Ausbilder Heinrich-Wilhelm Johannsmann vertritt beim Leonberger Seminar für Reitlehrer die These, dass der Sport hoch zu Ross gar nicht so schwer ist. Die Spring-Spezialisten schult er mit elementaren Dressur-Lektionen.

Leonberg - Der Pferdesport ist auf Dauer so gut, wie die Jugend in Zukunft gefördert wird. Das sagt Ausbilder Heinrich-Wilhelm Johannsmann aus Ebbesloh, der beim Seminar für Reitlehrer im Leonberger Reiterzentrum Tilgshäusle referierte. Der 65-jährige hat 2005 seine aktive Karriere als Springreiter beendet, war von 2005 bis 2011 Ausbilder für Nachwuchspferde und -reiter im Stall von Ludger Beerbaum in Riesenbeck und von 2011 bis 2014 Trainer der ukrainischen Equipe. Mit ihr war er auch bei den Olympischen Spielen in London.

 

Seit 2014 bereist er im Auftrag der Reiterlichen Vereinigung in Warendorf (FN) ganz Deutschland (ist auch auf internationaler Bühne gefragt), vermittelt an der Basis die klassische Reitlehre und freut sich über Einladungen von Kreis- oder Landesverbänden. „Ich möchte dem Reitsport etwas zurückgeben, was ich während meiner eigenen Karriere bekommen habe.“ Viel gelernt habe er von seinen eigenen Ausbildern, wie beispielsweise Hermann Schridde, Günter Winkler oder dem früheren Bundestrainer der Springreiter, Herbert Meyer. „Und warum soll man bei Lehrgängen Reitern der unteren Klassen nicht vermitteln, was in den oberen Klassen passiert?“

Die Wunderlösung gibt es nicht

Immer wieder betont Heinrich-Wilhelm Johannsmann, dass Reiten eigentlich ganz einfach sei. „Am Ende meiner Einheiten wird jeder Nichtreiter sagen, sattelt mir ein Pferd, ich versuch’s“, sagt er. Sein Thema in Leonberg lautet: „Worauf kommt es im Springparcours tatsächlich an?“ Eine Wunderlösung hat er natürlich nicht parat. Der ehemalige Nationenpreisreiter besinnt sich aber auf das Wesentliche.

Und so beginnt er seine Stunde mit Dressurlektionen, lässt Ross mit Reiter über Stangen traben. „Das macht die Pferde vertraut mit dem, was später auf sie zukommet. Immer wieder kommt der Rhythmus ins Spiel. Zehn lockere Galoppsprünge lässt er seine Schüler laut zählend auf der langen Seite vollführen, bevor die ersten Sprünge folgen. Immer wieder. Bis er zufrieden ist mit dem, was er sieht. „Hey, ich habe dich gerade gelobt, und reiten macht Spaß, du darfst also lachen“, ruft er und lockert das Gemüt der konzentriert Übenden auf.

Rhythmische Übungen für den Galopp

Eine davon ist Janine Mezger aus Ditzingen, die für den RFV Leonberg startet und Vorjahr mit Casper Mado erstmals schwere S-Prüfungen geritten ist. Ihr Top-Pferd genießt derzeit noch die Winterpause. Zum Seminar ins Tilshäusle ist sie mit ihrem neuen Pferd Caro’s Ass gekommen, das sie Ende des vergangenen Jahrs in Österreich erworben hat. „Das Training war super, vor allem die rhythmischen Übungen, damit sollen wir den Galopp besser kennenlernen, was wiederum beim Springen elementar ist“, schwärmt die 23-Jährige hinterher.

Mittags bei der Hippologischen Fachtagung in der Leonberger Stadthalle stellt Heinrich-Wilhelm Johannsmann die erstmalige Verfilmung der deutschen Reitlehre vor, bevor Thomas Kreis zum Thema „Neuraltherapie in der Pferdepraxis“ referiert.