Der Profi Walter G. Hauschild zeigt Realschülern, wie Tontechnik funktioniert.

Renningen - Zwischen 7.45 und 12.50 Uhr haben sie nur 15 Minuten zum Erholen. Doch das stört niemanden. Während ihre Mitschüler in der großen Pause die Gesichter von außen gegen die Fensterscheiben des Musikraumes drücken, sitzen 24 Schülerinnen und Schüler begeistert mit Kopfhörern auf den Ohren vor Mischpulten und Effektgeräten. Überall liegen Steckerkabel herum. Was ist hier los?

 

Walter G. Hauschild, Musiker und Dozent für Tontechnik, der bereits bei Xavier Naidoo und Nina Hagen den richtigen Sound gemixt hat, ist an der Realschule Renningen. Mt seinem Workshopangebot ist er in der ganzen Bundesrepublik unterwegs. „Das ist eine tolle Truppe. Sie sind richtig belastbar und einfach klasse in ihrer Teamarbeit“, erklärt der sympathische Mann, der sich beim SAE-Institute hat ausbilden lassen.

Ohne Vorkenntnisse sitzen die drei Mädchen und 21 Jungs in fünf Gruppen an den Tontechnikgeräten, die der Profi mitgebracht hat. Er erklärt, wie sie am Effektgerät eine Mickey-Maus-Stimme oder die des Bösewichts Darth Vader einstellen. Das Gelächter im Musikzimmer überschlägt sich, als jeder sich so verfremdet mit den Worten „Ich bin dein Vater“ über die Boxen hört.

Aktion für die höheren Klassen

Im Raum versammelt sind Acht-, Neunt- und Zehntklässler. Fast die ganze Gruppe vom „Technischen Dienst“ ist mit dabei. Sie ist sozusagen die Sound-AG der Realschule und kümmert sich um die Verstärkeranlage bei Schulkonzerten. „Wir wissen schon einiges, aber wir lernen hier immer noch dazu“, sagt der Zehntklässler Benny Maier, Sound-Chef der Schule. „Die kleinen Details sind wichtig, zum Beispiel, wie man richtig einpegelt.“ Und schon fallen die Fachbegriffe: Delay, Aux Out 4, Pitch Shifter oder Fader.

„Wir haben technik- und musikaffine Schülerinnen und Schüler angesprochen. Schnell war der Workshop voll“, erklärt die Musiklehrerin Frau Jooß. Benny Maiers Tante hatte von diesem Workshop-Angebot erfahren, so gelangte die Information weiter zur Musiklehrerin. Der Vormittag zur Tontechnik bringt der Schule gleich zwei Vorteile: Zum einen bildet er Schüler des technischen Dienstes weiter. So wird wohl der Sound für die kommenden Schulfeste noch filigraner eingestellt sein. Zum anderen erhalten die Schüler einen Einblick in den Beruf des Tontechnikers.

„Es macht extrem viel Spaß. Man lernt etwas und kann es sofort umsetzen. Vielleicht will ich so etwas später mal beruflich machen“, denkt Paul Single aus der achten Klasse laut nach. Auch Saskia Beckel aus der zehnten Klasse ist begeistert: „Es ist toll, dass man das alles einfach in die Hand nehmen und ausprobieren darf.“

Musikalisches Gespür ist gefragt

Nach einem längeren Theorieblock ist das musikalische Gespür der Schüler gefordert. Unterschiedliche Songs mit acht Instrumentenspuren sind auf den Rekordern abgespeichert: Blues, Rock oder Techno. Doch bevor es losgeht, muss ein Plan her. Welche Instrumente sind die entscheidenden für den Musikstil? Wer soll die Musik hören? Junge Leute oder Rentner? „Techno muss voll auf die Neun gehen, viel Bass und Rhythmus!“, lauten die Anweisungen des Tonmeisters. Die jungen Tontechniker drehen an den richtigen der vielen Knöpfe, diskutieren über die Musik, wippen mit ihren Köpfen zum Takt und grinsen sich an. „Jede Spur muss separat eingepegelt werden. Das ist viel Arbeit. Aber ihr könnt das“, spricht der Workshopleiter den Schülern Mut zu.

„Der Workshop ist kostenlos für die Schulen. Er wird von der Public Private Partnership gefördert. Das SAE-Institute ist da auch mit dabei“, erläutert Hauschild, der seit 16 Jahren mit seinem selbstentworfenen Konzept durch die Republik reist. Er habe selbst als Jugendlicher bei einem Tontechniker die Welt der Regler und Kabel kennenlernen dürfen. So hat er schnell gewusst, was er mal werden mag. Hauschild gibt nun seine Begeisterung für Tontechnik an Schüler weiter.