Am Montag ziehen die ersten Mitarbeiter in den Forschungscampus ein. Sie können mit einem Shuttle-Service zum Bahnhof fahren. Den größten Anteil an dem neuen Busverkehr zahlt die Firma. Dennoch gibt es Kritik im Kreistag.

Renningen - In wenigen Tagen geht es los – am 6. Oktober ist der offizielle Betriebsstart für das große Bosch-Forschungs- und Entwicklungszentrum, in das bis März 1700 Ingenieure einziehen sollen. Damit diese auch mit dem Bus zur Arbeit kommen, hat der Verkehrsausschuss des Kreistages gerade noch rechtzeitig grünes Licht gegeben: die Linie 636 von Wöhr Tours fährt künftig das Zentrum an. Damit im Berufsverkehr ein Viertelstunden-Takt herrscht, gibt es einen Shuttle-Bus vom Renninger Bahnhof mit Anschluss an die S 60.

 

Das Angebot startet bereits am Mittwoch, 1. Oktober. „Der Zeitdruck kommt auch von der Firma Bosch“, räumt der Landrat Roland Bernhard ein. Vom ersten Tag an soll der Busverkehr fließen – und Bosch trägt zwei Drittel der Kosten dafür. Dementsprechend euphorisch gibt sich der Landrat im Kreistag. „Bosch ist ein Glücksgriff für den Kreis, wir haben damit vier Entwicklungszentren in unserem Landkreis“, erklärt Bernhard. Beeindruckend seien die baulichen Fortschritte, zunächst 1700 und in der Endausbaustufe sogar 5000 Mitarbeiter sollen dort tätig sein.

Bosch legt großen Wert darauf, dass die Mitarbeiter mit dem Bus anreisen können. Zumal viele internationale Gäste ohne Auto das Forschungszentrum besuchen werden. „Wir dürfen nicht an der Endhaltelstelle der S 60 stehen bleiben“, betont der Landrat dann auch. Ein gutes Busangebot sei wichtig. Thomas Knöller vom Verkehrsverbund VVS erklärt: „Die Buslinie 636 verbindet schon jetzt Renningen, Rutesheim und Weissach.“ Bislang im Stunden-Takt, die Stehzeit wurde genutzt, um den Bus als „Stadtverkehr“ in Renningen und Malmsheim einzusetzen.

Derzeit hat die Buslinie 16 Fahrten am Tag, auch zum Bosch-Entwicklungszentrum. Damit aber morgens und abends der 15-Minuten-Takt gilt, soll es zusätzliche Shuttle-Busverkehre geben. „Das ist ein sehr schönes Angebot“, findet der Verkehrsdezernent Andreas Widmann. Der Kreis trägt nur 18 000 Euro, die restlichen gut 60 000 Euro die Firma Bosch.

Doch nicht alle Kreisräte sind vollauf begeistert – vor allem weil sich der Landkreis bekanntlich teilweise aus dem Busverkehr zurückzieht und nur noch überörtliche Linien finanziert. So sagte der Ehninger Bürgermeister Claus Unger (CDU): „Wir mussten die Linie zur IBM-Deutschlandzentrale selbst bezahlen.“ Und der FDP-Kreisrat Dieter Maurmaier (FDP) wollte wissen, was langfristig passiert: „Wenn irgendwann 5000 Mitarbeiter da sind, ist das größere Defizit der Buslinie dann eine Kreisaufgabe?“ Die Kreisverwaltung müht sich, die Bedenken zu zerstreuen. „Wir wissen nicht, wie sich das entwickelt“, erklärt Andreas Widmann. Aber ein solcher überörtlicher Verkehr sei eine klassische Aufgabe des Landkreises. Die Regeln seien für alle Kommunen gleich. Der Landrat versichert, dass die versprochene Gleichbehandlung mit anderen Buslinien ganz genau eingehalten werde.

Auch der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann äußert Kritik – nicht an der Ausweitung der Buslinie, aber daran, dass seine Kommune mit dem Autoverkehr aus seiner Sicht nicht ausreichend unterstütz werde. „Die beiden Entwicklungszentren sind ein Segen, aber man muss auch den Verkehr regeln“, sagt er, und verweist auf den auszubauenden Kreisel bei Perouse – hier müsse die Kommune den Löwenanteil der Kosten tragen.

Einige Zweifel bleiben im Verkehrsausschuss, fünf Enthaltungen gibt es, auch wenn im Grunde alle die Linie begrüßten. Der Landrat richtet daher noch einmal einen Appell an alle, die Chance des Bosch-Zentrums zu nutzen: „Wir sollten über den Tellerrand hinaus schauen.“ Für ihn sei klar: Der Kreis brauche Bosch, und solle sein ganzes Verhalten danach ausrichten.