Stadt und Gemeinderat wollen kein zusätzliches Geld in die Hand nehmen für ein Verbindung, die zweimal stündlich den innerörtlichen Ring bedient. Die Linie 636 soll künftig auch die Porsche-Mitarbeiter zu ihren Arbeitsplätzen bringen.

Renningen - Porsche in Weissach und Bosch in Renningen haben künftig etwas Verbindendes: die Linie 636. Vom Endpunkt bei den Autobauern wird der Bus zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember wie bisher schon die Pendler im Stundentakt über Flacht, Perouse und Rutesheim nach Renningen zur S-Bahn bringen und dann eine innerstädtische Runde in Malmsheim und Renningen drehen. Ab diesem Zeitpunkt macht der 636er von einer neuen Haltestelle auf der Nordseite des Bahnhofs einen Abstecher zum Bosch-Campus, um die dort Beschäftigten von der S-Bahn an den neuen Arbeitsplatz zu befördern. Doch das genügt der Firma nicht. Sie möchte ihre Angestellten zu den Hauptverkehrszeiten im 15-Minuten-Takt auf das neue Betriebsgelände bringen.

 

Also musste sich der Renninger Gemeinderat jetzt mit Frage beschäftigen, ob ein zusätzlicher Bus eingesetzt wird, der lediglich die viertelstündliche Anbindung von Bosch bedient, oder ob er auch noch eine zweite Runde innerorts fährt, sodass die Renninger und Malmsheimer alle 30 Minuten per Bus zur S-Bahn oder zum Einkaufen in die Stadt kommen könnten. Während die erste Variante rund 100 000 Euro jährlich kostet und von Bosch allein zu tragen wäre, würden sich für die zusätzliche komplette Stadtrunde weitere 30 000 Euro mehr ergeben, die letztlich die Stadt zu bezahlen hätte.

260 Fahrgäste nutzen den Bus im innerstädtischen Ring

21 Gäste bei 16 Fahrten reichen aus

Rund 260 Fahrgäste pro Tag – der Bus fährt auf der innerstädtischen Ringstrecke nur montags bis freitags – zählte der VVS im vergangenen November. Vor allem Schüler nutzen dieses Angebot. Die meisten Passagiere steigen am Bahnhof Renningen aus, gefolgt vom Ernst-Bauer-Platz und dem Rathaus in Malmsheim. Auch das Wohngebiet Hummelbaum ist seit Dezember 2012 an diesen Ringverkehr angeschlossen. Dort nutzten am Tag der Zählung auf insgesamt 16 Fahrten nur 21 Gäste dieses Angebot. Nicht viel, aber für die VVS „kein Argument für die Aufgabe der Haltestellen“, heißt es in einer Stellungnahme des Verbundes.

Eine Bürgerinitiative im Hummelbaum sieht dies ganz anders. Einige Bewohner klagen über Lärm und Abgase der Busse, die jede Stunde durch das Wohngebiet fahren. Sie fordern zumindest den Einsatz kleinerer Busse, was auch CDU-Stadtrat Peter Weiß guthieß. Bürgermeister Wolfgang Faißt sicherte zu, dass die Stadtverwaltung ihren Einfluss gelten machen wolle, dass abseits der Hauptverkehrszeiten ein kleinerer Bus eingesetzt wird.

Neue Buslinie soll im Winterhalbjahr bereits fahren

Bosch bezahlt den Pendelbus

Fachbereichsleiter Stefan Feigl betonte: „Das Landratsamt als Aufgabenträger braucht von uns jetzt ein Signal, was wir wollen, denn die neue Busanbindung soll im Winterhalbjahr umgesetzt werden.“ Im Gemeinderatsgremium war schnell klar, dass keine zusätzlichen Kosten und damit auch kein Halbstunden-Takt im innerörtlichen Ringverkehr realisiert werden soll. Lediglich die beiden Vertreterinnen von Frauen für Renningen stimmten am Ende für diese Variante, verbunden mit dem Vorschlag von Resi Berger-Bäuerle, die beiden Hummelbaum-Haltestellen in die Schönblickstraße zu verlegen. Die Mehrheit schloss sich dem für die Stadt kostenneutralen Vorschlag der Verwaltung an: Bei der Linie 636 bleibt bis auf die zusätzliche Schleife zum Bosch-Campus alles beim Alten, und Bosch übernimmt die Kosten für den zusätzlichen Pendelbus allein.

Die innerörtliche Anbindung wird spätestens dann wieder auf den Tisch kommen, wenn im Neubaugebiet Schnallenäcker II die ersten Familien einziehen. Dies soll in etwa zwei Jahren der Fall sein. Denn bis dahin hat der Gemeinderat nun auch die Erarbeitung eines Mobilitätskonzepts für die Stadt zurückgestellt. Jörg Stenner von den Grünen betonte, dass dies ein zentrales Thema sei und in den Verkehrsentwicklungsplan aufgenommen werden müsse.