Der Zweckverband diskutiert das Für und Wider, das Wasserschutzgebiet drumherum aufzuheben.

Renningen - In Anbetracht von sommerlicher Wasserknappheit und einem stetig sinkenden Grundwasserspiegel des Bodensees sind viele Gemeinden froh, wenn sie für ihr Trinkwasser nicht nur auf das Schwäbische Meer angewiesen sind, sondern eigene Quellen und Brunnen haben.

 

Renningen hat davon sogar drei. Außerdem gibt es noch einen vierten Brunnen mitten in der Kernstadt, der allerdings schon vor langer Zeit stillgelegt worden war, weil er die Anforderungen nicht erfüllt. Derzeit diskutieren die Vertreter des Zweckverbands Renninger Wasserversorgungsgruppe aus Renningen und Rutesheim darüber, ob dieser Brunnen dauerhaft aufgegeben werden sollte.

Eine Bürgerin aus Renningen, die namentlich nicht genannt werden möchte, machte unsere Redaktion auf das Thema aufmerksam, damit es stärker in die Öffentlichkeit rückt. Bisher sei leider alles „so ein bisschen hinter verschlossenen Türen besprochen“ worden. Sie jedenfalls finde die Überlegungen sehr bedenklich. „Denn ist der Brunnen erst einmal zugebaut, ist er für immer weg.“

Aktuell wurde das Thema in Zusammenhang mit der Nachverdichtung. Renningen verfolgt wie viele andere Kommunen das Ziel, freie Flächen im Stadtgebiet für neue Gebäude und Wohnungen zu nutzen, statt nur auf die „grüne Wiese“ zu gehen. Das Gebiet rund um die Bahnhofstraße ist dabei vor Kurzem verstärkt in den Fokus gerückt (wir berichteten).

Erst kommt die Entscheidung – dann wird geplant

„Der Brunnen an der Bahnhofstraße wurde bereits vor 20 Jahren stillgelegt“, erklärt Helmut Holzmüller, kaufmännischer Leiter bei der Städtischen Wasserversorgung. Daher sei der Gedanke aufgekommen, ob man ihn überhaupt noch brauche. „Der Zweckverband diskutiert stetig das Für und Wider.“ Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen, ein festes Zeitlimit dafür gebe es nicht. Entsprechend werde bei den Plänen für die Nachverdichtung dieser Bereich so lange außen vor gelassen. „Bevor es keine Entscheidung gibt, ob das Gelände überhaupt bebaut werden darf, brauchen wir damit auch nicht planen“, sagt Helmut Holzmüller.

Klar ist: wenn die Fläche tatsächlich bebaut wird, wäre der Brunnen verloren. „Man dürfte ihn zumindest für die Trinkwasserversorgung nicht mehr nutzen, wenn es kein Wasserschutzgebiet mehr ist.“ Eine Überlegung innerhalb des Zweckverbands lautet deshalb: „Vielleicht braucht man in Zukunft doch mehr Wasser, dann hätte man hier einen Brunnen, auf den man zugreifen könnte – wenn auch nicht so, wie er jetzt ist“, so Holzmüller. Einen ganz neuen Brunnen anzulegen, sei theoretisch möglich, doch bleibe dann immer noch die Frage nach einem passenden Standort, der nicht leicht zu finden sei.

Die Lage könnte zum Problem werden

Andererseits wiederum gibt es speziell bei diesem Brunnen eine besondere Problematik: seine Lage. „Er reicht nur sechs Meter tief und befindet sich mitten in der Stadt“, erklärt Holzmüller. Die Gefahr einer Verunreinigung sei ungleich höher als in der Natur oder bei einem sehr tiefen Brunnen. „Die Frage ist deshalb: Kann man ihn überhaupt ausreichend schützen? Denn die Vorgaben für Trinkwasserbrunnen werden immer strenger.“ Nicht zuletzt wäre das Anschließen des alten Brunnens ans Trinkwassernetz sehr teuer. Wie teuer, könne man auf Anhieb natürlich nicht festmachen, sagt Holzmüller. „Auf jeden Fall ginge es in die Millionen. Es bräuchte eine ganz neue Aufbereitungsanlage, die auf dem neuesten Stand der Technik ist, und man müsste Kilometer an Leitungen bauen.“ All diese Argumente würden bei den Diskussionen des Zweckverbandes derzeit gegeneinander abgewogen. Alles vor dem Hintergrund der Frage: „Was ist sinnvoll für die Zukunft?“, so Holzmüller.

Der Stand der Dinge

Versorgung: Derzeit kommt das Renninger Trinkwasser zu 40 Prozent aus dem Bodensee, zu 60 Prozent aus eigenen Brunnen. Die drei aktiven befinden sich alle im Rankbachtal, einer wurde erst vor rund einem Jahr angelegt. Von dort wird das Wasser in den Haupthochbehälter auf dem Mönchsloh geleitet, wo es aufbereitet und mit dem Bodenseewasser vermischt wird. Danach gelangt es ins örtliche Netz und in die Haushalte.

Standort: Der besagte vierte Brunnen befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Pumpwerks an der Ecke Bahnhofstraße/Gottfried-Bauer-Straße. Der Stadtkern ist laut Flächennutzungsplan für Bebauungen vorgesehen. Eine größere Fläche um den Brunnen gilt allerdings als Wasserschutzgebiet und darf deshalb faktisch nicht bebaut werden.

Zukunft: Um auf der Fläche überhaupt bauen zu dürfen, müsste der Zweckverband zunächst das bislang ausgewiesene Schutzgebiet aufheben. Der Bereich direkt um den Brunnen ist außerdem Eigentum des Zweckverbands. Wollte die Stadt dort bauen, müsste sie den Platz erst kaufen. Bereits im Sommer 2016 wollte die Verwaltung vorsorglich 600 000 Euro dafür einplanen. Bisher sind aber weder der Verkauf an sich noch eine feste Summe beschlossen.