Noch vor einigen Jahren war hier eine schmucklose Erd­deponie. Und vor Jahrzehnten wurde Stein abgebaut, mit Sprengungen. Welch ein Kontrast zu dem kleinen Paradies, das in kürzester Zeit hier in Malmsheim entstanden ist.

Renningen - Es ist ein strahlender Sommertag hier auf dem Mühlberg. So nennt sich die Anhöhe, auf der Udo Schäfer steht, der 72-jährige Vorsitzende des Renninger Naturschutzbundes (Nabu). Ein Turmfalke kreist über dem weitläufigen Gelände. Die Silberdisteln glänzen in der Sonne. In dem lauschigen Tümpel an der Felsnase, die ein Rest des historischen Steinbruchs ist, planschen Gelbbauchunken. „Es ist ein wirklich schöner Flecken Erde“, schwärmt Udo Schäfer. Kürzlich hat ein Kollege sogar Eisvögel gesehen. Und Füchse, die zutraulich sind. Wer hätte das gedacht!

 

Noch vor einigen Jahren war hier eine schmucklose Erddeponie. Und vor Jahrzehnten wurde Stein abgebaut, mit Sprengungen. Zweckmäßig, schmucklos, tierlos, so zeigte sich die Landschaft früher. Welch ein Kontrast zu dem kleinen Paradies, das in kürzester Zeit hier in Malmsheim entstanden ist.

Das findet auch Scott Nicky, der auf dem Holzgerüst eines Aussichtspunktes am Anstieg in einer Liege lümmelt. Das Fahrrad lehnt lässig am Geländer. „Ich bin ganz oft hier“, erzählt der Malmsheimer. Eichhörnchen hat er hier schon gesehen und viele andere Tiere. Den geschotterten Weg nutzen Spaziergänger nicht nur an Wochenenden. Und auf einer Anhöhe grasen Schafe – ein Teil der Flächen ist verpachtet.

Für Udo Schäfer ist ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Oder eher ein großer. Jahrelang haben sich die Naturschützer mit dem früheren Vize-Landrat Wolf Eisenmann gestritten, was mit dem Gelände passieren soll. Nachdem jahrzehntelang Erde von Baustellen hier abgeladen wurde, ist es nun ein Landschafts- und Naturpark geworden. Udo Schäfer hat dafür jahrelang gekämpft. Im Berufsleben hat er beim Deutschen Sparkassenverlag in Stuttgart gearbeitet, die Einführung der EC-Karten vorangetrieben. Im Ehrenamt führt er den 200 Mitglieder starken Nabu.

Dessen Aktivisten sind in die Jahre gekommen. Schäfer ist 72, Hans Riedling 73, der Mäzen und Professor Clytus Gottwald ist 89. Er hat dem Verein viel geholfen, hat eine Naturwiese am Rande des Parks aufgekauft und eine andere gepachtet, damit dort seltene Pflanzen wie die Küchenschelle wachsen können. „Wir brauchen dringend Nachwuchs“, sagt Schäfer.

Der neue Landschaftspark, den das Landratsamt eingerichtet hat, könnte so etwas wie eine große Visitenkarte für den Naturschutz sein. Das hofft zumindest Schäfer. Es wurde ein Forum für den Park gegründet, am 29. September findet die nächste Sitzung statt – Landkreis, Stadt, Naturschützer, Jäger und Landwirte sitzen hier an einem Tisch. Denn um die Verpachtung an den Renninger Landwirt Andreas Kindler gab es Streit – inzwischen haben sich die Wogen geglättet. „Unter Wolfgang Bagin, dem neuen Chef des Böblinger Abfallwirtschaftsbetriebes, hat sich das Klima deutlich gebessert“, lobt Udo Schäfer.

So blickt er zufrieden auf das Kleinod. Viele interessante Details gibt es in diesem Park. Etwa die sogenannte Raupen-Garage, in der früher die Raupen des Steinbruchs standen. Inzwischen gibt es dort einen Holzofen, die Mitarbeiter des Landratsamtes oder die Gemeinderäte treffen sich dort gelegentlich. Vom Mühlberg aus kann man an guten Tagen bis Pforzheim blicken. Natürlich ist auch der Bosch-Turm zu sehen. Ein schöner Gegenpol zur gewerblichen Entwicklung – der Park ist auch ein Ausgleich für das Bosch-Zentrum.