Vor 14 Monaten haben die Arbeiten am Malmsheimer Entwicklungszentrum des Technologieriesen begonnen. Gestern hat der Konzern mit Bürgern, Belegschaft und Bauarbeitern den nächsten Schritt des Prestigeprojekts gefeiert.

Renningen - Ungewohnt lässig in Jeans und ohne Schlips tritt der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt ans Rednerpult. „Es hieß, es sei ein rustikales Richtfest“, hebt der Schultes an, „und man solle sich entsprechend kleiden. Und genau das habe ich heute getan.“

 

Bosch feiert das Richtfest seines neuen Entwicklungszentrums neben dem Malmsheimer Segelflugplatz – und alle kommen. Nicht nur der Renninger Verwaltungschef nebst Gemeinderat. Auch Klaus Dieterich, Leiter der Bosch-Forschungsabteilung, sowie der Bauabteilungsleiter des Technologieriesen, Albrecht Fischer. Alle sind sie da. Und natürlich darf der Landrat Roland Bernhard bei solch einem feierlichen Anlass ebenso wenig fehlen. Das Bild der großen Fete komplettieren Hunderte Gäste: Renninger Bürger, Vertreter der Bosch-Belegschaft und der Arbeiter, die inzwischen seit 14 Monaten an dem Prestigeprojekt werkeln.

Schwierige Verhandlungen habe man hinter sich, so Wolfgang Faißt. „Wir haben einen der kompliziertesten Bebauungspläne ausgearbeitet und stehen nun auf der größten und vermutlich auch schnellsten Baustelle Süddeutschlands.“ Er erinnert an die Verschwiegenheitserklärung von 2008, die er und sein Beigeordneter Peter Müller vor den ersten Gesprächen hatten unterschreiben müssen. Er blickt auf das Jahr zurück, in dem es Verwaltung und Gemeinderat gelang, das Vorhaben komplett geheim zu halten. Und, ganz Visionär, schaut Faißt auch voraus: „Eine Zukunftschance für unsere Stadt und für die Region nimmt Konturen an.“

Nach der Rede des Bürgermeisters – zuvor hatten bereits Klaus Dieterich und Albrecht Fischer die Fortschritte der Bauarbeiten gelobt – ist es Zeit für den Richtspruch. Die Zimmerleute haben sich auf der Plattform um des Zentralgebäudes platziert. Und man kann kurz und knapp sagen: geht es nach dem Brauch, ist Bosch auch in Zukunft das Glück hold. Denn nach dem feierlichen und im wahrsten Sinne geistreichen Richtspruch zerspringt das Glas auf dem Betonboden vor dem 60 Meter hohen Bauwerk.

Im Sommer 2015 soll alles stehen, die Büro- und Laborgebäude, das charakteristische Hochhaus, Straßen, Bäume und Sträucher. Dann werden die letzten der rund 1200 Mitarbeiter eingezogen sein. Aus den Bosch-Standorten in Schwieberdingen, auf der Gerlinger Schillerhöhe und in Waiblingen kommen sie nach Renningen. Laut Berechnungen des Konzerns werden es um die 12 000 Umzugskisten sein sowie 1 800 Maschinen und Anlagen aus 270 Laboren. Dies ist eine der weiteren rustikalen Aufgaben, die auf die Bosch-Mitarbeiter in der Zukunft warten.

Das Bosch-Entwicklungszentrum – eine Chronik

Anfänge
Auf dem Flugplatz üben Fallschirmspringer der Bundeswehr und der US-Army. Das Gelände gehört dem Bund. Er darf es nichteinfach so verkaufen, zudem muss ein Ersatzareal für die Truppe her. Als das Staatsministerium und der CDU-Bundestagsabgeordnete Clemens Binninger sich einklinken, kommt ein Durchbruch: Der Bund verkauft die Wiesen an das Land, das sie an Bosch veräußert.

Verträge
Im Herbst 2009 besiegeln in Renningen der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU , der frühere Verteidigungsminister Franz-Josef Jung und Bosch-Chef Franz Fehrenbach die Verträge. Die Soldaten dürfen bis 2029 im Süden des Geländes weitertrainieren. Planung
Jahre vergehen mit Bürgerinformationen und Planungen. Details werden bekannt: Im ersten Bauabschnitt entstehen vierzehn Gebäude für 160 Millionen Euro, insgesamt kostet das Projekt 310 Millionen Euro.

Baubeginn
Mitte Juni 2012 lädt Bosch um fünf Uhr morgens zum Spatenstich. Vor einem Jahr folgt die offizielle Grundsteinlegung mit dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne).