Selbst wenn die Kosten hoch sind: Die Stadt will auf Dauer nicht mehr wie eine Schnecke über die Datenautobahn kriechen. Und der Druck wächst: Der Bedarf an leistungsstarken Internetverbindungen ist gerade bei den Unternehmen groß.

Renningen - Kennen Sie das? Sie sitzen vorm Computer, wollen schnell per E-Mail eine große Datenmenge verschicken. Sie klicken auf „Senden“ – und es passiert lange einfach mal gar nichts. Umgekehrt brauchen Mails mit großen Anhängen ewig, bis sie ankommen. So ähnlich dürfte es auch vielen Betrieben gehen, die im Renninger Gewerbegebiet Raite/Wolfäcker sitzen. Denn in weiten Teilen des Areals ist einfach zu wenig Saft auf den Internetleitungen. Das soll sich in den kommenden Jahren aber ändern. Die Stadt will die Breitband-Erschließung vorantreiben und Leerrohre für Glasfaser verlegen.

 

Die Verwaltung gibt sich gewohnt realistisch. „Wir kommen da nicht drumrum“, erklärt der Bürgermeister Wolfgang Faißt am Mittwochabend im Gemeinderat. Stichwort Konkurrenz. So sei schnelles Internet längst zum knallharten Standortfaktor geworden. Immer mehr Betriebe machten die Entscheidung, wo sie sich ansiedeln möchten, auch von der vorhandenen Breitbandversorgung abhängig.

Und die lässt im Renninger Gewerbegebiet, rund 440 Kundenanschlüsse gibt es dort, streckenweise noch zu wünschen übrig. Dabei ist der Bedarf an schnellem Netz durchaus gegeben. „Bei einigen Unternehmen sogar dringend“, erklärt Waldemar Weiss, ein Berater für kommunale Breitbandversorgung. Im Auftrag der Stadt hat sein Büro sämtliche im Gebiet Raite/Wolf-äcker ansässigen Betriebe und Unternehmen angeschrieben und den jeweiligen Bedarf abgeklopft. Die Rückmeldungen seien eindeutig. Ein Großteil benötigt Bandbreiten zwischen 50 und 100 Megabit pro Sekunde, so Weiss. Und zwar symmetrisch. Das bedeutet, dass die Datenmengen in derselben Geschwindigkeit sowohl verschickt als auch runtergeladen werden können. „Und das geht nur über Glasfaser“, macht Weiss klar.

Überall Kupfer im Boden

Allerdings liegen nahezu im gesamten Gewerbegebiet Kupferleitungen im Boden, nur vereinzelt gibt es Glasfaser. Im Süden, im Bereich rund um die Industriestraße, liegt laut dem Experten die Übertragungsgeschwindigkeit bei rund 16 Megabit pro Sekunde. Je weiter man allerdings in den Norden kommt, desto weniger Saft ist auf der Leitung. Weil die Entfernung zum Verteilerkasten immer größer wird. Ein Breitband mit mindestens 50 Megabit, wie es die Bundesregierung in ihrer Koalitionsvereinbarung als Standardgröße für Deutschland definiert hat, sei in der Fläche gar nicht verfügbar, so Weiss. „Und das ist für gewerbliche Tätigkeiten vollkommen ungeeignet.“

Was also tun? Zum einen sollten die Kunden die vereinzelten Glasfaserangebote der Anbieter nutzen. Auf der anderen Seite empfiehlt der Experte der Stadt, in Vorleistung zu gehen. „Schieben Sie den Markt an, in dem Sie im Gewerbegebiet die Leerrohre bereitsstellen.“ Dann müsste die Stadt allerdings jede Straße aufmachen und Leerrohre verlegen, in die dann die Anbieter ihre Glasfaser legen können. Das kostet zwar eine ganze Stange Geld, für das gesamte Gebiet stehen Kosten von mehr als einer Million Euro im Raum. „Aber bedenken Sie, welchen Mehrwert das für das Gebiet und letztlich für die Stadt bedeutet“, merkt Waldemar Weiss an.

Für Verwaltung und Gemeinderat ist das längst nichts Neues. Schon vor ein paar Jahren habe man sich in Sachen bessere Breitbandversorgung auf den Weg gemacht, erklärt der Erste Beigeordnete Peter Müller. Generell gelte: „Wenn wir Straßen aufmachen und sanieren, legen wir auch gleich Leerrohrpakete rein und schauen die Kanäle an.“ Dafür stehen pro Jahr rund 50 000 Euro im städtischen Haushalt bereit.

Überall wo es geht, verlegt die Stadt Leerrohre

Und wie sieht es allgemein mit der Breitbandversorgung in Renningen aus? „Sehr unterschiedlich, je nachdem, wo die Verteiler stehen und was im Boden liegt“, räumt Müller ein. Und das betrifft sowohl die Gewerbetreibenden als auch die Privathaushalte. Bosch hat sich übrigens ein eigenes Glasfasernetz gelegt, versorgt sich völlig autonom. Malmsheim hängt bereits in weiten Teilen am schnellen Netz. An anderer Stelle sei die Stadt hinterher. „Aber der finanzielle Einsatz bremst uns aus“, räumt Peter Müller ein.

Die Breitbandversorgung gehört im Übrigen nicht zu den Pflichtaufgaben einer Kommune, muss theoretisch also nicht bereitgestellt werden. Doch in Renningen sind Verwaltung und Gemeinderat sich einig: die Stadt muss langfristig ans schnelle Netz. Und so will man weiterhin am Ball bleiben, auch künftig Leerrohre verlegen und, wo möglich, Fördertöpfe anzapfen.