Die Stadt will mehr bezahlbaren Wohnraum bei der der innerstädtischen Entwicklung wie auch bei Neubaugebieten schaffen.

Renningen - Es ist eines der drängendsten Probleme angesichts steigender Preise und einer nicht zu erschöpfenden Nachfrage: Das Schaffen von preiswertem Wohnraum. Das gilt nicht nur für die Boomtown Stuttgart, die mittlerweile bundesweit auf Platz eins unter den Städten mit dem höchsten Preiszuwachs bei Eigentumswohnungen rangiert.

 

Mit Top-Verkehrsanbindung und einer wachsenden Zahl von Arbeitsplätzen wird auch Renningen fürs Wohnen immer attraktiver. Doch wer dort eine preisgünstige Mietwohnung sucht, braucht einen langen Atem. Mit ihrer Podiumsdiskussion „Bezahlbarer Wohnraum in Renningen – ist das möglich?“ hat die SPD Renningen-Malmsheim einen Nerv getroffen. Mehr als 80 Zuhörer, unter ihnen viele Gemeinderäte, waren ins Bürgerhaus gekommen.

Wohnen ist schon länger teuer in der Stadt

„Schon damals, als ich vor zehn Jahren aus dem Saarland hierher kam, war ich erschrocken, wie teuer hier das Wohnen ist“, eröffnet der Moderator Marco Lang die Runde fragte rhetorisch, wer sich das überhaupt noch leisten könne. „Gibt es hier ein Problem bei der Wohnungssuche?“, wendet er sich direkt an den Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der kommunalen Stadtbau Renningen ist. Der bejahte dies mit dem Zusatz „wie auch sonst im Ballungsraum Stuttgart“. Mit der Stadtbau GmbH sei man nicht so stark aufgestellt, dass man die Wohnungssituation in Renningen retten könne. Doch die Stadt verkaufe schon seit Jahren Baugrundstücke an Privatleute für 450 Euro pro Quadratmeter. „Erst jetzt haben wir auf 470 Euro erhöht“, so Faißt. Für kleine Geldbeutel habe man auch kleine Grundstücke angeboten, für kinderreiche Familien subventionierte Flächen.

Der Bürgermeister kritisiert zudem die ständig steigenden Standards beim Bauen durch gesetzliche Vorgaben, beispielsweise in Sachen Energieeinsparung, die die Baupreise nach oben treiben würden. Auch müsse das Vermieten von Wohnraum attraktiver werden. „Viele Wohnungen stehen leer, weil die Eigentümer wegen schärferer Regelungen nicht mehr vermieten wollen“, hat Faißt beobachtet.

Martin Körner, Chef der SPD-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat, berichtet davon, dass die Landeshauptstadt demnächst sechs große Baugrundstücke zum Festpreis vergeben wolle mit der Auflage, 60 Prozent der Wohnungen als Sozialmietwohnungen zu belegen. „Auch bei neuen Baugebieten verbindet die Stadt die Auflage, dort mindestens 20 Prozent geförderten Wohnraum zu schaffen“, sagt er. Derzeit seien in Stuttgart sieben Prozent der Wohnungen in städtischer Hand. Ziel müssten aber zehn Prozent sein. Körner outet sich als „Fan von Wohnungsbaugenossenschaften, an denen Mieter beteiligt sind. Das sind gute Partner für eine Stadt, weil sie sehr langfristig angelegt sind“. Der Renninger Bürgermeister betonte, man wolle auch in der Stadt wieder etwas tun in Sachen Mietwohnungen. 39 Wohnungen der Stadtbau GmbH seien an die bisherigen Mieter verkauft worden. Jetzt habe man noch 24 Wohnungen im Bestand. Diese Zahl solle wieder wachsen. Faißt wies auf den 2004 aufgestellten Stadtentwicklungsplan hin, „den wir sukzessive abarbeiten“. Das zeigten auch jüngsten Bebauungspläne. „Wenn es um Wohnungsnot geht, geht es nicht ohne die Ausweisung von Bauflächen“, so Faißt.

Experte plädiert für strategische Quartierentwicklung

Auf die Baukosten habe die Kommune wegen umfangreicher gesetzlicher Vorgaben nur wenig Einfluss, sagte Matthias Schäfer. Er ist Geschäftsführer der Firma Mörk in Leonberg, die als Bauunternehmen und Projektentwickler tätig ist, aber auch Immobilien vertreibt. Allerdings könne bei der Gestaltung viel gespart werden. Er plädierte für eine strategische Quartierentwicklung. Man müsse sich heute schon fragen, wie etwa Renningen in 20, 30 Jahren aussehen soll und wie das Ganze politisch gestaltet werden kann.

Dennis Metzulat, schärfster Konkurrent bei der jüngsten Bürgermeisterwahl, fragt in Richtung Wolfgang Faißt, was die Stadt die kommenden acht Jahre in Sachen Außen- und Innenentwicklung zu tun gedenke. Er habe hier noch von keinen neuen Ansätzen gehört. Eine der Zuhörerinnen, Gertrud Brunow, kritisierte, dass immer nur von Bauplätzen gesprochen werde. „Es gibt aber so viele Geringverdiener, die brauchen Mietwohnungen. Das ist doch hier das Thema“, bemängelt sie.

Der Renninger Bürgermeister weist auf ein Projekt zur innerstädtischen Entwicklung hin, das die Stadtbau GmbH derzeit vorbereite und das demnächst im Gemeinderat behandelt werden soll. Auch beim nächsten Neubaugebiet, „das hoffentlich schneller kommt als das jüngste im Schnallenäcker“, so Faißt, wolle man an Mietwohnungen denken.

Wolfgang Faißt appelliert aber auch an die „große Politik“. Die derzeitigen Förderprogramme seien zwar richtig, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Kommunen können nicht alles richten“, sagt der Bürgermeister Faißt. Der Renninger SPD-Gemeinderat Thomas Mauch hebt am Schluss noch einmal hervor, das Ziel müsse lauten, zehn Prozent der Mietwohnungen in kommunaler Hand zu halten sowie weitere Rechte für die Belegung durch die Stadt zu bekommen. Außerdem solle man – wie bereits angesprochen – versuchen, mit Genossenschaften zusammenzuarbeiten.