Der Veranstalter einer Ehrenpreisgala lädt den Weltstar unvermittelt aus, verschweigt das aber.

Leonberg - Rockfans ist Helen Schneider durch ihre Zusammenarbeit mit Udo Lindenberg und einige Hits in den Achtzigern bekannt, darunter „Rock’n’Roll Gypsy“. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die New Yorker Sängerin einen Namen als Jazz- und Musical-Interpretin gemacht. Am Sonntag wäre ihre Kunst in der Stadthalle zu hören gewesen.

 

Doch daraus wird nichts. Karsten Enz, der Veranstalter der Ehrenpreisgala Löwenherz, hat den dort geplanten Auftritt der weltweit renommierten Künstlerin gestrichen. So werden am Sonntagabend um 19.30 Uhr der frühere Fernsehjournalist Franz Alt, der Kirchenkritiker Eugen Drewermann, der kolumbianische Friedensaktivist Lacides Hernandez und der Renninger Pfarrer Franz Pitzal für ihr Engagement für „Frieden, Freiheit, Aufklärung und eine gerechte Welt“ ohne zwei 50-Minuten-Sets von Helen Schneider ausgezeichnet.

Ohne Begründung

Dabei hatte die lokale Hilfsorganisation Human Projects, deren Chef Karsten Enz ist, bereits seit mehr als einem halben Jahr mit dem Auftritt des Weltstars geworben. Überall in der Stadt waren Plakate von Helen Schneider zu sehen. Auf Handzetteln wurde auf den Galaabend hingewiesen.

Aber seit einer knappen Woche ist der Name Helen Schneider verschwunden. Keine Plakate, neue Handzettel. Auf der Homepage von Human Projects gibt es keinen einzigen Hinweis auf den bis vor wenigen Tagen noch gehypten Helen Schneider-Auftritt. Auch keine Information über eine mögliche Absage. Stattdessen wird lediglich mit den Namen der Ausgezeichneten für die Preisverleihung geworben.

Erst auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt Karsten Enz, dass die renommierte Künstlerin nicht kommen wird. Über die Gründe will er sich nicht auslassen und verweist auf eine schriftliche Mitteilung. „Die Sopranistin und musikalische Senkrechtstarterin Masha Stohrer übernimmt, nachdem Helen Schneider ausfällt, die musikalische Umrahmung der Löwenpreisverleihung“, ist dort zu lesen. Kein Wort, warum die angekündigte Künstlerin „ausfällt“.

Erst auf mehrmaliges Nachhaken unserer Zeitung erklärt Enz, dass er den Vertrag mit dem Schneider-Management nicht hätte unterschreiben können, weil der Agent der Künstlerin die Preisverleihung am Abend des Auftritts nicht habe genehmigen wollen.

Ausführlicher E-Mail-Verkehr

Der sieht das völlig anders. „Wir haben Herrn Enz nicht einmal andeutungsweise zu verstehen gegeben, dass wir mit der Preisverleihung nicht einverstanden sind“, erklärt Uwe Darkow von UD Promotion aus Essen. Der Vertreter der Künstlerin verweist auf einen seit einem Jahr laufenden Mail-Verkehr zwischen ihm und Enz, in dem viele Details, über die Werbung, die Bühnentechnik bis hin zur Übernachtung der Sängerin besprochen wurden. Tatsächlich sei Darkow anfangs von einem kompletten Konzert in Leonberg ausgegangen und habe nur durch Zufall erfahren, dass Helen Schneider im Rahmen einer Preisverleihung auftreten soll.

Ob ein Rechtsstreit folgt, ist offen

Aber dagegen gehabt hätte er nichts. Im Gegenteil: Helen Schneider wäre grundsätzlich sogar bereit gewesen, die Leonberger im September nach Moskau zu begleiten, als sie dort ihren Friedenspreis Michail Gorbatschow überbrachten. Doch zu dem Termin hatte sie festgebuchte Verpflichtungen. Der Schneider-Manager vermutet vielmehr, dass der schleppende Vorverkauf den Veranstalter bewogen habe, die Künstlerin Knall auf Fall auszuladen.

Ob nun ein Rechtsstreit folgt, lässt Darkow offen. Fest steht nun lediglich, dass am Sonntagabend Masha Stohrer, die Tochter der Partnerin von Karsten Enz, singen wird. Musikalisches Potenzial ist auch von ihr zu erwarten. Sie ist Preisträgerin beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“.