Die Physiotherapeutin Beatrice Störzinger macht müde Pferderücken und die Beine der Rutesheimer Landesligaspieler munter. Im Endspurt der Rückrunde hat die 27-jährige Leonbergerin jede Menge zu tun.

Leonberg - Der Hannoveraner Wallach Mafioso steht gelassen vor der Reithalle und genießt sichtlich das Wellness-Programm von Beatrice Störzinger. Die Physiotherapeutin greift beherzt eine Hautfalte und massiert sie entlang des kräftigen Halsmuskels. Der 21-jährige Mafioso, bei dem lediglich ein paar spärliche weiße Haare auf der Stirn einen Hinweis auf sein Alter geben, entspannt sichtlich.

 

Beatrice Störzinger ist leidenschaftliche Reiterin. Neben ihrer Arbeit in der Praxis der Mutter behandelt sie seit ihrem Abschluss als Pferdephysiotherapeutin am Deutschen Institut für Pferde-Osteopathie in Dülmen vor zwei Jahren auch Vierbeiner. Blockaden, Verspannungen oder Taktfehler, für die der Tierarzt keine medizinische Ursache findet, kommen in die Hände der begeisterten Reiterin. Manchmal nimmt die Leonbergerin auch einen Reflexpunkt ins Visier. Mafioso dehnt kräftig seinen Rücken auf, als seine Besitzerin mit einem Holzstäbchen an der Bauchnaht entlang streicht. „Einmal im Monat versuche ich wenigstens auch ihn zu behandeln“, erzählt die viel beschäftigte 27-Jährige lachend.

Beatrice Störzinger ist mit ihren therapeutischen Fähigkeiten aber auch einer weiteren Sportart schon seit vielen Jahren verbunden, die unterschiedlicher nicht sein könnte: Schon seit 2007 sitzt sie bei den Fußballern der SKV Rutesheim auf der Bank und springt helfend ein, wenn gegnerische Fouls oder ermüdete Muskeln einen Spieler in die Knie zwingen. Wegen der Passion des jüngeren Bruders und des Vaters, die beide seit jeher im Fußball aktiv sind, war es kein Zufall, dass die Leonbergerin – wenn auch passiv – ebenfalls bei den Kickern gelandet ist. „Wir waren als Kinder schon immer auf dem Fußballplatz dabei. Von daher kenne ich es.“

Turnierreiterei ist nicht mehr drin

Damals spielte ihr Bruder in der A-Jugend der SKV und „der Trainer Kai Fetzer hat mich damals gefragt, ob ich für sie arbeiten könnte.“ Das Pensum der Therapeutin ist enorm. „Für mich ist es aber ideal, Beruf und Freizeitinteressen unter einen Hut zu bringen“, ist Störzinger überzeugt. Die Mittagspause verbringt sie im Stall mit Reiten oder Behandeln. Bis in den späten Abend widmet sie sich dann wieder Zweibeinern. Eigentlich wollte die vielseitige Hobbysportlerin ursprünglich Sportwissenschaften studieren, ließ sich dann aber von der strengen Selektion während des Studiums abschrecken und landete schließlich im Beruf ihrer Mutter. Die Arbeit in der Praxis, in den Pferdeställen rund um Leonberg und das Engagement im Fußball sei aber nur möglich, weil sie selbst zur Zeit nicht im Turniersport aktiv sei, so Störzinger. Im Dressursport war die Reiterin, die bereits mit sieben Jahren in der Leonberger Ponygruppe mit dem Reiten begann, immerhin bis Klasse M erfolgreich.

Die Unterschiede zwischen den zwei- und vierbeinigen Sportlern, die sie behandelt, seien gar nicht so groß, erklärt sie: „Ich tape, massiere und mache Wärmebehandlungen. Mit Fußballern mache ich zur Prävention viele stabilisierende Übungen.“ Die Kicker in der Landesliga seien Leistungssportler. Doch anders als die Profis müssten diese im Sport und im Beruf Höchstleistungen bringen, wenngleich der Erfolgsdruck nicht ganz so hoch sei.

Ein wenig einfacher seien Pferde dann aber doch zu behandeln, berichtet Störzinger aus Erfahrung. „Das Pferd ist unvoreingenommen. Der Mensch ist stärker auf sein Problem fokussiert. Da spielt die Psyche eine viel größere Rolle“, sagt die Therapeutin. Bei der Behandlung von Pferden lerne man aber auch als Therapeut, dass man viel gefühlvoller behandeln und viel feinfühliger mit dem Gewebe umgehen kann. „Die spüren ja jede Fliege auf der Haut“, beschreibt Störzinger die Sensibilität der Vierbeiner.

Vierbeiner haben oft Verspannungen

„Früher wurde bei Massagen ja richtig hingelangt. Es musste wehtun, wenn es gut sein sollte. So ist es aber nicht mehr“ (Störzinger). Bei Pferden seien es weniger Behandlungen nach Operationen wie bei den Fußballen, die sich häufiger Bänderrisse und andere Frakturen zuziehen. Die Vierbeiner hätten dagegen oft Verspannungen und „in der Hälfte der Fälle behandle ich die Reiter mit.“ Man könne das Pferd unendlich oft und erfolglos behandeln, wenn die Verspannungen des Reiters die eigentliche Ursache für das mangelnde Gleichgewicht zwischen Mensch und Tier seien.

Die Rückrunde in der Fußball-Landesliga biegt auf die Zielgerade ein. Einmal pro Woche und während der Spiele nehmen die Fußballer Beatrice Störzinger in Beschlag. Senior Mafioso muss dann zurückstecken mit den Wellness-Zuwendungen seiner Reiterin. Dafür ist die Koppelsaison bereits angebrochen, und ein fröhlicher Buckler oder Wälzen löse auch beim Pferd so manche Blockade, beruhigt Störzinger.