Die „Neue Mitte“ verzögert sich um sechs bis acht Monate. Das sorgt auch für Ärger im Rathaus. Nun haben der Investor Urbanbau und die Stadtverwaltung klare Absprachen getroffen. Bis Freitag sollen die Container abgezogen sein, bis zum 12. November Gerüst und Kran.

Renningen - Es wird gebaut in Renningen, diese Nachricht ist nicht neu. Doch die Geduld der Händler in der südlichen Bahnhofstraße wird auf eine lange Probe gestellt – das Geschäfts- und Wohnzentrum „Neue Mitte“ verzögert sich um sechs bis acht Monate. Nun haben der Investor Urbanbau und die Stadtverwaltung klare Absprachen getroffen. Bis Freitag sollen die Container abgezogen sein, bis zum 12. November Gerüst und Kran. Ende des Jahres möchte die Schönaicher Firma Urbanbau die beiden ersten Gebäudeteile fertiggestellt haben, bis April 2015 auch den dritten Komplex mit Café, weiteren Geschäften und dem Polizeiposten.

 

Bis dahin brauchen die Händler vor allem viel Geduld. Und Ausdauer. Was nicht immer einfach ist, wie Andrea Reimers von der Foto-Ecke berichtet. „Bingo, wir sitzen hier mittendrin“, berichtet die Inhaberin. Links und rechts nur Baustelle, fast täglich eine andere Verkehrsführung – und ein Ende ist nicht in Sicht. Immer wieder trifft sie Kunden in der Stadt, die ihr sagen: „Zu Ihnen kommt man ja gerade gar nicht.“ Was nicht stimmt – der Zugang ist gewährleistet, nur das Parken etwas schwieriger als sonst. „Heute morgen ist mir selbst eine Baggerschaufel entgegengekommen“, erzählt Andrea Reimers. Sie freut sich aber über jeden Kunden, der kommt.

Zwei Gewerbetreibende haben bereits neu eröffnet

Auch Marcus Schautt, der mit seinem Schuhgeschäft sogar eine Filiale in der „Neuen Mitte“ bereits eröffnet hat, ist alles andere als zufrieden. „Uns war von der Stadt zugesagt, dass im Juni Straße, Gehweg und Parkplätze fertig sind“, bemängelt er. Mithin vor einem Vierteljahr.

Massiv macht sich das inzwischen in den Umsätzen bemerkbar. „Das haut uns nicht um, aber Spaß macht es nicht“, sagt der Inhaber. Sein Eindruck ist auch, dass es auf der Baustelle nicht so rasch vorangeht: „Anderswo geht es deutlich schneller.“ Mit einer langfristigen und besseren Organisation hätte man aus seiner Sicht die einzelnen Abschnitte besser planen können.

Und Carmen Faas, die Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsverein, sagt: „Es wäre schon schön, wenn alles etwas zügiger ginge.“ Viele GHV-Mitglieder sehnen das Ende der Baustelle herbei – nicht nur, weil sie sich auf die neue Passage freuen, sondern auch weil die Bagger abrücken. Vor allem die Parksituation sei ein Problem.

Tatsächlich wären die Bauarbeiten der Stadt im Plan gewesen, doch weil das Projekt der Urbanbau sich verzögert, kann die Kommune nicht weitermachen. Das räumt der Urbanbau-Geschäftsführer Dieter Lange ein. „Das ist aber nicht neu“, erklärt er. Das größte Problem sei in der Startphase entstanden, man sei in der Baugrube auf eine Quelle gestoßen. Ein geologisches Gutachten sei notwendig geworden. Und Gebäude mussten mit einer sogenannten „Weißen Wanne“ nach unten abgedichtet werden – eine Art Riesen-Badewanne gegen das Grundwasser. „Das ist seit Langem schon bekannt“, erklärt Dieter Lange. Etwa sechs Monate Verzögerung gingen darauf zurück. Weitere zwei Monate habe man verloren, weil die beauftragten Baufirmen schlicht zu wenig Personal auf die Baustelle geschickt hätten. „Es ist ein täglicher Kampf“, sagt der Urbanbau-Geschäftsführer zu seinem wichtigsten Projekt.

Daher habe man seit Juni noch einmal Zeit verloren – alle Firmen seien durch den dauerhaften Bauboom völlig ausgelastet. „Jeder, der baut, weiß das“, sagt Lange. Sein Zeitplan sieht so aus: Die ersten beiden Gebäude, die Urbanbau A und B nennt und in denen schon die Geschäfte Schautt und Elektro Ebner sind, sollen bis Dezember fertig sein. Im Mai dann will das Böblinger Café Frech seine Gastronomie pünktlich zur neuen Saison eröffnen.

Der Verärgerung auf dem Rathaus ist groß

Die Verärgerung ist dennoch groß, auch auf dem Rathaus. Schon längst hätten Gehwege und Parkplätze fertig sein können. Langes Erklärung überzeugt den Bürgermeister Wolfgang Faißt nicht. „Die Probleme im Untergrund sind seit zwei Jahren bekannt, die Termine wurden aber im Mai vereinbart“, sagt er. Der Investor müsse sich schon fragen, warum die Baufirmen nicht für ihn arbeiten wollten.

Ende September bereits hat Faißt einen Brief an die Urbanbau geschrieben, es gab ein Krisentreffen. Dabei wurden feste Termine vereinbart. „Die werden wir auch einhalten“, beteuert der Urbanbau-Geschäftsführer Dieter Lange. Er kann den Ärger verstehen, sagt aber: „Ich bin den Händlern aber auch entgegengekommen, damit sie noch während der Baustelle in dem Neubau eröffnen konnten.“ Auch das habe die Planung nicht erleichtert. Wolfgang Faißt hofft nun, dass die Stadt im November weiterbauen kann – wenn kein Frost kommt.