Egal ob Hauptschüler, Gymnasiast, Auszubildender oder Student: Alkohol trinken ist für viele junge Menschen zur Gewohnheit geworden. Doch viele übertreiben es dabei auch gerne mal – bewusst oder weil sie ihre Grenzen noch nicht kennen.

Renningen - Egal ob Hauptschüler, Gymnasiast, Auszubildender oder Student: Alkohol trinken ist für viele junge Menschen zur Gewohnheit geworden. Doch viele übertreiben es dabei auch gerne mal – bewusst oder weil sie ihre Grenzen noch nicht kennen. Für manch einen endet so ein feuchtfröhlicher Abend im Krankenhaus.

 

Seit 2007 gibt es in Renningen die Initiative „Jugend & Alkohol“, die Jugendliche vor übermäßigem und unkontrolliertem Trinken schützen will. Ihr Ziel wollen die Mitarbeiter durch Informationsveranstaltungen und Jugendarbeit erreichen.

Seit 2008 können sich sogar Geschäfte, die Alkohol verkaufen, die „Alko-Stopp“-Plakette in ihr Schaufenster kleben. Damit können sie ihre Unterstützung für die Präventionsarbeit kundtun. Sie verpflichten sich dabei das Jugendschutzgesetz einzuhalten, die Verkäufer regelmäßig über Jugendschutz aufzuklären und an Testkäufen teilzunehmen. Mittlerweile sind auch fünf große Vereine Besitzer des Siegels: die Evangelische Jugendarbeit Malmsheim, die Freyen Rittersleut zu Randingen, die SpVgg Renningen, der TSV Malmsheim und die Renninger Schlüsselgesellschaft.

Verwirrt, langsam, unsicher

„In den Sportvereinen versuchen wir mit praktischen Inhalten auf die Wirkung von Alkohol aufmerksam zu machen“, erklärt Bernd Bräuning von der Jugendsozialarbeit Renningen. Sogenannte „Rauschbrillen“ simulieren den Körperzustand unter Alkoholeinfluss. Die Rundumsicht ist eingeschränkt, man sieht doppelt und Entfernungen können nicht mehr so gut eingeschätzt werden. Dadurch ist man verwirrt, langsam und unsicher. „Wir wollen den Alkohol nicht verteufeln oder es den Jugendlichen ganz ausreden. Jedoch sollen sie bewusster und verantwortungsvoll damit umgehen –‚Stopp‘ sagen können“, sagt Bräuning. Auch Schüler der 8b in der Realschule Rutesheim haben vor Kurzem mit Rauschbrillen gearbeitet und nachhaltige Erfahrungen gesammelt.

Damit alle Siegelbesitzer sich auch an die Regeln halten, macht die Initiative in regelmäßigen Abständen Testkäufe in den Geschäften. Oft kommen die freiwilligen Testkäufer aus dem Jugendgemeinderat und sind mindestens 16 Jahre alt. „Wenn sie dann versuchen Alkohol zu kaufen, sollten die Verkäufer nach dem Ausweis fragen. Falls sie das auch tun, lösen wir die Situation sofort auf und das Geschäft besteht den Test“, sagt Bräuning. „Wenn sie den Test nicht bestehen, suchen wir das Gespräch mit dem Verkäufer und versuchen zu sensibilisieren. Bei wiederholtem Verstoß entziehen wir das Siegel.“

Unterstützung gesucht

Die Initiative will bald eine neue „Siegel-Offensive“ starten, um noch mehr Unterstützer zu gewinnen. „Seit der Gründung 2007 hat sich vieles verändert“, stellt Bräuning fest. „Bundesweit wird viel bewusster verkauft und politisch ist auch viel geschehen.“ Seiner Meinung nach sei Renningen auf einem guten Weg, das Bewusstsein der Jugend und der Verkäufer zu schärfen. Bundesweit ist der überhöhte Alkoholkonsum bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren bereits rückläufig. Kampagnen wie „Alkohol? Kenn dein Limit“ scheinen erfolgreich zu sein.

Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2012 verdeutlicht diesen Rückgang. Rund 14 Prozent der 12- bis 17-Jährigen trinken regelmäßig, also mindestens einmal pro Woche, Alkohol. 2007 lag der Wert noch bei 22 Prozent. Auch die Anzahl der „Rauschtrinker“ scheint zu fallen: 17 Prozent der 12- bis 17-Jährigen tranken im vergangenen Monat mehr als fünf Gläser Alkohol (zum Beispiel fünf Gläser Bier), was als Rauschtrinken bezeichnet wird. 2007 waren es noch 26 Prozent. Soziale- und Bildungsunterschiede gebe es, laut der BZgA Studie, im Alkoholkonsum nicht. Oftmals entstehen durch Alkoholkonsum auch Straftaten. Wie die genaue Lage in Renningen ist, weiß der Leonberger Polizeirevierleiter Markus Geistler: „Nach zuletzt vier eher entspannten Jahren hat die Tatverdächtigenzahl bei Jugendlichen wieder deutlich zugenommen“, stellt Geistler fest. Dies sei vor allem auf den Besitz von Cannabis zurückzuführen. 22 Jugendliche und Heranwachsende wurden 2014 in diesem Deliktsfeld auffällig.

„Auch der Anteil alkoholisierter Täter ist im Vergleich zum vergangenen Jahr leicht gestiegen. Oft seien es einzelne Cliquen, die besonders oft durch Straftaten auffallen. Jedoch besteht der Eindruck, dass wir derzeit weniger Jugendliche haben, die sich ‚ins Koma‘ getrunken haben“, sagt Geistler. „Wir werden weiter Anstrengungen unternehmen, um Taten der Kinder Jugendlichen und Heranwachsenden in Zukunft zu vermeiden.“