufen sieht, bin ich eigentlich immer mit der Kamera unterwegs“, sagt Faißt. Besonders die Natur hat es im angetan – seien es Landschafts- oder Makroaufnahmen von Pflanzen und Insekten. Komplett abschalten kann er aber selbst dabei nicht – zumindest in seiner Heimatstadt. Fällt ihm etwas ins Auge, was nicht so ist, wie es sein sollte, „wird es fotografiert und am nächsten Tag besprochen. Aber das kennt vermutlich jeder Bürgermeister. Wenn man das nicht hat, ist man im falschen Beruf.“