Seit 35 Jahren unterstützt die von Rose und Rolf Schnaufer gegründete Stiftung Unámonos eine Schule in Peru. Jetzt war der Weil der Städter Bürgermeister Schreiber mit einer kleinen Delegation zum Antrittsbesuch dort.

Weil der Stadt - Hoch und runter muss schnaufen, wer in ein südamerikanisches Land fährt. Bis auf 5000 Meter über dem Meer reichen die Passstraßen im Andengebirge von Peru. Und wer runter blickt, schaut zum Beispiel ins Colca-Tal, immerhin das tiefste Tal der Welt. Da lohnt es sich, um 3 Uhr aufzustehen, hochzufahren und morgens um 6 dann bei minus fünf Grad den Sonnenaufgang zu genießen. „Die Kälte, die dünne Luft, die unendliche Weite, das ist der Wahnsinn“, erzählt Hans Dieter Scheerer von seiner Peru-Reise, die er mit einer kleinen Weil der Städter Delegation unternommen hat.

 

Für ihre Wolldeckenfabrik waren Rose und Rolf immer auf der Suche nach guter Wolle

In so einer schönen Landschaft fühlen sich auch die Alpakas wohl. Das wissen nicht nur die Inka-Ureinwohner, die hier oben ihre warmen Alpaka-Schals verkaufen. Das wusste auch schon in den 70er Jahren die Weil der Städter Fabrikantenfamilie Schnaufer. Für ihre Wolldeckenfabrik waren Rose und Rolf immer auf der Suche nach guter Wolle. Damals wurden sie bei einer solchen Einkaufstour auf ein Kinderheim in dem peruanischen Stadt Arequipa aufmerksam. Etwa eine Million Einwohner leben hier, auf 2300 Metern Höhe gelegen, etwa 90 Kilometer südlich des mächtigen Colca-Tals.

„Lasst uns zusammenhalten, um zu helfen“, dachten sich die Schnaufers damals, übersetzten diesen Satz ins Spanische. Seitdem unterstützt die Weil der Städter Stiftung „Unámonos“ das Kinderheim in Arequipa. „Man merkt, dass da ein positiver Geist herrscht“, berichtet der Weiler Rechtsanwalt Hans Dieter Scheerer von seiner Reise. Seit zwei Jahren sitzt er im Unámonos-Stiftungsrat, war schon mehrmals in Peru.

Im vergangenen Oktober feierte Unámonos seinen 35. Geburtstag und eine Delegation aus Peru reiste nach Weil der Stadt – mit einer Einladung zum Gegenbesuch an den Weiler Bürgermeister Thilo Schreiber im Gepäck. Gesagt, getan, jetzt hat es endlich geklappt, Schreiber ist zusammen mit Martin Buhl, einem seiner Stellvertreter im Gemeinderat, der FDP-Rätin Brigitte Benzinger-König und Hans Dieter Scheerer nach Arequipa gereist – natürlich auf eigene Kosten, denn jeder Cent, den die Stiftung bekommt, fließt in ihre Arbeit.

„Da hat Frau Schnaufer was richtig Tolles aufgebaut“, berichtet der Bürgermeister. „Mit viel Liebe und Ideenreichtum ist die Schule dort organisiert.“ 37 Lehrer und Therapeuten, eine Ärztin und eine Psychologin betreuen dort etwa 130 Kinder, viele Kinder sind behindert, haben zum Beispiel das Down-Syndrom. Ziel der Schule ist es, die in dem südamerikanischen Land oft wegen ihrer Behinderung stigmatisierten Kinder fit für den Alltag zu machen. Das erfordert Platz – mehr als der Schule momentan in der engen Altstadt zur Verfügung steht. „Es gibt da schon Ideen“, verrät Thilo Schreiber. „Wir haben zum Beispiel einen Bauplatz am Rande von Arequipa besichtigt.“ Dafür braucht die Stiftung aber zunächst noch Geld, die Arbeit geht also nicht aus.

Ein Südamerikaner mit Schnurrbart, wie er im Bilderbuch steht

Schulhausneubau, Projektorganisation, Geld sammeln – Dinge die Schreiber als Bürgermeister natürlich allesamt kennt. Einen Besuch hat er daher auch seinem arequiper Amtskollegen Alfredo Zegarra abgestattet, ein Südamerikaner mit Schnurrbart, wie er im Bilderbuch steht. „Ins goldene Buch hab ich mich eingetragen, eine Urkunde bekam ich – das wurde schon alles sehr offiziell gemacht“, erzählt Schreiber ein klein wenig beeindruckt von seinem Kollegen, dessen Stadt immerhin eine Million Einwohner zählt. „Der Besuch war gut und richtig“, sagt er, auch wenn er weiß, dass Behinderteneinrichtungen wie diejenige von Unámonos weiterhin wenig bis keine Unterstützung von Stadt und Staat bekommen werden.

Darum hat die schwäbische Delegation auch ein weiteres Kinderheim besucht, in dem eine ehemalige Nonne Behinderte pflegt. „Die werden in Peru von den Eltern zum Teil in einer Kiste auf der Straße ausgesetzt“, berichtet Hans Dieter Scheerer. „Die Polizei bringt sie dann zu der Nonne, die päppelt sie dann auf.“ Auch diese Einrichtung benötigt dringend Geld – genug Aufgaben auch für die kleine Delegation aus Weil der Stadt also, nachdem sie jetzt wieder zurückgekehrt ist. Und nach einem Flug durch den südamerikanischen Gewitterhimmel mit viel Verspätung zwar, aber sicher wieder gelandet ist.

„Da sieht man vor Ort, dass unser Geld was bewegt“, sagt Thilo Schreiber. Für die Kinder hätte Unámonos inmitten von Chaos und Armut eine Insel der Glückseligkeit geschaffen. Er bewundert die Lebensleistung von Rose Schnaufer, die jetzt nach und nach eine jüngere Generation übernimmt. Und zwischen dem steilen Auf und Ab der Anden dafür sorgt, dass es jedenfalls stellenweise ein wenig aufwärts geht.