Das Drachenfest des Sportfliegerclubs Leonberg lockt wieder mehrere Tausend Besucher auf den Malmsheimer Flugplatz. Doch der Verein bangt um seine Existenz – sollte Bosch erweitern, brauchen die Flieger ein neues Gelände.

Renningen - Schon von Weitem sind die Drachen zu sehen, es ist ein prächtiges Farbenspiel hoch am Himmel über dem Malmsheimer Flugplatz. Bären, Marienkäfer und riesige bunte Kraken tanzen im Wind um die Wette. Der fünfjährige Lukas rennt wie der Teufel über die Wiese, zieht seinen roten Drachen hinter sich her. Doch irgendwie will das mit dem Steigenlassen nicht so recht klappen. Schließlich gibt sein Vater Starthilfe. Stolz lenkt Lukas seinen Drachen durch die Luft.

 

Eine klassische Szene, wie sie sich jedes Jahr auf dem Malmsheimer Drachenfest abspielt. Bereits zum 21. Mal hat der Sportfliegerclub Leonberg zu seinem Traditionsfest geladen, das stets Tausende Besucher und mehrere Hundert Drachenflieger aus ganz Deutschland, der Schweiz und sogar aus Holland anlockt. Vieles ist wie immer.

Gutes nachbarschaftliches Verhältnis

Die Kulisse hat sich allerdings in den vergangenen Jahren verändert. Mächtig ragt das Hochhaus des Bosch-Forschungszentrums empor, das jüngst eröffnet hat. Peter Thies blickt hinüber zum Bosch-Turm. Sein Verein befürworte das Projekt, das nachbarschaftliche Verhältnis zu Bosch sei gut, erklärt der Vorsitzende der Leonberger Sportflieger. Doch mit Blick auf die Zukunft des Vereins erklären er und sein Vorstandskollege Jan Trachte im Gespräch mit der LKZ ganz deutlich: „Unsere Existenz ist bedroht.“

Denn sollte die Firma irgendwann einmal auf dem Gelände des Flugplatzes erweitern wollen, ist für die Sportflieger kein Platz mehr. Bosch zufolge ist das aber noch Zukunftsmusik. Bis 2029, also weitere 15 Jahre, seien die Fallschirmspringer der Bundeswehr dort, vorher gehe nichts. „Und ob es dann so kommt, weiß niemand. Es gibt noch keine Pläne“, erklärt Klaus-Georg Bürger, Projektleiter für den Bau.

Diese Ungewissheit bringt die Leonberger Sportflieger allerdings in die Bredouille. Denn im Ernstfall müssten sie irgendwo anders ein neues Fluggelände etablieren. Und das kann mit Verhandlungen und Genehmigungsverfahren schon mal zehn Jahre dauern. Abgesehen davon gebe es in der Region kein geeignetes Grundstück, das der Verein auch alleine finanzieren könnte. „Ohne Partner an unserer Seite geht das nicht“, erklärt Peter Thies. Den Sportfliegern sitzt der Zeitdruck im Nacken, eigentlich müssten sie schon jetzt planen. Doch es mangelt an verlässlichen Aussagen. „Wir müssen bereits zu einem Zeitpunkt die Weichen stellen, an dem andere Beteiligte sich nicht verbindlich äußern wollen“, erklärt der Vereinschef Peter Thies.

Flugplatz auch Raum für die Naherholung

Er sieht neben dem Verein auch den Flugplatz als Naherholungsgebiet für die Menschen aus Renningen, Malmsheim und der Umgebung bedroht. Bei der Suche nach einer langfristigen Lösung hofft er auf Unterstützung aus der Lokalpolitik, wünscht sich mehr Identifikation mit den Fliegern. „Uns ist wichtig, dass wir nicht als Einzige hinten runterfallen“, sagt Thies.

Die Leonberger Sportflieger müssen also ums Überleben kämpfen. Dabei stehen sie strukturell gut da. Nachwuchsprobleme gibt es nicht. Der Verein hat 150 Mitglieder. Tendenz steigend. „Eigentlich geht es uns gut“, sagt Vorstand Jan Trachte. Der Vereinsalltag werde vom Bosch-Projekt so gut wie nicht beeinflusst. Das könnte sich allerdings dann ändern, sollten die Erweiterungspläne doch auf den Tisch kommen. Und so setzen die Sportflieger nun alles daran, rechtzeitig eine Alternative zu finden.