Sven und Mareike Mitschele gehen für die Liebenzeller Mission nach Sambia, wo sie in einem Internat für vier Jahre als Hauseltern arbeiten. In der Einrichtung leben gleichsam Kinder aus berufstätigen Familien und Waisen, derer sich die Mission annimmt.

Renningen - Was führt eine junges Malmsheimer Paar mit zwei kleinen Kindern – das eine noch gar nicht geboren – ins ferne Sambia, und das für mindestens vier Jahre? Der eigene Glaube, der Wunsch, etwas zu bewegen und etwas von dem zurückzugeben, was man selbst vom Leben erhalten hat, sagen Sven und Mareike Mitschele. Zusammen mit Töchterchen Carla (14 Monate) und ihrem noch ungeborenen Geschwisterchen werden die beiden im neuen Jahr für die Liebenzeller Mission als Hauseltern in einem Internat in Sambia arbeiten.

 

„Wenn man Schule und Afrika hört, denken viele gleich an eine Dorfschule. So darf man sich das aber nicht vorstellen“, erklärt die 29-jährige Mareike Mitschele. Vielmehr sei die Amano-Schule nahe der Stadt Chingola eine ganz normale, für dortige Verhältnisse sogar eher gehobene Schule. Etwa die Hälfte der Kinder zwischen 6 und 18 Jahren geht nach dem Unterricht wieder nach Hause, die andere bleibt vor Ort und wohnt im Internat, erklärt Sven Mitschele (30). Das sind Kinder von Missionaren oder auch von Geschäftsleuten im In- und Ausland, die viel unterwegs sind. Aber ebenso Waisen, vor allem Aids-Waisen, oder benachteiligte Kinder aus der Umgebung, derer sich die Mission annimmt, damit sie eine gute Schulbildung und ein Zuhause erhalten.

Soziales Verhalten im Vordergrund

Für den 30-Jährigen liegt gerade darin das Besondere an dem Konzept, dass an der Schule Schwarze und Weiße, Arme und besser Gestellte gemeinsam leben und unterrichtet werden. Aber birgt das nicht auch eine Menge Konfliktpotenzial? „In den paar Wochen, die ich bis jetzt da war, ist mir das noch gar nicht über den Weg gelaufen“, sagt er. „Im Gegenteil: Ich habe schon erlebt, dass die, die nicht so viel haben, von anderen Fußballschuhe geliehen bekommen und Ähnliches.“ Hinzu komme, dass an der Schule Uniform getragen werde und Handys und Tablets am Internat verboten seien, „da kommen viele Unterschiede gar nicht so stark heraus“. Sicher sei Konfliktpotenzial vorhanden, glaubt seine Frau, aber es bedeute eine große Chance, viele verschiedene Kinder zusammenzubringen.

Angefangen hat Sven Mitschele eigentlich als Groß- und Außenhandelskaufmann. Die Arbeit in der Kirchengemeinde in Malmsheim bewegte ihn jedoch schließlich zu einem Richtungswechsel und zu einem Studium zum Sozialarbeiter. Es folgte ein kurzer missionarischer Einsatz in Uganda, 2013 ging das Paar für ein Jahr nach Papua-Neuguinea. Schließlich ergab sich die Chance auf den Einsatz in Sambia, der zunächst für vier Jahre angesetzt ist.

Insgesamt 27 Jungen sind im Internat

Das Ehepaar wird dann zuständig für die derzeit 27 Jungen im Internat sein, alle zwischen 9 und 17 Jahre alt. „Es soll aber noch ein sambisches Ehepaar dazukommen“, erklärt die 29-Jährige. Der Mission sei es wichtig, dass nicht nur die „Weißen von außerhalb“ dort unterrichten und betreuen, was Einheimische bei den europäischen Einrichtungen oft bemängelten, sondern ebenso Menschen aus Sambia. Auch die Mädchengruppe werde von Frauen aus dem In- und Ausland betreut.

Die Jungs im Internat wohnen in kleineren Gruppenzimmern. „Morgens gibt es erst einmal gemeinsames Frühstück, auch mittags essen wir zusammen“, erklärt Sven Mitschele. Ebenso werde gemeinsam gebetet. Außerhalb des Unterrichts gebe es Freizeitangebote, ebenso hätten die Schüler Zeit für sich zum Lernen oder zum Spielen. „Wir versuchen, ein familiäres Umfeld für sie zu schaffen, damit sie das später auch in ihrer Familie leben“, so der 30-Jährige.

„Für die Älteren sind wir so eine Art Coach, für die Kleinen so ’was wie Onkel und Tante“, ergänzt seine Frau. Als solche möchten sie die Kinder gerne prägen und ihnen positive Werte vermitteln. Auch darin liege ein wesentliches Ziel der Schule, die einheimischen Kinder zu bilden und zu prägen, „damit sie später vielleicht sogar studieren und in ihrem Land etwas bewegen können“, sagt Mareike Mitschele.