Die SPD-Ortsgruppe hat zusammen mit dem Nabu den Hügel der ehemaligen Malmsheimer Deponie besucht. Den Plänen des neuen Pächters Andreas Kindler, dort oben Landschaftspflege zu betreiben, steht man nach wie vor skeptisch gegenüber.

Renningen - Werner Klein lässt seinen Blick schweifen. „Dass das so herrlich hier ist, hätte ich ja nicht gedacht“, sagt er, „allein die Aussicht in den Nordschwarzwald.“ Der rüstige Malmsheimer steht am Samstagnachmittag auf dem Hügel der ehemaligen Erddeponie, hinter dem Malmsheimer Wertstoffhof. Aber nicht allein steht er da, der SPD-Ortsverein hat zu einem Spaziergang eingeladen und einige Interessierte sind gekommen. Der Berg ist nämlich ein Hügel mit einer reichen Geschichte. Über die weiß Hans Riedling vom Renninger Naturschutzbund Nabu Bescheid, der deshalb die Führung übernommen hat.

 

„Da muss ich allerdings sehr weit ausholen“, sagt er, lächelt, und stellt sich vor einer Schautafel auf, die er extra für diesen Tag aufgebaut hat. Und dann erzählt er: Wie der Berg im 19. Jahrhundert überhaupt nur deshalb entstanden ist, weil mehrere hundert Bauarbeiter in den Jahren 1868 und 1869 ein Tal für die Eisenbahn nach Weil der Stadt gebuddelt haben. Wie von 1902 an ein Steinbruch das ganze Gelände ausgehöhlt hat. Wie dann vor 30 Jahren der Landkreis den Steinbruch gekauft und hier eine Erddeponie eingerichtet hat.

Eine Art Reizfigur

„Ja, ja, so ist die Landschaft hier entstanden“, erzählt Nabu-Mann Hans Riedling den interessierten Bürgern bei strahlendem Sonnenschein. „Da gab es im Laufe der Zeit viele Probleme. Und an den Problemen ist der Andreas nicht ganz unschuldig.“ Der Andreas – das ist der Renninger Landwirt Andreas Kindler, eine Art Reizfigur für das kleine Grüppchen. „Das da drüben müsste er doch sein“, wird da getuschelt. Auf der anderen Seite eines kleinen Tals ist ein Traktor angefahren, ein Mann gießt die dort neu eingepflanzten Bäume.

Das Gelände hat nämlich auch eine jüngere Geschichte zu erzählen. Im Jahr 2013 hat der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises die Deponie stillgelegt, hat dort ein Naturschutzgebiet errichtet – und dann auch Verhandlungen mit Andreas Kindler geführt.

Der Landwirt wollte das Gebiet nämlich pachten. „Damit waren wir gar nicht einverstanden“, erzählt Edith Dahl, die stellvertretende SPD-Ortsvorsitzende, die ebenfalls an der Führung teilnimmt. „Wir befürchten, dass der Herr Kindler hier einen Freizeitpark einrichten will. Mit viel Rummel und Unruhe für die Tiere hier.“ Ende Februar hatte der Renninger Gemeinderat daher beim Landratsamt interveniert (wir berichteten). Der Kompromiss heißt nun: Andreas Kindler bekommt das Gelände, die Stadt sitzt allerdings bei dem Pacht- und Pflegevertrag als Vertragspartnerin mit im Boot. „Vor etwa zwei Wochen haben wir unterschrieben“, berichtet Andreas Kindler, der sich in der Zwischenzeit zu dem kleinen Grüppchen dazugesellt hat. Für ihn beginnt auf dem Gelände jetzt die Arbeit. Entlang der Wege will er Wildblumen einsähen, als Nahrung für Bienen. „Da kooperiere ich mit den örtlichen Imkern“, erklärt der Landwirt Kindler. Die Obstbäume – vor allem alte und seltene Apfelsorten – sind schon eingepflanzt, sie wollen nur noch gegossen werden. „Und im Herbst fange ich dann an, die Wiesen mit Schafen und Ziegen zu beweiden“, verkündet Andreas Kindler. Ob er dafür eine eigene Herde anschafft, muss er noch überlegen.

Von oben hat man einen guten Blick

Hans Riedling ist mit der Gruppe mittlerweile auf dem höchsten Punkt des Hügels angekommen. „Da unten sehen Sie einen Tümpel“, erklärt er. „Der ist vor allem für sehr seltene Steppentiere wie die Wechselkröte oder die Gelbbauchunke wichtig.“ Die bräuchten nämlich solche bewuchsfreien Wasserstellen. Sehen könne man die Tiere kaum, hören dagegen umso besser. Besonders abends, bei Sonnenuntergang. „Da quietscht und brummt es so, dass es herrlich ist“, erzählt der Hobbybiologe Riedling.

„Ja, das stimmt“, sagt Landwirt Kindler, der der SPD-Nabu-Gruppe auch seine Sicht schildern möchte. „Aber die vielen seltenen Tiere sind ja auch nur deshalb hier, weil hier einmal ein Steinbruch eingerichtet wurde. Und zwar von Menschen.“ Überhaupt, sagt er, könne er die Kritik der Naturschützer nicht verstehen. „Wir leben hier doch in einer Kulturlandschaft. Und die ist nur dann so schön, wenn sie gepflegt und genutzt wird“, erklärt er.

Pflegen und nutzen darf der Renninger Landwirt zukünftig etwa acht Hektar Fläche. „Aber eben nur in sehr engen Grenzen“, sagt Thomas Mauch, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Renninger Gemeinderat. Da werde die Verwaltung auch drauf achten, dass die von Fachleuten erstellten Naturschutzvorgaben auch tatsächlich eingehalten werden. Damit Schwalbenschwanz-Schmetterling, Goldkäfer und Huflattich, die Hans Riedling der interessierten Gruppe vorstellt, sich hier auf Malmsheimer Gemarkung auch zukünftig noch wohlfühlen.

„Ich find’s toll, wie sich der Herr Riedling hier für die Natur verkämpft“, stellt denn auch der Teilnehmer Werner Klein fest. „Und so lange er auch noch mit dem Herrn Kindler redet, so wie heute nachmittag, kommt da sicherlich auch was Vernünftiges raus.“